Grossbritannien stört sich an der Brexit-Regelung für Nordirland und möchte sie abändern. Die Regierung droht damit, das Protokoll zu kippen.
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Ein Graffiti in Belfast wirbt für eine Wiedervereinigung von Nordirland mit der Republik Irland. Im Streit um Post-Brexit-Regeln ist Nordirland zum ewigen Zankapfel zwischen Brüssel und London geworden. Foto: Larissa Schwedes/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • London droht, die vereinbarte Brexit-Regelung für Nordirland zu brechen.
  • Sie seien weiterhin offen für Gespräche mit der EU, sagt Liz Truss.
  • Das Nordirland-Protokoll ist Teil des 2019 geschlossenen Brexit-Abkommens.

Die britische Regierung will die mit Brüssel vereinbarte Brexit-Regelung für Nordirland einseitig ändern. Ein am Montag vorgelegter Gesetzentwurf sei notwendig, um Stabilität und Frieden in der früheren Unruheprovinz zu sichern. Das sagte Aussenministerin Liz Truss im Unterhaus in London.

Sie fügte hinzu: «Wir sind weiterhin offen für Gespräche mit der EU.» Fortschritte könne es aber nur geben, wenn Brüssel Änderungen an der als Nordirland-Protokoll bezeichneten Vereinbarung akzeptiere. Bisher sei das nicht der Fall.

Nordirland: London Droht mit Aufhebung des Protokolls

London droht nun, die in dem Protokoll vereinbarten Warenkontrollen zum Schutz des EU-Binnenmarkts zu stoppen. Sie soll durch eine freiwillige Regelung ersetzt werden.

Zudem soll die Rolle des Europäischen Gerichtshofs drastisch beschränkt werden. London will sich auch freie Hand bei Regelungen zur Mehrwertsteuer geben. Nach Ansicht einer grossen Zahl von Experten wäre das ein klarer Bruch internationalen Rechts. Die Regierung in London bestreitet das jedoch.

Scharfe Kritik aus der EU

Aus der EU kam bereits im Vorfeld scharfe Kritik. Der Alleingang schade dem gegenseitigen Vertrauen und sorge für Unsicherheit, hatte EU-Kommissionsvize Maros Sefcovic bereits am Morgen mitgeteilt. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlaments, David McAllister, bezeichnete einseitige Massnahmen im dpa-Gespräch ebenfalls als «nicht akzeptabel».

Das Protokoll für Nordirland ist Teil des 2019 geschlossenen Brexit-Abkommens. Es sieht vor, dass die zum Vereinigten Königreich gehörende Provinz weiter den Regeln des EU-Binnenmarkts und der europäischen Zollunion folgt. Damit sollen Warenkontrollen zum EU-Mitglied Republik Irland verhindert werden.

Ein Wiederaufflammen des Konflikts zwischen Gegnern und Befürwortern einer Vereinigung der beiden Teile Irlands soll verhindert werden. Dafür ist nun aber eine innerbritische Warengrenze entstanden.

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