Die Zuschauer sind zurück, die Sorgen aber geblieben. Die Corona-Krise macht der Fussball-Bundesliga weiter zu schaffen. Zwar gibt sie wieder mehr Geld für neue Spieler aus, meidet aber weiter Risiken.
Der RB Leipzig verpflichtete unter anderem Stürmer André Silva. Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Der RB Leipzig verpflichtete unter anderem Stürmer André Silva. Foto: Hendrik Schmidt/dpa - dpa-infocom GmbH

Anders als die Topclubs aus Paris, Manchester und Madrid, die mit den Verpflichtungen von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo sowie Spekulationen um Kylian Mbappé für einen Transfersommer der Superlative sorgten, trugen die heimischen Vereine bei ihren Kaderplanungen der Corona-Krise Rechnung. Schwindende Erlöse und die anhaltende Unsicherheit bei der Entwicklung der Zuschauerzahlen zwingen weiterhin zur Zurückhaltung.

Zwar gaben die 18 Clubs des Fussball-Oberhauses bei ihrer jüngsten Einkaufstour nach Schätzungen der Deutschen Presse-Agentur mit rund 380 Millionen Euro über 100 Millionen Euro mehr aus als im vergangenen Jahr, blieben aber noch immer weit unter der Rekordsumme in Höhe von knapp über 700 Millionen Euro aus den noch unbeschwerten Zeiten im Sommer 2019. Bei diesjährigen Transfereinnahmen in Höhe von rund 445 Millionen Euro erwirtschafteten sie wie schon im Vorjahr sogar ein Plus.

Leipzig investierte

Am meisten Geld investierte der Tabellenzweite der vergangenen Saison aus Leipzig in den Kader. Für die Verpflichtungen von André Silva (Eintracht Frankfurt), Josko Gvardiol (Dinamo Zagreb), Mohamed Simakan (Racing Strassburg), Benjamin Henrichs (AS Monaco) und Angeliño (Manchester City) wurden knapp 90 Millionen Euro fällig. Allerdings fiel den Leipzigern der Griff in die Vereinskasse vergleichsweise leicht. Schliesslich überwies allein der Ligakonkurrent FC Bayern München für Dayot Upamecano und Marcel Sabitzer fast 58 Millionen Euro. Zudem brachte der Verkauf von Ibrahima Konaté an Jürgen Klopps Club FC Liverpool satte 46 Millionen Euro ein.

Es passt zum Image der Münchner und von Borussia Dortmund als Branchenführer, dass sie sich die beiden teuersten Zugänge leisteten. Für Innenverteidiger Upamecano zahlte der FC Bayern dem Vernehmen nach rund 43,5 Millionen Euro. Der BVB liess sich Donyell Malen aus Eindhoven wohl rund 30 Millionen Euro kosten.

Den grössten Erlös erzielte der BVB, der Dribbelkünstler Jadon Sancho für geschätzte 85 Millionen an Manchester United verkaufte. Für die meisten Schlagzeilen der Wechselperiode sorgte jedoch ein anderer Dortmunder. Schliesslich wurde Erling Haaland, bester Torschütze der vergangenen Champions League-Saison, fast wöchentlich bei einem anderen europäischen Topclub als Zugang gehandelt. Zuletzt stand er angeblich kurz vor einem Wechsel zu Paris Saint-Germain als Ersatz für Mbappé. Dass die BVB-Bosse den mitunter unmoralischen Angeboten für Haaland von angeblich über 150 Millionen Euro widerstanden, gehört zu den bemerkenswerten Aspekten des Transfersommers.

Leihspieler als Trend

Für grosse Aufregung sorgte zuletzt auch Filip Kostic. Um seinen erhofften Wechsel zu Lazio Rom voranzutreiben, hatte der 28 Jahre alte Schlüsselspieler von Eintracht Frankfurt die Teilnahme am Training verweigert und war auch nicht mit zum Bundesliga-Spiel seines Teams nach Bielefeld gereist. Mit ähnlichen Streiks hatten sich bereits die ehemaligen BVB-Profis Ousmane Dembélé (FC Barcelona) und Pierre-Emerick Aubameyang (FC Arsenal) vor Jahren den Unmut vieler Fussball-Fans zugezogen. Am Ende könnte auch Kostic damit erfolgreich sein: Einem auf 15 Millionen Euro erhöhtem Angebot des italienischen Fussball-Erstligisten Lazio Rom will die Eintracht nach Informationen der «Bild» zustimmen und den Serben ziehen lassen.

Mehr denn je im ligaweiten Trend sind Leihspieler. Schliesslich sind die Kosten kalkulierbarer und das Risiko geringer als bei Neuzugängen mit festen Ablösen und Verträgen. Ein weiteres adäquates Mittel zur Kostenreduzierung in Corona-Zeiten ist die Verkleinerung des Kaders. So trennte sich Arminia Bielefeld von 20 Spielern, beim 1. FC Köln nahmen 19 Profis Abschied.

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