Was sich am Samstagabend im Grabengut abspielt, ist beste Werbung für die MyHockey League. Der EHC Thun und der EHC Arosa liefern sich ein packendes Duell.
EHC Thun
Der EHC Thun blickt bezüglich Stadionsanierung wieder einmal in die Röhre. - Brigitte Münger
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der EHC Thun empfing am Samstagabend den EHC Arosa zum Spitzenkampf.
  • Vor über 600 Zuschauern liefern sich die beiden ein wahnsinnig spannendes Duell.
  • Das Spiel schreibt verrückte Geschichten, mit dem besseren Ende für Arosa.

Was für eine Affiche! Der EHC Thun sicherte sich am Mittwoch mit einem Auswärtssieg in Huttwil die Position an der Sonne. Als Tabellenführer empfing man den Tabellenzweiten EHC Arosa.

Im ersten Aufeinandertreffen der Saison unterlagen die Thuner in den Bündner Bergen knapp nach Penaltyschiessen. Dass die aufstiegswilligen Aroser ein hartnäckiger Gegner sein werden, war der Mannschaft von Coach Daniel Steiner von Beginn weg klar.

«Offense first» im Startdrittel

Beide Mannschaften legen in diesem Spitzenkampf los wie die Feuerwehr. Nach nur 20 Sekunden scheitert Thuns Fabian Boss am Pfosten. In der 3. Minute erzielt der Ex-Thuner Reto Amstutz das 0:1 für den EHC Arosa.

Kurz darauf scheitert Fabian Haberstich allein vor dem Tor an Arosa-Goalie Michal Chmel. Nun drückt der EHC Thun massiv. Die vierte Linie um Yannick Gugelmann, Nico Schertenleib und Roman Messerli verpasst den Ausgleich haarscharf.

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Marc Scheuner spielte mit dem EHC Thun gegen seinen Ex-Verein. (Archivbild) - Brigitte Münger

Sekunden später scheitern die Berner Oberländer erneut nur um Haaresbreite. Nach einem Gerangel vor dem Tor artet das Geschehen kurzzeitig aus. Sowohl ein Thuner als auch ein Aroser werden auf die Strafbank geschickt.

In der vorangegangenen Situation knickte Michal Chmel unglücklich um. Der Aroser Torhüter muss vorzeitig vom Eis und wird durch Jamal Kotry ersetzt. Im Anschluss verläuft die Partie weiter rassig.

In der 13. Minute zeigen die Schanfigger, was sie so gefährlich macht: Schnell vorgetragene Angriffe. Andreas Tschudi zielt ganz genau und bezwingt Leandro Frei im Thuner Tor.

Arosa mit der Entscheidung?

Nach der ersten Pause flacht der Spannungsfaktor leicht ab. Das Tempo auf dem Eis bleibt aber horrend. Der EHC Thun setzt sich mehrfach fest, kommt allerdings nur zu Halbchancen. Der Anschlusstreffer wäre mittlerweile mehr als verdient.

Die Aroser kommen im Mitteldrittel nur zu einer Grosschance, als sie im 2-gegen-1 nicht reüssieren können. Der EHC Thun geht mit einer 0:2-Hypothek zum zweiten Pausentee.

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Dominik Gyger erzielte zwei Tore für den EHC Thun, nur eines zählte. (Archiv) - Brigitte Münger

Im Schlussabschnitt kommen die Thuner nach dreieinhalb Minuten zu einem Powerplay. Die Strafe von Cedric Sieber wird aber nicht ausgenutzt – im Gegenteil! Jan Schoch kann auf der blauen Linie eine Scheibe nicht abfangen, die Aroser kontern und erhöhen eiskalt auf 0:3.

Die Berner Oberländer wirken etwas geschockt, geben aber nicht auf und glauben an die Wende. Acht Minuten vor dem Ende der Hoffnungsschimmer: Im Powerplay erzielt Ex-Aroser Marc Scheuner auf Pass von Michael Bärtschi und Pascal Rossel das erste Thuner Tor.

Mutiger Schachzug von Daniel Steiner

Genau eine Minute später spielt Daniel Steiner sein Taktik-Ass. Der Headcoach des EHC Thun nimmt äusserst früh Goalie Leandro Frei vom Eis und bringt einen sechsten Feldspieler. Der Schachzug wird belohnt!

Dominik Gyger erzielt auf Vorlage von Topscorer Bärtschi zum Anschlusstreffer. Die Aroser sind geschockt von der Thuner Sturm- und Drangphase. Nun liegt im Grabengut auf einmal der Ausgleich in der Luft.

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Die mutige Entscheidung von Headcoach Daniel Steiner sichert dem EHC Thun einen Punkt. - Brigitte Münger

Und dieser folgt umgehend! Fabian Boss zieht von der blauen Linie ab. Dominik Gyger lenkt die Scheibe ab, scheitert damit am Arosa-Hüter und trifft erst im Nachschuss ins Glück. 654 Zuschauer im Grabengut sind aus dem Häuschen.

Innert wenigen Sekunden verfliegt der Jubel und die Stimmung dreht. Was ist passiert? Der Headschiedsrichter gibt das Tor. Nachdem sich die Bündner beschweren, beraten sich die Schiedsrichter und entscheiden auf kein Tor.

Der EHC Thun und seine Fans können die Welt nicht mehr verstehen. Der Stock von Torschütze Gyger soll zu weit oben gewesen sein. Der Mannschaft gelingt es im Anschluss, den Frust in Motivation umzuwandeln.

Haberstich gleicht für EHC Thun aus

Kurz nach dem langen Unterbruch ist es Fabian Haberstich, welcher das Grabengut ein zweites Mal zum Explodieren bringt. Dieses Mal hält der Ausgleichstreffer auch Bestand.

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Michael Bärtschi ist mit 13 Toren und 24 Assists Topscorer des EHC Thun. - Brigitte Münger

Einziger Wehrmutstropfen beim Tor: Haberstich erhält für seinen Torjubel eine 10-Minuten-Strafe und kann fortan nicht mehr mittun. Dies zum trotz hat der EHC Thun wenige Sekunden vor dem Ende gar die Siegchance auf der Schaufel. Nicola Christen vergibt die Topchance, das Spiel geht in die Verlängerung.

In dieser sehen die Thuner die Scheibe dann nur von Weitem. Der EHC Arosa sichert sich den Scheibenbesitz, dreht einmal hinten rum und läuft wieder an. Mit einem cleveren Wechsel gelingt es Patrick Bandiera an Jan Schoch vorbeizulaufen.

Overtime-Tor sorgt für rote Köpfe

Bandiera erhält die Scheibe und lässt Frei im Thuner Tor keine Chance. Der EHC Arosa jubelt über den Zusatzpunkt, während dem die Berner Oberländer erneut fuchsteufelswild sind. Captain Pascal Rossel beschwert sich lautstark bei den Refs.

Die Thuner haben beim Tor erstens ein Offside gesehen und zweitens, dass die Bündner zu viele Spieler waren. Alles lamentieren nützt am Ende leider nichts, der EHC Thun wird für eine fantastische Aufholjagd nicht belohnt. Die Kyburgstädter müssen die Tabellenführung fürs Erste dem EHC Arosa abgeben.

Im letzten Spiel des Jahres trifft der EHC Thun am nächsten Mittwoch im heimischen Grabengut auf den HCV Martigny. Die Walliser reisen das erste Mal seit der Playoff-Viertelfinalserie der vergangenen Saison in den «Tempel».

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