Der FCB kassiert in Yverdon die nächste Niederlage, YB ist neuer Leader – und wie steht es um die Sportchef-Suche beim FCZ? Willkommen beim Fussball-Talk!
Fussball-Talk
Die FCB-Krise unter Timo Schultz ist Thema beim Fussball-Talk. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem 2:3 in Yverdon herrscht beim FCB dicke Luft, Trainer Schultz muss liefern.
  • Am Dienstag steigt im Letzigrund das «Acker-Derby» zwischen dem FCZ und GC.
  • Hat FCZ-Präsident Ancillo Canepa seinen Sportchef gefunden?
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
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Nau.ch: Beim FCB ist die Aufbruchstimmung schon wieder weg, die Bebbi verlieren in Yverdon 2:3. Was ist da bloss los?

Mischi Wettstein: Vorneweg: Timo Schultz ist ein ganz sympathischer Typ. Aber die Niederlage gestern ist die, die nicht hätte passieren dürfen. Der Trainer und sein Staff hatten zwei Wochen Zeit, um mit dem neuen Team etwas einzustudieren. Zudem schmerzt nicht nur die Niederlage an sich, sondern auch der Blick auf die Tabelle: Die Bebbi sind Vorletzter und haben am zweitmeisten Tore kassiert!

Christoph Böhlen: Halt, ich sehe die Schuld hier nicht beim Trainer. Natürlich ist beim FC Basel der Wurm drin, aber das liegt doch mehr an den Spielern als am Coach? So einfach wie sich die Abwehr mehrfach mit langen Bällen auf Varol Tasar übertölpeln liess, da würde auch Carlo Ancelotti an der Seitenlinie nicht weiterhelfen.

Vielmehr müssen die Profis in Rotblau realisieren, dass man nicht nur im «Klassiker» vor vollen Rängen das Herz auf dem Platz lassen muss. Die gleiche Intensität ist eben auch auswärts beim Aufsteiger gefragt. Aber wenn man gegen Yverdon die Mehrheit der Zweikämpfe verliert, ist eine Niederlage dann auch folgerichtig. Da kann der Trainer nicht viel ausrichten.

Mischi Wettstein
Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein. - Nau.ch

Nau.ch: Konkret gefragt: Droht am Rheinknie schon wieder ein Trainerwechsel?

Mischi Wettstein: Timo Schultz braucht in meinen Augen ein Wunder, will er Weihnachten noch vor dem FCB-Christbaum feiern. Er müsste mit seinem Team jetzt schon eine bärenstarke Serie hinlegen. Denn eigentlich startet Schultz ja gleich im Minus: Seine Vorschusslorbeeren hat er schon mit dem europäischen Scheitern gegen die Kasachen verspielt.

Das gestrige Spiel wurde im Vorfeld als Restart angesehen – es folgt aber schon die zweite Niederlage gegen einen Aufsteiger. Das kann nicht der Anspruch beim FC Basel sein! Und ich frage mich: Wann platzt Club-Boss David Degen der Kragen?

Ist Timo Schultz der richtige Trainer für den FC Basel?

Nau.ch: Könnte sich der FC Basel denn einen weiteren Trainerwechsel leisten?

Mischi Wettstein: Natürlich würde ein Trainerwechsel wieder Geld kosten, aber wenn man merkt, dass man nicht in die Spur findet, dann ist es besser, wenn man reagiert. Eines ist klar: Wenn Schultz am Donnerstag mit dem FCB zuhause gegen Luzern verliert, heisst es früher oder später Koffer packen!

FC Basel
Club-Boss David Degen liegt mit dem FC Basel auf dem vorletzten Platz. - keystone

Christoph Böhlen: Degen hat mit Rahmen, Abascal, Frei und Interims-Coach Heiko Vogel schon häufig den Trainer gewechselt. Aber besser wurde es dennoch nicht. Ich würde jetzt sicher bis Winter an Schultz festhalten und dann eine Bilanz ziehen. Denn wie meistens bei Trainerwechseln stellt sich die Frage: Wer ist denn überhaupt verfügbar?

Mischi Wettstein: Es gäbe Lösungen! Zum Beispiel wäre da Giorgio Contini, der in zwei schwierigen Vereinen (GC und Lausanne) einen guten Job gemacht hat. Er ist sprachgewandt, was beim internationalen FCB ein Muss ist. Es ist aber fraglich, ob er im Trainerbild vom Club-Boss Degen genügend «sexy» ist. Denn der träumt eher von einem Typ «Jungtrainer» aus der «RedBull Schule».

Nau.ch: Wandern wir in der Tabelle bis ganz nach oben. Mit YB und dem FCL hat sich ein Leader-Duo an die Spitze gesetzt. Wie haben euch die beiden Auftritte gefallen?

