Marc Jost (EVP BE) über die Service-citoyen-Initiative
Ja zur Service-citoyen-Initiative, Nein zur Juso-Initiative: EVP-Nationalrat Marc Jost spricht seine Empfehlungen für den 30. November aus. Ein Gastbeitrag.

Das Wichtigste in Kürze
- Am 30. November entscheidet die Schweiz über zwei höchst unterschiedliche Initiativen.
- Im Gastbeitrag bekennt sich EVP-Nationalrat Marc Jost zu «gemeinsamer Verantwortung».
- Er empfiehlt ein Ja für die Service-citoyen-Initiative, aber ein Nein zur Juso-Initiative.
Am 30. November entscheiden wir über zwei Initiativen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die eine stärkt unseren Zusammenhalt in unsicheren Zeiten, die andere spaltet mit ideologischen Maximalforderungen.
Service-citoyen: Weil Verantwortung verbindet
Die Service-citoyen-Initiative fordert, dass alle jungen Menschen einen Beitrag für das Gemeinwohl leisten – sei es in der Armee, im Zivilschutz, in der Pflege, im Umweltschutz oder in der Sozialhilfe.
Was auf den ersten Blick nach einer grossen Umstellung klingt, ist bei genauerem Hinsehen eine dringend notwendige Antwort auf reale Probleme.

Wir leben in einer ernüchternden Realität: Unserem Zivilschutz fehlen über 10'000 Menschen. Wenn morgen eine Katastrophe passiert – ein Hochwasser, ein Blackout, eine Pandemie – haben wir schlicht zu wenig Leute, die anpacken können.
Die Initiative erweitert unser Verständnis von Sicherheit auf sinnvolle Weise. Die Armee bleibt zentral für die Verteidigung. Doch Sicherheit bedeutet heute mehr: Es braucht Menschen für den Katastrophenschutz, für die Betreuung in Notlagen, für kritische Infrastrukturen.
Wenn alle jungen Menschen – unabhängig vom Geschlecht – ihren Beitrag leisten, werden wir als Gesellschaft widerstandsfähiger.
«Zwangsdienst»: Bekenntnis zu gemeinsamer Verantwortung
Ich verstehe den Begriff «Zwangsdienst» nicht als Bedrohung, sondern als Bekenntnis zu gemeinsamer Verantwortung. Ein solcher Bürgerdienst bringt echte Entlastung und vermittelt jungen Menschen Kompetenzen fürs Leben – Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen und das Verständnis dafür, wie unsere Gesellschaft funktioniert.

Die Bedenken des Nein-Komitees nehme ich ernst. Deshalb ist entscheidend, dass das Umsetzungsgesetz klare Regeln enthält: Flexible Dienstzeiten, welche die Ausbildung nicht blockieren.
Die Anrechnung von bestehendem Engagement in Vereinen oder Feuerwehr. Ein Erwerbsersatz, der niemanden in finanzielle Nöte bringt. Und Mindeststandards gegen Lohndumping.
Aus christlich-ethischer Sicht bedeutet Freiheit nicht nur, tun zu können, was man will. Wahre Freiheit schliesst die Verantwortung ein, der Gemeinschaft zu dienen.
Ein Bürgerdienst ist eine echte Chance: Junge Menschen begegnen sich, bauen Brücken zwischen Generationen und Kulturen und lernen die Schweiz in ihrer ganzen Vielfalt kennen.
Juso-Initiative: Gute Absicht, schlechte Lösung
Die Juso-Initiative spricht mit der wachsenden Ungleichheit ein echtes Problem an.
Doch die Lösung ist radikal: Über dem Freibetrag von 50 Millionen Franken werden gleich 50 Prozent Steuern fällig. Das ist Klassenkampf, nicht Gerechtigkeit.
Die Folgen wären verheerend: Vermögende würden die Schweiz meiden, Familienunternehmen müssten verkauft werden. Statt Mehreinnahmen drohen Steuerausfälle.

Die EVP setzt sich für Gerechtigkeit ein – aber mit Mass und Verstand. Eine massvolle Besteuerung von Millionen-Erbschaften wäre sinnvoll. Doch diese Extremforderung spaltet, statt zu vereinen.
Ein Ja für die Zukunft
Am 30. November bitte ich Sie deshalb: Stimmen Sie Ja zur Service-citoyen-Initiative – für eine Schweiz, in der junge Menschen Verantwortung übernehmen.
Und stimmen Sie Nein zur Juso-Initiative – weil Gerechtigkeit Augenmass braucht, keine Extreme.
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Zum Autor: Marc Jost (*1974) ist seit 2022 Nationalrat EVP. Er ist Pfarrer und Unteroffizier.












