YB: Diese fünf Punkte sprechen für Wagner - und das dagegen!

Fehlende Titel: YB hat in den letzten vier Jahren fünf Titel gewonnen. Wer auch immer dieses Team übernimmt, wird an Titel gemessen. David Wagner (50) geht in seinem erstem Jahr ziemlich sicher leer aus. Er bleibt damit klar unter den Erwartungen.

Coachingfehler: Seine Wechsel sorgten zuletzt vermehrt für kritische Stimmen auf den Rängen. Wieso spielt Felix Mambimbi (21) als Flügel (trotz zahlreicher Ballverluste) zuletzt zweimal durch? Trotz des Tores gegen Luzern: Das ist definitiv nicht seine Position. Dafür sitzen Neuzugang Kevin Varga (25) und Nicolas Moumi Ngamaleu (27) gegen den FCL nur auf der Bank. Und letzterer kommt für die letzten Minuten erst noch als Aussenverteidiger ins Spiel. Bereits bei den Last-Second-Unentschieden gegen den FCSG (3:3) und GC (2:2) sorgt der Trainer mit seinen Wechseln für Verunsicherung.

Die Sprache: Das halbe YB-Team spricht in der Garderobe Französisch. Wagner tut es nicht. Klar, dass die Kommunikation nicht ideal sein kann. Auch, wenn Wagner sich mit seinen Stars in Deutsch und Englisch verständigen kann. Hier hatte Vorgänger Gerardo Seoane mit seinen sechs Sprachen den deutlich besseren Zugang in der Garderobe.

Die brisante Aussage: Obwohl David Wagner auch für nächste Saison einen Vertrag hat, sagt der besonnene YB-Sportchef Christoph Spycher (43), dass es im Fussball keine Garantien gäbe. Solch kritischen Sätze gibt es von Spycher nicht oft zu hören. Alarm für Wagner!

Die Fans: In den letzten vier Jahren werden die YB-Fans verwöhnt, feiern vier Meisterschaften und einen Cupsieg. Sich wieder an Platz zwei zu gewöhnen fällt schwer, entsprechend schnell schlägt die Stimmung gegen Trainer Wagner um. In den Sozialen Medien wird der Coach schon länger angezählt – im Stadion ist es aber bisher noch ruhig. Wie lange noch?

Champions League: Mit der geglückten Qualifikation für die Champions League hat Wagner den Young Boys über 30 Millionen Franken eingebracht. Das ist nicht unwichtig, vor allem in Zeiten einer Pandemie. Und er hat den Fans schöne Momente beschert, wie beispielsweise den Sieg über das grosse Manchester United. Das bleibt unvergessen – und ist noch gar nicht so lange her.

Verletzte und Abgänge: YB musste in dieser Saison sechs Goalies einsetzen und konnte sogar einmal das Matchblatt nicht füllen. Kein Team hat mehr verletzte Spieler als der Meister. Wagner muss in jedem Spiele neue Spieler einsetzen, dafür kann er nichts. Zudem gibt YB im Winter mit Michel Aebischer, Christopher Martins, Silvan Hefti und Jean-Pierre Nsame gleich vier hochkarätige Stammspieler ab. Damit wird zwar die Kasse weiter gefüllt, doch sportlich kann YB diese Verluste bisher noch nicht durchgehend kompensieren. Gejammert hat Wagner nie.

Übermächtige Gegner: Der FCZ spielt eine Traumsaison, ist seit 17 Spielen (!) unbesiegt. Kein Team der Welt kann in dieser Saison mit den Zürchern mithalten. Dem Team von Trainer André Breitenreiter gelingt derzeit das, was YB und dem FCB in den Jahren zuvor gelang: Sie schöpfen ihr Potential komplett aus, reiten auf einer Erfolgswelle. Es ist die Leichtigkeit, die Wagner so vermisst.

Satte Spieler: Wagner ist in Bern auf viele Spieler getroffen, die in den letzten vier Jahren fünf Titel geholt haben. Eine gewisse Sättigung ist durchaus erklärbar, zumal die Pandemie den Kaderumbruch verlangsamt hat. Einigen Spielern fehlt womöglich der absolute Titelhunger? Die gewichtigen Abgänge passieren erst in diesem Winter und quasi gleichzeitig. Das ist nicht der langsame und stetige Kaderumbruch, den man sich in Bern gewünscht hat.

Neuer Staff: David Wagner hat bei YB einen Staff übernommen. Einzig seinen Assistenten Christoph Bühler hat er mitgebracht. Vielleicht sollte er die Lage analysieren und den Staff mit neuen, eigenen Leuten bestücken, denen er mehr vertrauen kann. Falls er die Zeit dazu kriegt...