Die radikalislamischen Taliban haben während der Machtübernahme in Afghanistan im August laut einem Bericht von Amnesty International mehrere Kriegsverbrechen begangen.
Amnesty International
Amnesty dokumentiert Kriegsverbrechen der Taliban in Afghanistan. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Amnesty International hat einen neuen Bericht zu den Taliban in Afghanistan vorgelegt.
  • Darin wird den Islamisten während der Machtübernahme mehrere Kriegsverbrechen vorgeworfen.
  • Der Bericht belegt zudem zivile Opfer durch US-Luftangriffe in den vergangenen Jahren.

Die Islamisten hätten sich unter anderem der Folter, aussergerichtlicher Hinrichtungen und Tötungen schuldig gemacht, heisst es in dem am Mittwoch erschienenen Bericht der Menschenrechtsorganisation. Zudem habe es durch Angriffe des US-Militärs und der afghanischen Streit- und Sicherheitskräfte schon vor Zusammenbruch der Regierung zahlreiche zivile Opfer gegeben.

Im Zuge ihrer Offensive im Juli und August hätten die Taliban bei «Vergeltungsanschlägen» Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten, ehemalige afghanische Soldaten und mutmassliche Sympathisantinnen und Sympathisanten der Regierung gefoltert und getötet, heisst es in dem Bericht.

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Ein Kämpfer der Taliban trägt ein Gewehr um seine Schulter. - Keystone

«Unser Bericht zeigt, dass Kriegsverbrechen und unglaubliches Blutvergiessen durch die Taliban an der Tagesordnung waren», erklärte Julia Duchrow, Stellvertreterin des Generalsekretärs von Amnesty International in Deutschland. Durch alle drei Konfliktparteien, Taliban, afghanische Streitkräfte und US-Militär, seien zudem Zivilistinnen und Zivilisten zu Tode gekommen.

Bericht belegt auch zivile Opfer durch US-Luftangriffe

Der Bericht dokumentiert vier Luftangriffe in den vergangenen Jahren, bei denen 28 Zivilisten getötet wurden, darunter acht Kinder. Drei der Angriffe seien höchstwahrscheinlich von US-Streitkräften und einer von der afghanischen Luftwaffe geflogen worden. Bei acht Bodenkämpfen seien insgesamt zwölf Zivilisten getötet worden, darunter sechs Kinder.

Duchrow forderte den Internationalen Strafgerichtshof auf, allen Hinweisen zu möglichen Kriegsverbrechen nachzugehen. Die neue Bundesregierung rief sie auf, bedrohte Afghaninnen und Afghanen «so schnell wie möglich bei der Ausreise aus Afghanistan und den Nachbarländern zu unterstützen».

Ein afghanischer Junge trägt seine Habseligkeiten neben einem bei einem US-Luftangriff zerstörten Haus.
Bei den US-Luftangriffen in Afghanistan starben immer wieder auch Zivilisten. - Keystone

Für den Bericht «No Escape: War crimes and civilian harm during the fall of Afghanistan to the Taliban» recherchierte Amnesty vom 1. bis 15. August vor Ort in Kabul. Die Menschenrechtsorganisation führte zudem Interviews mit Opfern, Experten, Zeuginnen und Zeugen und überprüfte Satellitenbilder, Videos und Fotos.

Das gesamte Ausmass der Tötungen im Land ist laut Amesty schwer zu beziffern, da die Taliban in vielen ländlichen Gebieten den Mobilfunk unterbrochen und den Internetzugang stark eingeschränkt haben.

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