Pünktlich zur Nati-Pause ist das Meisterrennen in der Super League endgültig lanciert! Spannend wird es auch rund um den Strich. Willkommen beim Fussball-Talk!
Fussball-Talk
Servette-Stürmer Nishimura trifft doppelt gegen Luzern – sein Team ist ein Thema im Fussball-Talk. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Servette schliesst punktemässig zu Meister YB auf.
  • Die Genfer holen ein 2:2 in Luzern, die Berner enttäuschen beim 0:2 in Lausanne.
  • Der FC Basel kommt weiterhin nicht vom Fleck.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
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Nau.ch: Mischi, Du warst beim 2:2 zwischen Luzern und Servette im Stadion. Wie wars?

Mischi Wettstein: Danke an beide Teams für dieses richtig tolle und abwechslungsreiche Spiel! Eine wirklich attraktive Partie, die auf beide Seiten hätte kippen können.

Nach den Europa-Strapazen inklusive Verlängerung am Donnerstag war das Spiel in Luzern eine Herkules-Aufgabe für Servette. Und der FC Luzern hat Moral gezeigt und holt zweimal einen Rückstand auf.

Aber noch viel wichtiger für die Innerschweizer ist das Spiel nach der Nati-Pause: Es wartet der Kracher in der Ostschweiz gegen den FCSG, dort heisst es im Rennen um die Top 6: Verlieren verboten!

FC Luzern
Der FC Luzern und Servette schenken sich nichts. - keystone

Nau.ch: Weil YB in Lausanne patzt, ist Servette jetzt punktgleich mit dem Meister. Was heisst das für das Titelrennen?

Mischi Wettstein: Ich sage: Ausgeruhte Genfer werden Meister! Davon bin ich überzeugt. Denn: Diese Mannschaft überzeugt im Kollektiv und in der Kader-Breite der Qualität. Zudem hat man den abgewanderten Bedia mit dem Japaner Nishimura richtig gut ersetzt.

Wenn man diesen Genfern aktuell als Neutraler zuschaut, muss man fast zum Fan werden. Das Weiler-Team spielt richtig attraktiven Fussball!

Schon längere Zeit gefällt mir Timothé Cognat, aber in dieser Saison hat er nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Er ist aktuell der beste Mittelfeldspieler der Super League und kann das Zünglein an der Waage im Meisterrennen sein.

Servette-Coach René Weiler will nicht über mögliche Titel sprechen. - Nau.ch

Christoph Böhlen: Nur ruhig, Mischi: Die Saison dauert noch lange! Servette hat einen eindrücklichen Lauf, doch es werden auch noch Rückschläge kommen, mit denen man umgehen muss. Sobald bei YB Antreiber Filip Ugrinic zurück ist, kehrt auch wieder mehr Leben ins Team der Berner. Dann wird sich YB trotz der Schwächephase noch durchsetzen.

Mischi Wettstein: Träumer! Ich wette mit Dir um eine Flasche Wein: Du gratulierst Servette zum Meistertitel.

Wer wird Meister?

Nau.ch: Nach dem 5:1 über Basel folgt ein 0:2 in Lausanne. Ist die YB-Euphorie nach dem Trainerwechsel schon wieder vorbei?

Christoph Böhlen: Der Auftritt von YB im Waadtland war in der Tat sehr blutleer. Nach der Gala gegen Basel hatte ich gehofft, dass man den Schwung mitnehmen kann. Bis auf die frühe Chance von Meschack Elia kam aber viel zu wenig. Dabei hat Joël Magnin auf die exakt gleiche Startelf vertraut wie gegen Rotblau. Doch es fehlt YB an Stabilität und Konstanz – das muss sich schleunigst ändern.

Was zur Situation passt: Amenda und Camara sehen Gelbe Karten für Reklamieren und eine Unsportlichkeit. Damit fehlen beide nach der Nati-Pause gegen Yverdon und schwächen so ihr Team unnötig.

YB
Filip Ugrinic fehlt bei YB an allen Ecken und Enden. - keystone

Mischi Wettstein: Man vergisst, dass gegen den FCB wirklich alles für die Berner lief. Ich glaube, die Wahrheit liegt in der Mitte: Sie sind nicht ganz so gut, wie es gegen Basel den Anschein macht. Aber auch nicht so schlecht wie gestern im Waadtland. Trotzdem ist Servette für mich in der Summe die bessere Mannschaft.

Nau.ch: Wollen wir noch kurz beim FCZ vorbeischauen? Die Zürcher haben gegen das Schlusslicht unnötig Punkte verschenkt…

Mischi Wettstein: Ich wusste, dass du noch in die Wunde stichst. Ich habe das Spiel komplett im TV gesehen und möchte mich als FCZ-Sympathisant für die zweite Halbzeit entschuldigen, Pfui!

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein ist Fussball-Chefreporter bei Nau.ch. - Nau.ch

Nau.ch: Die Spiele vom Samstag bringen keine Sieger hervor. Mischi, Du warst bei GC gegen St.Gallen.

