Stopfleber erfüllt in der Schweiz den Tatbestand der Tierquälerei. Der Import ist hingegen erlaubt. Das stösst SVP-Nationalrat Martin Haab sauer auf.
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Gänse werden mit einem Metallstab gefüttert, um Foie Gras herzustellen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Foie Gras oder Stopfleber darf noch immer in der Schweiz konsumiert werden.
  • Die Tierquälerei ist in der Schweiz verboten, der Import jedoch weiterhin erlaubt.
  • Jetzt fordert ausgerechnet ein SVP-Nationalrat das Verbot solcher Importe.

Die Schweiz hat eines der strengsten Tierschutzgesetze weltweit. Tierschützern gehen viele Reglementierungen jedoch zu wenig weit, regelmässig fordern sie Verbote und Vorgaben. In den Chor der Kritiker stimmt jetzt auch ein SVPler ein. Die SVP sieht sich als Vertreterin der Bauern und stellt sich häufig gegen die Forderungen der Tierschützer.

Es entbehrt also nicht einer gewissen Komik, dass SVP-Nationalrat Martin Haab nun das Tierschutzgesetz als «in einzelnen Punkten noch rückständig» bezeichnet. Haab fordert deshalb vom Bundesrat, dass er den Import von tierquälerisch erzeugte Stopfleber verbietet.

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Milchbauer Martin Haab (SVP) hat die Milchbauernorganisation BIG-M mitgegründet. - Keystone

In Zusammenarbeit mit Alliance Animal Suisse hat Martin Haab eine entsprechende Motion formuliert. Das Stopfen von Gänsen und Enten sei in der Schweiz sowie in fast allen umliegenden Ländern verboten, heisst es darin. Die Tiere würden dabei «enorme und unnötige Qualen erleiden müssen».

Zwangsfütterung ist Tierquälerei

Für die Produktion von Stopfleber – auch «Foie Gras» genannt – werden junge männliche Gänse und Enten mehrmals täglich mit Metallrohren und Futter gestopft. Ihre Leber schwillt dadurch krankhaft bis auf das zehnfache ihrer normalen Grösse an, manchmal zerreisst sie gar.

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Fütterung einer Gans mit einem Trichter. - Keystone

«Die gequälten Tiere erleiden dabei auch Flügelbrüche, schmerzhafte Wunden und oft durchlöcherte Hälse. Solches erfüllt den Tatbestand der Tierquälerei und ist daher in der Schweiz selbstverständlich unter Strafandrohung verboten», so die Motion des Zürcher Meisterlandwirts Haab.

Konsumenten befürworten Importverbot

Dass der Import dieser Produkte jedoch erlaubt bleibe, gefällt Haab überhaupt nicht. «Nun ist es ausgesprochen verwerflich, wenn die Schweiz der eigenen Landwirtschaft hohe Auflagen macht und die Produktion von Tierqualprodukten verbietet, derweil jedoch derartige Qualprodukte aus dem Ausland importiert und damit unerträgliche Produktionsformen noch tatkräftig unterstützt und fördert.»

Repräsentative Umfragen würden darüber hinaus zeigen, dass die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung ein Importverbot von Produkten aus der Stopfmast befürworte.

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Die unnatürlich grosse Leber einer Ente. - Keystone

Solche Produkte würden einer «zivilisierten Gesellschaft» nicht gerecht werden und nicht «den Wertvorstellungen einer humanen, aufgeklärten Gesellschaft» entsprechen, heisst es in der Motion. Es gebe viele Alternativ-Produkte, welche ohne Tierquälerei auskommen. Zahlreiche Gourmetköche verzichten längst auf Qualprodukte.

Ständerat lehnte Importverbot ab

Es gebe auch kein Problem bezüglich der internationalen Handelsverpflichtungen der Schweiz. Denn: «Sämtliche Abkommen sehen Ausnahmen vor für Massnahmen, welche zum Schutz der öffentlichen Sittlichkeit oder des Lebens und der Gesundheit von Tieren erforderlich sind.» Und gemäss Welthandelsorganisation WTO gehört der Schutz von Tieren zur öffentlichen Sittlichkeit.

Der Ständerat wollte Ende 2017 indes nichts wissen von einem Importverbot für Stopfleber. Der Bundesrat solle lediglich prüfen, wie die Deklarationspflicht verschärft werden könnte.

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