Gremium bestätigt Mobbing-Vorwürfe gegen britischen Ex-Speaker
Ein britisches Gremium hat den für seine markanten «Order»-Rufe bekannten ehemaligen Parlamentspräsidenten John Bercow als «notorischen Lügner» bezeichnet.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Gremium bestätigte Mobbing-Vorwürfe gegen den ehemaligen britischen Speaker.
- Zudem wird der Ex-Parlamentspräsident John Bercow als «notorischer Lügner» bezeichnet.
Ein britisches Gremium macht dem ehemaligen Parlamentspräsidenten John Bercow schwere Vorwürfe. Er sei ein «notorischer Lügner». Ausserdem haben sie Mobbing-Vorwürfe gegen ihn bekräftigt. Dem Ex-Speaker soll ausserdem der Zugang zum Parlament verweigert werden.
In seinem am Dienstag veröffentlichten Bericht bestätigte das unabhängige Expertengremium frühere Vorwürfe gegen den langjährigen «Speaker». Es empfahl, er solle auf Lebenszeit keinen Parlamentsausweis mehr erhalten.

Bereits 2018 hatte die Beauftragte für parlamentarische Standards Bercow vorgeworfen: Er habe einer Parlamentskultur vorgestanden, in der «Mobbing, Belästigung und sexuelle Belästigung» gedeihen konnten. Bercow hatte den Bericht damals als «stümperhaft» bezeichnet; mit dem Verfahren gegen ihn sollten «alte Rechnungen» beglichen werden, erklärte er.
Das Expertengremium bescheinigte dem 59-Jährigen nun ebenfalls «einschüchterndes Verhalten». Mit seinen Beschimpfungen und Wutausbrüchen habe er sich wie ein «Tyrann» verhalten. Er habe seine Widersacher zur Schnecke gemacht, hiess es unter Berufung auf die Aussagen von drei «Opfern».
Zutritt zu Gebäude verwehrt
«Das Verhalten des Beklagten war so schwerwiegend: Wir hätten, wäre er noch Mitglied des Parlaments, seinen Ausschluss beschlossen», erklärte das Gremium. So aber «empfehlen wir, ihm keinen Zutritt zu den Parlamentsgebäuden zu gewähren».
Bercow bezeichnete den Bericht als «dilettantisch», «unfair» und als eine «Parodie auf die Justiz und Schande für das Unterhaus». Vor Gericht hätten die Ergebnisse keine fünf Minuten stand gehalten.

Bercow war von 2009 bis 2019 Speaker das Unterhauses. Während des Brexit-Streits verärgerte er viele Vertreter der konservativen Regierung und Abgeordnete der konservativen Partei. Er stellte Änderungsanträge zur Debatte, welche die Strategie der Regierung für den Austritt aus der Europäischen Union in Frage stellten.
Der Speaker hat enorme Macht bei der Entscheidung, welche Abgeordneten wann zu welchen Themen sprechen. Und Bercow war stolz darauf, die Rechte der Hinterbänkler zu fördern, Minister durch Dringlichkeitsdebatten und Fragen zur Verantwortung zu ziehen. Bercows legendär gewordenen «Order»-Rufe hallten mehr als 14'000 Mal durch das Londoner Unterhaus.