Mischi Wettstein: Das war ganz offensichtlich ein Spiel von zwei verunsicherten Mannschaften. Viel mehr konnte man nicht verlangen von den beiden Teams. Weil Lausanne gestern gewann, hilft GC das Pünktchen in der Tabelle nicht weiter. Im Gegenteil, die Hoppers stehen jetzt auf dem Barrageplatz! Aber der Punkt ist genug, damit Trainer Bruno Berner noch im Amt bleibt und weiter das Vertrauen hat.

Wenn man am Ostermontag zuhause den Schocker gegen Lausanne verliert, ist die Gefahr gross, dass die Hoppers bis zum Schluss auf dem Barrageplatz kleben bleiben.

GC
GC und der FC St.Gallen trennen sich 1:1. - keystone

Christoph Böhlen: Ich bin gespannt, wann der FCSG wieder in Form kommen will. Nach der Nati-Pause warten der FCL, Lausanne (auswärts) und YB, das unter Druck steht. Das ist ein happiges Programm für die kriselnde Zeidler-Truppe. Es würde mich nicht erstaunen, wenn St.Gallen noch aus den Top 6 fällt.

Nau.ch: Apropos Top 6: Sollte sich der FCB nicht langsam mehr an der Relegation-Group orientieren? Zuhause gegen Winterthur reicht es nur zum 1:1.

Mischi Wettstein: Die Illusion Top 6 muss man beim FCB begraben! Denn eigentlich haben sie gegen den FC Winterthur verloren: Für mich ist nicht bewiesen, dass der Ball beim Eigentor von Diaby über der Linie war.

Man muss es klar sagen: Der FC Basel spielt eine inkonstante und schlussendlich himmeltraurige Saison! Es sind noch fünf Runden zu spielen, der Rückstand beträgt neun Punkte für die ersten sechs Plätze. Der Mist ist geführt!

Christoph Böhlen: Fünf Spiele, das ergibt fünfzehn Punkte. An diesem Strohhalm müssen sich die Basler festhalten, sonst werden die letzten Spiele vor der Liga-Teilung zur Kehraus-Veranstaltung.

Mischi Wettstein: Das könnten auch die Worte von Fabio Celestini sein… Ihr glaubt ja beide noch an den Storch!

Christoph Böhlen: Es ist ja sein Job, daran zu glauben. Sonst könnte man im Joggeli den Betrieb einstellen.

Aber klar ist: In der Kaderzusammensetzung hat man sich am Rheinknie komplett vertan! Mit Frei und Veiga bilden zwei Mittelfeldspieler die Abwehrzentrale. In der Offensive zündet keiner der etlichen Neuzugänge so richtig. Und auch die Winterzugänge Dräger, Kololli und Vouilloz haben nach ansprechendem Beginn leider das Niveau der Teamkollegen angenommen.

Fussball-Talk
Der FC Basel, hier mit Benjamin Kololli, kommt einfach nicht vom Fleck. - keystone

Nau.ch: Heute beginnt der erste Nati-Zusammenzug im EM-Jahr 2024. Was erwartet ihr von den nächsten beiden Wochen?

Mischi Wettstein: Wichtig ist, dass man die kommenden Spiele als das anschaut, was sie sind: Testspiele. Das Wort «Test» sagt dabei auch aus, worum es gehen wird. Resultatmässig darf man diese Spiele nicht beurteilen – egal, wie sie ausgehen. Es geht nur darum, dass Murat Yakin mit seinem Staff zu den nötigen Erkenntnissen kommt, die uns dann im Sommer zu einer erfolgreichen EM führen.

Christoph Böhlen: Seit ich bei uns die dribbelnde Yakin-Hundedame «Dixie» gesehen habe, traue ich der Nati alles zu. Mit einer ähnlichen Spielfreude steht uns ein tolles Fussballjahr bevor!

Spass beiseite: Mir gefällt das Aufgebot von Murat Yakin, er gibt auch neuen und formstarken Kräften eine Chance. Zudem ist das Kader auf allen Positionen ausgeglichen besetzt.

Aber sonst muss ich dir widersprechen: Es ist wichtig, in den Testspielen einen guten Eindruck zu hinterlassen. Man befindet sich im EM-Jahr: Soll dieses erfolgreich werden, braucht es eine Euphorie im Land. Dabei können bereits starke und erfolgreiche Auftritte in den Testspielen helfen.

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch

Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Es ist bemerkenswert, dass der FC Thun Sion schlägt. Damit ist das Rennen um den direkten Aufstieg wieder spannend. Ich muss meine Meinung korrigieren: Ich bin mir nicht mehr sicher, ob der Barrage-Club aus der Super League wirklich oben bleiben wird. Denn Thun und Sion machen zurzeit beide einen starken Eindruck.

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In der Super League ruht der Ball wegen dem Nati-Zusammenzug – darum legt auch der Fussball-Talk nächste Woche eine Pause ein.

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