Russische Wissenschaftler sollen gemäss Bundespräsident Ignazio Cassis nicht von der Diplomatie ausgeschlossen werden, trotz des Ukraine-Kriegs.
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Ignazio Cassis beim GESDA-Gipfel in Genf. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Russische Wissenschaftler sollen Teil vom diplomatischen Austausch bleiben.
  • Das sagte Bundespräsident Ignazio Cassis am Freitag bei einem Gipfel in Genf.
  • Es war das zweite Treffen der Stiftung Geneva Science and Diplomacy Anticipator.

Bundespräsident Ignazio Cassis will russische Wissenschaftler nicht von der Diplomatie ausschliessen. Dies sagte er am Freitag am zweiten Gipfel der Stiftung Geneva Science and Diplomacy Anticipator (Gesda).

«Kein Krieg hat es je geschafft, die wissenschaftliche Forschung zu stoppen», sagte Ignazio Cassis am Freitag vor der Presse in Genf zum Abschluss des zweiten Gipfeltreffens. «Wissenschaftler haben eine gemeinsame Sprache, die vereint», sagte der Schweizer Bundespräsident.

Der estnische Chefdiplomat Urmas Reinsalu erinnerte daran, dass sein Land unter russischer Bedrohung stehe, und sprach sich gegen einen zu engen Dialog mit den Wissenschaftlern dieses Landes aus. «Wir können nicht sicher sein, dass Technologien, die wir aus friedlichen Gründen auf den Weg gebracht haben, nicht im Krieg eingesetzt werden», sagte er.

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Bundespräsident Ignazio Cassis mit Gesda-Präsident Peter Brabeck-Letmathe. - keystone

Am Mittwoch hatte Gesda-Präsident Peter Brabeck-Letmathe gesagt, dass die Plattform in einem Konflikt wie dem in der Ukraine nicht hilfreich sein könne, «während kein politischer Wille» zu beobachten sei, die Wissenschaft nicht als «Waffe» zu instrumentalisieren.

In seiner Rede vor den fast 1500 Teilnehmenden des dreitägigen Gipfels im Hybridformat vertrat Ignazio Cassis die Ansicht, dass die Verbindung zwischen Wissenschaft und Diplomatie im nächsten Jahrzehnt im Zentrum des internationalen Genf stehen sollte. Er erinnerte an seinen Willen, die Gesda zu einem Instrument für das «Gemeinwohl» zu machen, mit dem die bei Verhandlungen zwischen Staaten üblichen Konfrontationen vermieden werden könnten. Dabei müsse sichergestellt werden, dass der wissenschaftliche Fortschritt nicht in den Händen einiger «Oligarchengruppen» liege.

Die diplomatische Reaktion auf die Kombination von wissenschaftlichen und technologischen Fortschritten müsse beschleunigt werden, unterstrich Cassis. Dies müsse vorausschauend geschehen, bevor die Probleme auftreten würden.

Gesda will Open Quantum Institute gründen

Am Mittwoch hatte die Gesda unter anderem vorgeschlagen, in spätestens fünf Jahren in Genf ein Open Quantum Institute (OQI) zu gründen, um sicherzustellen, dass die Quantentechnologien allen zugute kommen können. In der Diskussion mit den Ministern am Freitag wurde von einem der Teilnehmer ein Vorschlag für ein internationales Abkommen lanciert, um eine «Militarisierung» dieser Technologien zu verhindern.

«Wir sind für alles offen, aber es ist noch zu früh», sagt Ignazio Cassis zu dem Vorschlag. Trotz Afghanistan, Syrien, dem Krieg in der Ukraine und einer «explosiven Sicherheitslage» in Europa müsse man für die nächsten Jahre «optimistisch» bleiben, so der Bundespräsident.

Gesda will internationalen Dialog fördern

Die Gesda befasst sich mit wissenschaftlichen und technologischen Trends sowie deren Auswirkungen auf Mensch, Umwelt und internationale Beziehungen. Sie fördert den internationalen Dialog. Gegründet wurde die Gesda im Jahr 2019 von Bund und Kanton Genf mit Unterstützung der Stadt Genf.

Erstmals waren an einem Gesda-Gipfel hochrangige politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger zugegen. Der Bundespräsident traf unter anderen Vivian Balakrishnan, den Aussenminister Singapurs, zu einem bilateralen Austausch. Zudem fand ein Treffen mit Sarah Bint Yousif Al-Amiri, der Staatsministerin für Höhere Bildung und Technologie der Vereinigten Arabischen Emirate, statt.

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