Drittes Saisonrennen, drittes Debakel: Ferrari wird beim Ungarn-GP sogar überrundet. Der einzige Lichtblick der Scuderia ist ausgerechnet ein schon Gefeuerter.
Sebastian Vettel Ferrari
Sebastian Vettel (Ferrari) bei einer Pressekonferenz vor dem Ungarn-GP der Formel 1. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ferrari erlebt beim Ungarn-GP das nächste Debakel – beide Fahrer werden überrundet.
  • Das Auto ist zu langsam, und auch bei der Strategie patzt die Scuderia.
  • Einziger Lichtblick in Maranello ist ausgerechnet der rausgeworfene Sebastian Vettel.

Zum dritten Mal in Folge ist aus dem springenden Pferd eher ein lahmer Gaul geworden. Nach dem Ungarn-GP tritt Ferrari wunden-leckend die Heimreise nach Maranello an. Und selten war man in Italien wohl so dankbar für ein Wochenende, an dem die Formel 1 nicht fährt.

Schafft Ferrari in dieser Saison noch die Trendwende?

Denn eine Verschnaufpause kann die Scuderia derzeit wirklich gut gebrauchen. Die beiden Rennen in Österreich und nun in Ungarn innert drei Wochen waren hartes Brot. Dass Charles Leclerc zum Saisonstart in Spielberg Zweiter wurde, ein glücklicher und unverdienter Ausreisser.

Ferrari Mercedes Formel 1
Nur bei der Überrundung von Charles Leclerc durch Valtteri Bottas lag Ferrari kurzzeitig vor Mercedes. - dpa

Fakt ist: Ferrari kann sich glücklich schätzen, wenn man am Saisonende fünfte Kraft in der Formel 1 ist. Mercedes ist – in den Worten von Sebastian Vettel – in einem anderen Universum unterwegs. Auch Red Bull ist klar besser (das Qualifying in Ungarn vielleicht ausgenommen). Racing Point mit dem pinken Mercedes ist ebenfalls vor den Roten, und an zwei von drei Rennwochenenden auch noch McLaren.

Ergebnis für Ferrari «schwer zu schlucken»

Es sind wirklich keine einfachen Tage für Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. «Das Ergebnis ist sehr schwer zu schlucken», kommentiert der in der Schweiz geborene Italiener. «Im Qualifying haben wir das Maximum aus dem Auto in seiner jetzigen Form herausgeholt. Im Rennen war das nicht der Fall – überrundet zu werden, tut uns und den Fans sehr weh.»

Der Teamchef gelobt Besserung, man werde «alles versuchen, um uns in allen Bereichen zu verbessern». Wie das in nur zwei Wochen bis zum nächsten Grand Prix gelingen soll, lässt Binotto offen. «Jeder einzelne wird seine Arbeit analysieren und den Mut haben müssen, die Richtung zu ändern, falls nötig. Die aktuelle Dynamik ist nicht akzeptabel.»

Scuderia Ferrari Mattia Binotto
Mattia Binotto, Teamchef von Ferrari. - Keystone

Der Ungarn-GP hat auf schmerzvolle Weise unterstrichen, dass Ferrari in allen Bereichen hinterherhinkt. Auf der Geraden ist der SF1000 zu langsam, in den Kurven zu unruhig. Das Auto ist anfällig für unvorhersehbare Verschiebungen der Balance, von Runde zu Runde ändert sich das Fahrverhalten. Dass die Boxenmauer dann auch noch bei der Strategie patzt, ist das Sahnehäubchen.

Ausgerechnet Vettel kann glänzen

Ganz besonders bitter: Der einzige Lichtblick bei Ferrari ist derjenige, der schon gefeuert wurde. Sebastian Vettel holte mit Platz sechs in Budapest das absolute Maximum aus dem Auto. Der Grund dafür: Anders als Leclerc wechselt der Deutsche nach dem Start auf Intermediate-Reifen auf den Medium-Compound. Und das aus eigenem Antrieb, wie der Funkverkehr mit Renningenieur Ricardo Adami zeigt.

Sebastian Vettel entscheidet im Gespräch mit Ricardo Adami selbst über die Rennstrategie. - Formel 1 Ferrari Vettel

Vettels Rennstratege ruft den Deutschen nach vier Runden zum Boxenstopp. Wie auch Leclerc soll der vierfache Weltmeister den weicheren Reifen aufziehen. Vettel entscheidet sich dagegen, fordert die mittlere Reifenmischung – und liegt richtig. Leclerc kommt mit dem Soft-Compound ins Straucheln, wird am Ende nur Elfter.

Lance Stroll Racing Point
Lance Stroll im Racing Point RP 20 beim Grossen Preis von Ungarn. - dpa

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet der bald arbeitslose Vettel bei Ferrari glänzt. Der Deutsche fährt um seine Zukunft und weiss – mit der Scuderia ist 2020 kein Blumentopf zu gewinnen. Für die kommende Saison könnte der vierfache Weltmeister sich aber bei Racing Point in Stellung bringen. Der «pinke Mercedes», der 2021 Aston Martin heissen wird, könnte dann sogar ein Schritt nach vorne sein.

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