Die Grünen verlieren im Wahlbarometer deutlich Wähleranteile. Das sorgt für Nervosität, denn der Traum eines grünen Bundesrats wird damit etwas unrealistischer.
Balthasar Glättli Cédric Wermuth
Die Grünen verlieren gemäss Wahlbarometer Anteile. Muss Balthasar Glättlis Partei also einen Sitz von Cédric Wermuths SP im Bundesrat angreifen? - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Grünen verlieren im neusten Wahlbarometer 1,5 Prozentpunkte Wähleranteil.
  • Sollte sich das bewahrheiten, erschwert sich der erhoffte Einzug in den Bundesrat.
  • Weil die FDP zulegt, müssen sich die Grünen wohl überlegen, einen SP-Sitz anzugreifen.

Es war für Schweizer Verhältnisse ein Erdrutschsieg, den die Grünen 2019 einfuhren. Mit 13,2 Prozent wurde die Umwelt-Partei zu einer gewichtigen Stimme im Bundeshaus. Ihr Aushängeschild Regula Rytz wollte deshalb in den Bundesrat – und scheiterte.

Wahlbarometer Wahlen 23
Der Wahlbarometer zeigt ein Jahr vor den Wahlen Verluste für die Grünen und ein klares Plus für die Freisinnigen.
Wahlbarometer 2023 Parteistärke
Die SVP bleibt mit Abstand die stärkste Partei, während FDP und SP praktisch gleichauf liegen.

Die Grünen wurden vertröstet. Sie sollten 2023 ihr Resultat bestätigen, dann klappe es spätestens dann, wurde ihnen sinngemäss gesagt. Dieses Ziel ist mit dem neusten Wahlbarometer nun aber in die Ferne gerückt. Die Partei verliert demnach von allen am meisten – minus 1,5 Prozentpunkte.

Longchamp: «Klimawahl» zu wiederholen fast unmöglich

Politologe Claude Longchamp glaubt rückblickend, zwei bis drei Prozent der damaligen Gewinne seien «aus den Umständen mit Klimawahl und Mobilisierungseffekten» entstanden. Für ihn ist klar: «Genau das unter veränderten Umständen und ohne Wahlkampf zu wiederholen, ist fast unmöglich.»

Claude Longchamp
Claude Longchamp ist Politologe und Gründer des Forschungsinstituts gfs.bern. - Nau.ch

Die Gewinne bei kantonalen Wahlen seien denn auch eher ein «Echoeffekt» auf die nationalen Wahlen. Insofern dürften sich die Grünen aufgrund der Umfragen «auf einem neuen Niveau stabilisieren, aber nicht mehr wachsen», glaubt Longchamp.

Der Politologe will noch nicht spekulieren, ob das reicht für einen Sitz im Bundesrat. Parteipräsident Balthasar Glättli jedoch gibt sich kämpferisch. «Unser Wahlziel ist es, die drittstärkste Partei zu werden und damit die FDP zu überholen», sagt er den Tamedia-Zeitungen.

Greifen die Grünen auch die SP an?

Sollte das gelingen, könnte Glättli mit Fug und Recht einen Sitz der Freisinnigen beanspruchen. Dass es so weit kommt, scheint aktuell aber unrealistisch. Schliesslich ging die FDP als grosse Gewinnerin aus dem Wahlbarometer hervor und liegt praktisch gleichauf mit der SP.

Balthasar Glättli Grüne
Balthasar Glättli, Präsident der Grünen Schweiz. - Keystone

Gut möglich also, dass sich die Grünen entscheiden müssen, ob sie auch einen SP-Sitz angreifen. Sollte das Unterfangen Erfolg haben, würde sich an den Machtverhältnissen im Bundesrat allerdings nichts ändern.

Glauben Sie, die Grünen schaffen 2023 den Einzug in den Bundesrat?

Glättli weicht im Tamedia-Interview denn auch aus. Ziel bleibe es, das «grünlinke Lager» zu stärken», erklärt er. Entscheidend wird sein, ob die SP die Freisinnigen auf Distanz halten kann – und welches Bundesrats-Mitglied als Nächstes zurücktritt.

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