Die AfD-Europaabgeordneten wurden aus der ID-Fraktion im Europäischen Parlament ausgeschlossen.
Maximilian Krah, Tino Chrupalla und Alice Weidel von der AfD.
Maximilian Krah, Tino Chrupalla und Alice Weidel von der AfD. (Archivbild) - Sebastian Willnow/dpa

Alle Europaabgeordneten der deutschen AfD sind aus der rechten ID-Fraktion im Europäischen Parlament ausgeschlossen worden. Ein entsprechender Antrag von Fraktionschef Marco Zanni habe die erforderliche Unterstützung bekommen, sagten mehrere Fraktionsvertreter am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. Zuvor hatten unter anderem Äusserungen des AfD-Abgeordneten und Europawahlspitzenkandidaten Maximilian Krah zur SS scharfe Kritik geerntet.

In der angenommenen Entscheidung heisst es, in Anbetracht «der Reihe von Vorfällen, an denen Herr Maximilian Krah und damit auch die deutsche Delegation der Gruppe beteiligt waren, und in Anbetracht der Tatsache, dass diese Vorfälle dem Zusammenhalt und dem Ruf der Gruppe geschadet haben», werde die Mitgliedschaft der Mitglieder der deutschen Delegation mit sofortiger Wirkung beendet. Dazu werden die Namen aller neun AfD-Europaabgeordneten aufgeführt. Der Ausschluss hat vor allem symbolischen Charakter, da das Parlament erst nach den Europawahlen in zwei Wochen wieder tagt. Dann werden sich auch die Fraktionen möglicherweise neu zusammensetzen.

Fraktionsinterne Abstimmung über Ausschluss

Über den Ausschlussantrag wurde in einem fraktionsinternen schriftlichen Verfahren abgestimmt. Den Informationen zufolge stimmten die italienische Lega, die französische Partei RN von Marine Le Pen, der flämische Vlaams Belang, die Dänische Volkspartei sowie die tschechische Partei Freiheit und direkte Demokratie dafür. Die österreichische FPÖ und eine estnische Partei votierten dagegen.

Die deutsche AfD-Delegationsleiterin Christine Anderson hatte zuvor noch versucht, die Entscheidung zu verhindern, und forderte eine Anhörung. Zudem legte sie unterstützt von sechs anderen AfD-Abgeordneten in der ID-Fraktion einen Antrag vor, lediglich Krah auszuschliessen. Nur der AfD-Abgeordnete Joachim Kuhs unterstützte ihn nicht.

Grund für den Antrag von ID-Fraktionschef Marco Zanni waren zahlreiche Negativschlagzeilen zur AfD in den vergangenen Wochen. So erteilte die Parteispitze ihrem eigenen Spitzenkandidaten Krah nach den SS-Äusserungen am Mittwoch ein Auftrittsverbot.

Reaktionen auf Krah-Kommentare

Zudem steht der 47-jährige Sachse unter Druck wegen einer Spionageaffäre um einen Mitarbeiter und seiner Nähe zu Russland und China. Auch Petr Bystron, Nummer zwei auf der AfD-Europaliste, wird nach Korruptionsermittlungen vorerst keinen Wahlkampf mehr machen. Der französische Rassemblement National hatte bereits vor dem Ausschlussverfahren seine Zusammenarbeit mit der AfD aufgekündigt.

RN-Parteichef Jordan Bardella sagte am Dienstag im Sender TF1: «Ich denke, dass die AfD, mit der wir im Europäischen Parlament seit fünf Jahren zusammengearbeitet haben, Linien überschritten hat, die für mich rote Linien sind.» Nach der Wahl werde man neue Verbündete haben und nicht mehr an der Seite der AfD sitzen.

Aussage zur nationalsozialistischen SS

Zuvor hatte ein Interview der italienischen Zeitung «La Repubblica» und der «Financial Times» mit Krah Schlagzeilen gemacht. In diesem war dem AfD-Politiker nach seiner Aussage zur nationalsozialistischen SS gefragt worden und er antwortete: «Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war.»

Auf die Frage, ob die SS Kriegsverbrecher seien, antwortete er: «Es gab sicherlich einen hohen Prozentsatz an Kriminellen. Aber nicht alle waren kriminell.» Er erwähnte dabei nicht, dass Adolf Hitlers Schutzstaffel unter anderem Konzentrationslager bewachte und verwaltete und massgeblich für Kriegsverbrechen verantwortlich war.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Marine le PenAbstimmungWahlkampfLegaFPÖAfDEUParlament