Ballon d'Or: Warum Dembélé (nicht) der richtige Sieger ist
Ousmane Dembélé gewinnt den Ballon d'Or! Wirklich die richtige Entscheidung? Auf der Nau.ch-Sportredaktion sind die Meinungen gespalten.

Das Wichtigste in Kürze
- Ousmane Dembélé gewinnt den Ballon d'Or und ist erstmals Weltfussballer.
- Der 28-Jährige hat mit PSG in der vergangenen Saison alles gewonnen.
- Aber ist er ein verdienter Sieger? Bei Nau.ch ist man sich nicht einig.
PSG-Stürmerstar Ousmane Dembélé wird beim Ballon d'Or 2025 als Weltfussballer ausgezeichnet. Für den Franzosen ist es der erste Goldene Ball in seiner Karriere. Er setzte sich vor Barcelona-Jungstar Lamine Yamal durch.

Dembélé hat mit PSG in der vergangenen Saison alles gewonnen: Die Pariser holten Ligue 1, Coupe de France, Trophée des Champions und die Champions League. Der 28-Jährige war dabei verlässlicher Tor-Garant – also ein verdienter Weltfussballer.
Oder etwa nicht? Auf der Nau.ch-Sportredaktion gehen die Meinungen auseinander.
Andrea Schüpbach, Sport-Redaktor
«Ganz ehrlich: Die meisten Fussball-Fans würden wohl nicht auf die Idee kommen, Dembélé in einem Ranking der besten Fussballer auf den 1. Platz zu setzen. Ich zähle mich auch dazu. Dennoch ist der Franzose der richtige Sieger.

Nebst Statistiken (starke 35 Tore / 16 Assists in 53 Spielen) zählen auch Klasse, Fairplay sowie ‹entschlossener und beeindruckender Charakter›.
Dembélé hat hier bei PSG einen Riesen-Schritt gemacht. Einst streikte er sich vom BVB zu Barcelona weg. Er galt als launisch, zockte Playstation, liebte Fast-Food – und flüchtete 2023 nach Paris.
In der französischen Hauptstadt wird aus dem schlampigen Genie ein Superstar, auf den sich Mitspieler und Trainer verlassen können. Dembélé ist erwachsen geworden. Topfit.
Klasse beweist der Weltfussballer bei seiner Sieger-Rede: Dembélé bedankt sich bei seiner Mutter, bei PSG – und auch bei Dortmund. Das Kriegs-Beil ist endgültig begraben.

Und der ärgste Konkurrent Yamal? Sein Team unterstreicht nach der Gala, dass Dembélé der richtige Weltfussballer ist. Papa Mounir Nasraou zeigt sich als schlechter Verlierer, wittert eine Verschwörung. Kein Fairplay.
Die Entwicklung im Abstimmungs-Verhalten ist positiv. Ein Weltfussballer soll ein Star sein, zu dem Kinder auf der ganzen Welt hochschauen. Schon letztes Jahr machte der Charakter wohl den Unterschied: Rodri liess damals Schwalben-König Vinicius hinter sich.»

Mathias Kainz, Sport-Redaktor
«Über die Weltfussballerwahl kann man ausgiebig streiten – angefangen damit, welche Ehrung nun überhaupt den Weltfussballer auszeichnet. Ist es der Ballon d'Or oder doch eher der zweifelhaft benannte ‹FIFA The Best›-Award?
Dessen ungeachtet fällt es mir schwer, Ousmane Dembélé als den besten Fussballer der letzten zwölf Monate zu betrachten. Sicher, der 28-Jährige hat mit Paris Saint-Germain alles gewonnen, darunter die Champions League. Und Weltmeister war er auch schon einmal.

Aber dem Franzosen fehlt in meinen Augen das Superstar-Gen, das seine Vorgänger unter den Gewinnern des Ballon d'Or ausgezeichnet hat. Da waren Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Ronaldinho, Pavel Nedved, Ronaldo, Luis Figo ...
Ich will die Erfolge von Dembélé nicht kleinreden. Ebensowenig seine bemerkenswerte Entwicklung vom dauerverletzten Skandal-Kicker zum PSG-Torgaranten und jetzt eben Weltfussballer.
Doch im Vergleich mit den vorgenannten Vorgängern ist Dembélé ‹nur› ein wirklich guter Spieler. Er ist kein Superstar, der ein Team mitreisst, es spürbar, greifbar besser macht. Er ist, mit Verlaub, noch nicht einmal der beste Offensivspieler in Frankreichs Nationalteam.

Wenn die gewonnenen Trophäen das Haupt-Kriterium sein sollen, ist Dembélés Ballon d'Or hochverdient. Aber die echten Superstars, die in ihrer Mannschaft den Unterschied machen, sind andere. Ein Mohamed Salah, ein Lamine Yamal, vielleicht sogar ein Jude Bellingham.
Vielleicht ist dieser Ballon d'Or für Dembélé aber auch nochmals ein Katalysator für eine weitere Verwandlung. Vielleicht macht ihn der Goldene Ball zu einem solchen Unterschieds-Spieler. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.»
