YB überrollt den FCB nach dem Trainerwechsel deutlich, Winterthur bleibt im Hoch. Und: Der Kampf um die Top 6 bleibt spannend. Willkommen beim Fussball-Talk!
YB
Der Plan von YB-Trainer Joël Magnin (Mitte) ist gegen Basel aufgegangen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Interimscoach Magnin dreht bei YB vor dem 5:1 gegen Basel an den richtigen Schrauben.
  • Würde Winterthur-Coach Patrick Rahmen zu den Bernern passen?
  • Auf GC und Bruno Berner wartet am Wochenende der Krisengipfel gegen den FCSG.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
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Nau.ch: Ihr wart gestern beide bei der YB-Gala gegen den FCB im Stadion. Wie erklärt ihr euch den Auftritt der Basler?

Mischi Wettstein: Ich schliesse mich Fabian Frei an: Ich finde fast keine Worte für diesen Auftritt. Dieser desolate FCB hat mich schockiert! Fussball-Tüftler Fabio Celestini stellt ausgerechnet in Bern auf eine Dreierkette um – und erleidet brutal Schiffbruch!

Wie berichtet wird, hatte Klubboss Degen gar keine Freude am Auftritt seiner Mannschaft. Verlieren darf man immer – aber nicht so. Das hat dann auch nichts mit dem System zu tun, sondern mit der Grundeinstellung.

Christoph Böhlen: Ich fragte mich schon während des Spiels: Wer soll diese Basler eigentlich anführen? Captain Frei zieht keinen guten Tag ein, Marwin Hitz hat als Goalie wenig Einfluss. Und mit Renato Veiga spielt ein Megatalent für Rotblau, doch der kickt mehr für die Galerie als für das Team. So wird es schwierig, aus dem Loch zu kommen.

Fussball-Talk
Das 1:5 des FC Basel bei YB ist Thema im Fussball-Talk. - keystone

Nau.ch: Reden wir Klartext: Die Top 6 sind für den FCB kein Thema mehr?

Mischi Wettstein: Vom Zug für die «Championship Group» sieht der FCB nur noch den Schlusswaggon. Auch wenn Fabio Celestini rechnerisch noch daran glaubt. Wenn man sich mal vor Augen hält, dass man gegen Lausanne und GC jeweils dreimal verloren hat: Da muss man sich nicht wundern, wenn man diese Saison nicht mehr aus dem Elend kommt.

Christoph Böhlen: Ich halte mich an Celestini: Solange es rechnerisch möglich ist, soll man die Flinte nicht ins Korn werfen. Allerdings muss am Samstag ein Sieg gegen Winterthur her. Und dann muss man sich in der Nati-Pause erneut neu sammeln.

Nau.ch: Bei YB scheint der Trainerwechsel von Raphael Wicky zu Joël Magnin direkt zu zünden?

Christoph Böhlen: Auf jeden Fall hat Magnin einige richtige Entscheidungen getroffen: die Rückkehr zu einem flachen 4-4-2 und den zuletzt formschwachen Lauper, Itten und Monteiro den Rücken zu stärken. Alle drei danken es mit einer starken Leistung.

Und: Erstmals seit gefühlt Monaten überzeugt auch Cheikh Niasse mit einer guten Leistung. Natürlich ist die Gala mit einer gewissen Vorsicht zu geniessen: Der FC Basel war phasenweise grottenschlecht.

YB
YB spielt gegen Basel wie verwandelt – hier jubelt Doppeltorschütze Joel Monteiro (Mitte). - keystone

Mischi Wettstein: Mit diesem Trainerwechsel-Zaudern hat man einen möglichen Cup-Halbfinal verschenkt. Wenn man jetzt gesehen hat, wie die Mannschaft gegen den FCB aufgetreten ist.

Bei den Spielern muss sich unter Wicky einiges angestaut haben, sonst wäre YB gestern nicht so befreit aufgetreten. Für einmal stimmt das Sprichwort: Neue Besen kehren gut! Diese Massnahme müsste vielleicht auch die Verantwortlichen von GC wachrütteln. Ein Trainerwechsel kann etwas bewirken, wie man in Bern glasklar sieht.

GC
Bruno Berner steht mit GC gegen St. Gallen unter Druck. - keystone

Nau.ch: Apropos GC: Die Hoppers tauchen im Kantonsduell 0:2 gegen Winterthur. Dein Fazit, Mischi?

