Elysée hält an geplanter Leihgabe des Wandteppichs von Bayeux fest
Frankreich hält an der geplanten Leihgabe des berühmten Bayeux-Wandteppichs an Grossbritannien fest – trotz warnender Stimmen von Restauratoren.

Das französische Präsidialamt hält an der Leihgabe des berühmten mittelalterlichen Wandteppichs von Bayeux an Grossbritannien fest. Zuvor hatten Restauratoren kritisiert, das wertvolle Stück werde die Reise nicht unbeschadet überstehen. Die «technischen Probleme» seien grundsätzlich lösbar, betonte Philippe Bélaval, der im Auftrag des französischen Präsidenten Emmanuel Macron den Transport des einzigartigen Kulturschatzes nach London vorbereitet, am Montag in Paris.
Die 70 Meter lange, im elften Jahrhundert mit historischen Szenen bestickte Stoffbahn war am Donnerstag erstmals seit mehr als vier Jahrzehnten im Museum der nordfranzösischen Stadt Bayeux abgehängt worden. Dies habe «bemerkenswert gut» geklappt, hiess es im Kulturministerium. Der Wandbehang wurde zunächst in ein Zwischenlager in Bayeux gebracht. Im Sommer 2026 soll er nach London gebracht und dort ab September im British Museum gezeigt werden.
Der Transport ins Zwischenlager habe «gezeigt, dass wir es schaffen können, wenn wir alle Vorsichtsmassnahmen treffen», hiess es weiter aus dem Kulturministerium. Es bestünden keine Zweifel, dass ein Transport nach London machbar sei. Präsidentenberater Bélaval räumte allerdings ein, dass die Frage noch nicht abschliessend geklärt ist, wie das empfindliche Stück auf der Reise vor Erschütterungen geschützt werden kann.
Der Wandteppich von Bayeux ist eine Art mittelalterlicher Comic, dessen Detailfülle einen seltenen Einblick in seine Entstehungszeit gibt. Macron hatte die Leihgabe der rund 950 Jahre alten Stickerei bei seinem pompösen Staatsbesuch im Juli in Grossbritannien angekündigt – im Tausch mit bedeutenden britischen Kulturgütern, die dann in Frankreich gezeigt werden sollten.
Kritik an Macrons Entscheidung
Restauratoren warnen jedoch davor, dass das einzigartige Stücke die Reise nicht überstehen könne. «Der Wandteppich ist äusserst empfindlich», sagte kürzlich Aude Radosevic Mansouri, die 2020 mit weiteren Restauratorinnen den Zustand des Wandbehangs analysiert hatte. Ihr Team bescheinigte dem Wandteppich etwa 9600 Löcher und 30 Risse.
Die regionale Kulturbehörde hatte noch 2021 erklärt, dass der Wandteppich «nicht transportfähig» sei, solange er nicht restauriert worden sei. Die Restaurierung sollte ursprünglich 2025 beginnen, wurde aber auf unbestimmte Zeit verschoben.
Die gestickte Bildergeschichte schildert die Invasion des Königreichs England durch den Normannenherzog Wilhelm der Eroberer. Diese führte nach der Schlacht von Hastings 1066 – die letzte erhaltene Szene auf dem Wandteppich – zur Herrschaft der Normannen in England.
Eine Petition des Kunstmagazins «La Tribune de l'Art» gegen den Transport nach London hat knapp 74'000 Unterstützer gefunden. «Die jüngste Spinnerei des Präsidenten, der den Wandteppich entgegen der Expertenmeinungen nach England verleihen will, ist ein harter Schlag für das französische Kulturerbe», heisst es dort.
Demnächst sollen bei einer Testfahrt mit einer Kopie des Teppichs Methoden getestet werden, wie Erschütterungen und Schäden vermieden werden können.