Bei der Parlamentswahl im Irak zeichnet sich eine Niederlage des schiitischen Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi ab. Nach vorläufigen Ergebnissen aus der Nacht zum Montag kann die Liste des schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr mit einem Erfolg rechnen. Al-Sadr setzte sich im Wahlkampf für Reformen und die Bekämpfung der Korruption ein.
Muss eine unerwartete Niederlage einstecken: Haider Al-Abadi
Muss eine unerwartete Niederlage einstecken: Haider Al-Abadi - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der irakischen Parlamentswahl zeichnet sich eine Überraschung ab.
  • Die Partei des amtierenden Ministerpräsidenten Haider Al-Abadi liegt gemäss ersten Hochrechnungen zurück.
  • In Führung liegt die Liste des Geistlichen Muktada Al-Sadr.

Al-Sadrs Liste Sairun liegt nach vorläufigen Ergebnissen in vier von bislang zehn ausgezählten Provinzen an der Spitze, wie die Wahlkommission am Sonntagabend mitteilte. Das ist eine Überraschung, galt Al-Abadi vor der Wahl doch als Favorit. Die eng mit den Schiitenmilizen verbundene Liste des Politikers Hadi al-Amiri kommt demnach ebenfalls in vier Provinzen auf Platz eins. Das Bündnis hat enge Beziehungen mit dem ebenfalls schiitisch geprägten Nachbarland Iran.

Historisch Tiefe Wahlbeteiligung nach Sieg über IS

Die Liste von Al-Sadr liegt vor allem in Bagdad mit deutlichem Vorsprung an der Spitze. In der Hauptstadt werden mit Abstand die meisten Sitze vergeben. Die Koalition von Al-Abadi konnte hingegen in keiner der ausgezählten Provinzen einen der ersten beiden Plätze erreichen. Die restlichen Ergebnisse und die Verteilung der 329 Sitze im Parlament werden erst in den nächsten Tagen bekannt gegeben. Deshalb kann es noch zu Verschiebungen kommen. Die Iraker hatten am Samstag erstmals seit dem militärischen Sieg gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ein neues Parlament gewählt. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 44,5 Prozent ein historisches Tief.

Vor allem in armen Regionen viele Anhänger

Al-Sadr gilt als kontroverse Figur. Nach dem Sturz von Langzeitherrscher Saddam Hussein 2003 hatte seine Mahdi-Armee die US-Besatzungstruppen mit Gewalt bekämpft. In den vergangenen Jahren wandelte er sich zu einem Kritiker des politischen Establishments. Er hat vor allem in den armen Regionen des Landes viele Anhänger. Al-Abadi hatte im Wahlkampf mit dem Sieg gegen den IS unter seiner Führung geworben. Der 66-Jährige ist seit fast vier Jahren im Amt.

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