Mischi Wettstein: Halt, es ist kein Duo – YB hat noch ein Spiel weniger absolviert. Aber selbstverständlich spielt der FCL bislang eine gute Saison. Den gestrigen 2:0-Sieg über Servette muss man aber schon richtig einordnen: Die Genfer waren die bessere Mannschaft. Darum relativiert sich das mit dem Leader-Duo.

Aber Mario Frick macht definitiv einen tollen Job und der FCL hat mit Nicolas Haas einen sehr guten und weitsichtigen Transfer getätigt. Auch mit der Perspektive, dass Juwel Ardon Jashari nicht mehr ewig in Luzern bleiben wird. Dickes Kompliment an Sportchef Remo Meyer.

YB
Fabian Lustenberger trifft erstmals in der Super League. - keystone

Christoph Böhlen: Ich war gestern im Wankdorf und sah einen sehr überzeugenden Meister. YB zeigte sich von der Niederlage gegen RB Leipzig gut erholt und konnte sogar den Ausfall des Innenverteidiger-Duos Camara (Gelb-Sperre) und Benito (Muskelverletzung) wegstecken.

Ausgerechnet die zuletzt wenig eingesetzten Jean-Pierre Nsame und Fabian Lustenberger zeigen eine starke Partie. Dass Captain «Lusti» mit 35 Jahren sein erstes Liga-Tor schiesst, ist eine schöne Geschichte.

Mischi Wettstein: Ausnahmsweise möchte ich was zu YB sagen. Ich weiss, dass Raphael Wicky noch keine Meister-Glückwünsche annehmen wird. Aber ich möchte ihm ein Kränzchen winden: Raphy, du machst in Bern einen richtig tollen Job! Wie YB daher kommt, das ist stark. Wenn es so weitergeht, gibt das erneut eine sehr erfolgreiche Saison. Auch wenn das für das Meisterrennen wieder Langweile bedeutet.

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch

Nau.ch: Blicken wir voraus, es ist schliesslich eine englische Woche. Schon am Dienstag wartet das Zürcher Derby. Was erwartet Ihr?

Mischi Wettstein: Ich bin heiss auf das «Acker-Derby», aber erwarte keinen Leckerbissen. Der FCZ ist seit drei Spielen sieglos und GC im Gegenzug seit Wochen trostlos. Aber genau das könnte die Chance für GC sein. Es würde mich nicht überraschend, wenn die Hoppers den Bock ausgerechnet im Derby umstossen. Vielleicht hilft GC ja auch der miserable Letzigrund-Rasen....

Christoph Böhlen: Ich kann mir kaum vorstellen, dass GC in diesem Zustand gegen den FCZ gewinnt. Aber zum Rasen: Der ist wirklich eine Frechheit! In Zürich erklärt man sich den schlechten Zustand des Rasens mit den Konzerten von Bruce Springsteen (im Juni!), Coldplay und dem Energy Air.

Ich frage mich: Ist der Rasen nach dem Zürcher Derby ganz verschwunden? Auf YB wartet gegen GC am Samstag auf jeden Fall ein Kulturschock: vom Kunstrasen auf den Kartoffelacker!

Super League
Der Rasen im Letzigrund ist in keinem guten Zustand. - sfl.ch

Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?

Christoph Böhlen: Der FCL holt sich einen glücklichen Sieg über Servette – doch das Thema des Spiels spielt sich nicht auf dem Platz ab! Bernard Alpstaeg hat sich erstmals nach mehreren Monaten wieder in der Swissporarena gezeigt. Der bald 78-jährige Investor verfolgt das Spiel neben den Ex-Präsidenten Walter Stierli und Rudolf Stäger, zudem ist eine ganze Delegation von Vertretern von «CH Media» anwesend.

FC Luzern
Die Fans des FC Luzern schreiben Transparente gegen Bernhard Alpstaeg. - Nau.ch

Prompt reagieren die hässigen Fans, skandieren «Alpstaeg raus». Nach der Pause reagieren sie gar mit einem Transparent auf den Stadion-Besuch: «Alpstaeg: Wie lauft de Promo-Usflug? CH-Media chasch chaufe, aber üs bechunnsch nie»

Mischi Wettstein: FCZ-Präsident Ancillo Canepa hat ja angekündigt, dass er Anfang Oktober den neuen Sportchef vorstellen will. In der Fussball-Szene wird geflüstert, dass es auf die Lösung hinauslaufen soll, die viele bereits vermutet haben: Der bisherige Berater Milos Malenovic soll den Posten beim FC Zürich übernehmen.

Sollte es so kommen, könnte Malenovic seine Berateragentur nicht parallel weiterführen. In diesem Szenario könnte sein langjähriger Compagnon Vero Salatic weitere Aufgaben von Malenovic übernehmen. Aber noch ist nichts fix. Es ist FCZ-Präsident Canepa auch zuzutrauen, dass er noch eine ganz überraschende Lösung präsentiert.

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