Während Mercedes mit seiner Wunder-Lenkung verblüfft, sorgt Ferrari im Motoren-Streit für Unfrieden. Die Tricks sind aber nicht vergleichbar. Eine Analyse.
Ferrari Mercedes Formel 1
Sebastian Vettel (Ferrari) gegen Valtteri Bottas (Mercedes) beim Formel-1-Grand-Prix von Ungarn 2019. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Einigung der FIA im Motorenstreit mit Ferrari erhitzt die Gemüter in der Formel 1.
  • Vor allem der Vergleich mit dem Lenkungs-Trick von Mercedes wird oft bemüht.
  • Aber die Analogie zwischen den beiden Konzepten hinkt. Eine Analyse.

Es musste so kommen: Die sieben nicht von Ferrari-Motoren befeuerten Formel-1-Teams drohen mit einer Klage. Das weichgespülte Statement der FIA, man werde die Untersuchung der Ferrari-Motoren vertraulich behandeln, konnte nicht standhalten. Die Teams wollen Klarheit zu einer einfachen Frage: Hat Ferrari betrogen oder nicht? Und wenn ja – warum vertuscht es die FIA, warum gibt es keine Konsequenzen?

Wie beurteilen Sie das Urteil gegen Ferrari?

Dass sich die Fans der Scuderia von diesem Frontalangriff persönlich attackiert fühlen, war vorhersehbar. Und irgendwo ist es auch verständlich – schliesslich kam Mercedes gerade erst mit einem eigenen Regel-Schlupfloch davon. Der Vergleich zwischen dem Lenkungstrick der Silberpfeile und dem Motorentrick der Scuderia liegt nahe. Aber er hinkt.

Was soll Ferrari verbrochen haben?

Der Vorwurf an Ferrari: Die Scuderia soll vorsätzlich die Sensoren zur Kontrolle der Benzin-Durchflussmenge manipuliert haben. So soll mehr Benzin in die Brennkammer des V6-Turbo-Motors gelangt sein, als es das Reglement zulässt. Der Vorteil ist klar: Höhere Leistung, ohne dass am Motor selbst viel verbessert werden muss. Die Manipulation eines von der FIA vorgeschriebenen Sensors ist ein klarer Regelbruch – aber noch nicht bewiesen.

Sebastian Vettel Ferrari
Sebastian Vettel am Steuer des Ferrari SF1000 bei den Testfahrten in Barcelona. - dpa

Genau darum ging es bei der Untersuchung der FIA: Auf Wunsch der Konkurrenz festzustellen, ob die Anschuldigung zutrifft. Warum sich der Motorsport-Weltverband auf seine lächerliche Einigung mit den Italienern einliess, steht auf einem anderen Blatt. Fakt ist: Was immer die Untersuchung ergeben hat, man hielt es geheim. Das insinuiert, dass man etwas Illegales gefunden hat – andernfalls hätte es wohl einen Freispruch gegeben.

Warum ist die Mercedes-Lenkung legal?

Das mit dem Technik-Trick von Mercedes zu vergleichen, ist eine Analogie, die einem genaueren Blick nicht standhält. Die Silberpfeile haben eine Lücke im Reglement gefunden, einen Passus, der Interpretationsspielraum offen lässt. Die Entwicklung des Lenkungstricks – DAS genannt – lief in enger Zusammenarbeit mit der FIA. Die war informiert und nahm ins Reglement für 2021 einen Abschnitt auf, der das System verbietet.

Die Veränderungen an der Vorderradaufhängung von Lewis Hamiltons Mercedes im Detail. - Twitter/@SavlarSVK

Zusammenfassend: Mercedes nutzte eine Lücke im Reglement, um ein neues System zu entwickeln. Die FIA kannte die Entwicklung und bestätigte, dass sich diese im legalen Rahmen bewegt.

Ferrari hingegen soll bewusst an einem Element des Regelwerks – dem Treibstoff-Sensor – vorbeigearbeitet haben. Das stellt einen klaren Bruch des Regelwerks dar. Für solche Vergehen kann man durchaus auch von der WM ausgeschlossen werden. Ein Beispiel: Tyrrell wurde 1984 wegen eines Sprit- und Gewichtstricks alle WM-Punkte gestrichen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

FIAKlageFreispruchFerrariMercedes