Tobias Preuss, Vizepräsident von Athleten Deutschland, schliesst einen Sport-Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking kategorisch aus.
Ein Mann geht an einem Plakat vorbei, das für die Olympischen Winterspiele 2022 wirbt. Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa
Ein Mann geht an einem Plakat vorbei, das für die Olympischen Winterspiele 2022 wirbt. Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

«Einem sportlichen Boykott der Spiele stehen wir absolut entgegen», sagte Preuss im ZDF-Morgenmagazin. Den Sportlerinnen und Sportlern könne nicht die Verantwortung aufgebürdet werden, auf die Menschenrechtsverletzungen in China hinzuweisen und dagegen zu protestieren. «Wir als Sportler hatten keinerlei Teilhabe an der unserer Meinung nach verantwortungslosen Vergabe der Spiele an China. Und nun uns mit diesen Verstössen in Verbindung zu bringen und uns diese Verantwortung aufzuerlegen, dort handeln zu müssen, sehen wir als falsch und unfair an», sagte Preuss.

China steht auch wegen Menschenrechtsverletzungen im Umgang mit Uiguren und Tibetern, wegen der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong oder den Drohungen gegen Taiwan in der Kritik. Die USA hatten angekündigt, keine diplomatischen oder offiziellen Vertreter zu den Spielen nach China zu schicken. Australien, Kanada und Grossbritannien schlossen sich dem an. Auch Neuseeland will keine diplomatischen Vertreter nach China senden.

Politik soll Menschenrechte glaubwürdig einfordern

Die Athleten hätten kein Interesse, als Spielball zu fungieren. «Aber ein politischer Boykott könnte eine Massnahme sein, um die Aufmerksamkeit zu schüren und ein Zeichen, nicht nur an China, sondern auch die internationalen Sportverbände zu setzen, sich ihrer Verantwortung in der Durchsetzung, Einhaltung und Einforderung der Menschenrechte bewusst zu sein», sagte Preuss. «Es darf aber keine Schaufensterpolitik sein, keine Symbolpolitik.» Die Politik solle Menschenrechte glaubwürdig einfordern, von Staaten genauso wie von Sportverbänden.

CDU-Aussenpolitiker Johann Wadephul bekräftigte seine Forderung, dass auch Deutschland und Europa sich dem diplomatischen Boykott anschliessen sollen. Zugleich übte er scharfe Kritik am Internationalen Olympischen Komitee und dessen Präsidenten Thomas Bach. Das IOC habe die Olympia-Vergabe an Länder wie China zu verantworten. «Wer sich so instrumentalisieren lässt wie das IOC, verlangt ja geradezu von der europäischen Politik, dass wir jetzt ein klares Zeichen setzen», sagte Wadephul.

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