Mischi Wettstein: Bei den Hoppers war am Samstag nicht alles schlecht. Aber wenn man das Runde nicht ins Eckige bringt, holt man eben auch keine Punkte. Die Offensive der Hoppers ist einfach viel zu harmlos. Neuzugang Batista Meier von Dresden ist noch ein Fremdkörper und so keine sofortige Verstärkung. Im Gegensatz zu Kameri, bei dem man zumindest Ansätze gesehen hat.

Christoph Böhlen: Für GC dürfte bald fertig lustig sein! Am Wochenende wartet der Krisengipfel gegen den FCSG. Wie du im Interview mit Bruno Berner schon richtig gefragt hast Mischi: Es gilt wohl Siegen oder Fliegen!

Nau.ch: Bleiben wir doch gleich beim FCSG, der in diesem Jahr schon sechsmal verloren hat. Was ist in der Ostschweiz los?

Mischi Wettstein: Auch die Espen müssen dringend über die Bücher! Gegen GC gilt: Verlieren verboten! Denn die Zeidler-Truppe läuft nach starkem Saisonstart Gefahr, noch aus den Top 6 zu fallen. Was aber für den Strich-Krimi hoch spannend ist.

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein ist Fussball-Chefreporter bei Nau.ch. - Nau.ch

Nau.ch: Ganz anders sieht die Formkurve bei Winterthur aus! Die Zürcher klettern auf Rang 6 und sind das zweitstärkste Team des Jahres. Wie geht das?

Mischi Wettstein: Winterthur macht vieles richtig. Das liegt aus meiner Sicht in diesem Fall vor allem an Trainer Patrick Rahmen. Nehmen wir das 2:0 gegen GC als Beispiel: Jankewitz und Turkes fehlen, zudem muss Captain Zuffi früh raus. Trotzdem kehrt man das Spiel mit viel Willen und Zielstrebigkeit nach der Pause noch auf seine Seite.

Fussball-Talk
Patrick Rahmen (Mitte) leistet in Winterthur erfolgreiche Arbeit. - keystone

Christoph Böhlen: Patrick Rahmen lässt offensiven Fussball spielen, er setzt auf junge Spieler und kann diese auch weiterentwickeln. Zudem ist er ein empathischer Typ. Wäre das nicht ein Trainer, der optimal ins Profil bei YB passen würde? Ich könnte mir das gut vorstellen!

Mischi Wettstein: Rahmen steht für mich zusammen mit FCL-Trainer Mario Frick auf der gleichen Stufe, was die YB-Trainersuche angeht. Rahmen hat etwas, das im Fussball enorm wichtig ist – und immer wichtiger wird: Er hat neben der Fussballkompetenz auch eine sehr hohe Sozialkompetenz. Er trifft den Ton und kann mit Menschen umgehen. Ausserdem hat Rahmen selbst eine YB-Vergangenheit als Spieler.

FCB-Boss David Degen betont nicht umsonst, dass die Entlassung Rahmens ein Fehler war. Rahmen bringt in seinem Rucksack alles mit, um die Schweizer Lösung als YB-Trainer zu werden.

Würde Trainer Patrick Rahmen zu YB passen?

Nau.ch: Du hast Mario Frick erwähnt: Der Liechtensteiner macht aktuell eine schwierige Zeit mit dem FCL durch. Das 1:2 gegen SLO war die vierte Niederlage in den letzten fünf Spielen.

Mischi Wettstein: Gegen die fast abgestiegene Ouchy-Truppe zu verlieren, ist fast schon blamabel. Es sollte doch auch in der Innerschweiz bekannt sein, dass die Waadtländer mit PSG-Leihgabe Ismaël Gharbi einen Ausnahmespieler in ihren Reihen haben. Aber offenbar hatte man den 19-Jährigen nicht auf der Rechnung. Jetzt kennt man Gharbi auch in Luzern!

Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Der FCZ hat sich das Leben wieder selber schwer gemacht. Man muss sich schon nur Okitas Penalty und vor allem den Nachschuss vor Augen führen. Damit ist eigentlich alles gesagt. Trotzdem gibt es eine Freude im Team der Zürcher: Bledian Krasniqi zeigt trotz der Niederlage gegen Lugano erneut ein starkes Spiel.

Christoph Böhlen: Gestern Nachmittag hat Servette kurzzeitig die Tabellenführung erobert. Und das trotz Rückstand und Platzverweis im Derby gegen Lausanne. Die Grenats haben wirklich einen Lauf und werden YB unter der Regie von René Weiler bis zum Schluss einen engen Titelkampf liefern.

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch
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