Nationalrat Kilian Baumann (Grüne) beobachtet den heissen Sommer mit Sorge. Im Interview erklärt der Biobauer, wie sich die Landwirtschaft verändern muss.
Kilian Baumann Hitze Landwirtschaft
Kilian Baumann, Nationalrat der Grünen, ist Biobauer mit einem eigenen Hof. Der Berner hat sich bereits darauf eingestellt, dass es wärmer und trockener wird. - zvg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das trockene und warme Wetter beeinflusst auch die Schweizer Landwirtschaft.
  • Kilian Baumann sieht für die Schweizer Bauern grosse Herausforderungen am Horizont.
  • Der Grünen-Nationalrat und Bio-Bauer kritisiert das kurzfristige Denken der SVP-Bauern.

Seit Wochen ist es in der Schweiz heiss und trocken. Das macht vielen Sorgen, doch die bürgerlichen Bauern im Parlament jubeln. Die Erträge seien «hervorragend», sagt etwa SVP-Nationalrat Marcel Dettling. Markus Ritter (Mitte), Präsident des Bauernverbands, pflichtet ihm bei.

Marcel Dettling SVP Wetter
SVP-Nationalrat und Bergbauer Marcel Dettling freut sich über «hervorragende» Erträge aufgrund des warmen Wetters. - zvVg

Kilian Baumann, Grünen-Nationalrat und Biobauer in Suberg BE, betrachtet das aktuelle Wetter mit anderen Augen. Die klimatischen Veränderungen würden zum Problem. Deshalb müssten sich Bauern nun darauf einstellen. Im Interview erklärt er, wie das funktionieren kann.

Nau.ch: Herr Baumann, wie kommen Sie als Biobauer mit der Hitze und der Trockenheit klar?

Kilian Baumann: Wenn es weiterhin kaum regnet, müsste ich gewisse Kulturen bewässern. Wir sind persönlich aber nicht brutal betroffen von der aktuellen Wettersituation. Das hat aber auch damit zu tun, dass ich mich bereits vor Jahren darauf eingestellt habe, dass Wetter-Extreme deutlich zunehmen werden.

Nau.ch: Was haben Sie denn konkret unternommen?

Wetter Schweiz
Die Trockenheit bleibt in der Schweiz weiterhin ein grösseres Problem. - AFP/Archiv

Kilian Baumann: Man muss damit rechnen, dass es Sommer gibt mit viel weniger Futter, weil es so trocken ist. Also muss davon genug gelagert sein. Und wir bauen Pflanzen an, die man aus südlicheren Ländern kennt. Im Futterbau setzen wir seit einer Weile auf Luzerne. Das ist ein Klee, der sehr trockenheits-resistent ist und in Spanien oder Frankreich populär ist.

Nau.ch: Also alles halb so wild, wenn sich die Bauern dem Klimawandel anpassen?

Kilian Baumann: Die Landwirtschaft passt sich schon seit längerem an, zumindest viele schlaue Bäuerinnen und Bauern. Wir sind stark betroffen vom Klimawandel, haben aber auch den Support von der Bevölkerung, beziehungsweise von den Steuerzahlenden in Form von Milliarden-Unterstützung.

Nau.ch: Finden Sie als Linker Subventionen denn gut?

Kilian Baumann Grüne Bauern
«Der Bauernverband setzt sich leider oftmals nur für kurzfristige wirtschaftliche Interessen ein», kritisiert Kilian Baumann. - zvg

Kilian Baumann: Im Bundeshaus kämpfen wir Grünen für eine soziale- und ökologische Landwirtschaftspolitik. Der Bauernverband setzt sich leider oftmals nur für kurzfristige wirtschaftliche Interessen ein. Er vertritt eher die Anliegen der Agrar-Industrie, nicht unbedingt die der Bauern. Aber natürlich sind wir uns teilweise einig, wenn es darum geht, den Bauern gezielt zu helfen. Heute ist es leider so, dass viele Subventionen mit der Giesskanne klima-schädliche Produktion vergünstigen. Konsumenten kaufen das, aber es ist nicht nachhaltig.

Nau.ch: Machen Sie sich Sorgen um die Produkte, welche Sie auf Ihrem Hof produzieren?

Kilian Baumann: Es wird eine immense Herausforderung – und zwar nicht nur wegen Hitze und Trockenheit. Wir hatten in diesem und im letzten Jahr sehr viel Hagel. Innert zehn Minuten kann dadurch alles kaputt gehen. Solche Ereignisse werden zunehmen, deshalb wollen die Bauern nun staatlich vergünstigte Versicherungen.

Nau.ch: SVP-Bauern im Parlament freuen sich über das schöne, heisse Wetter. Mögen Sie diesen ihre guten Erträge gönnen?

Bereiten Ihnen Hitze und Trockenheit Sorgen?

Kilian Baumann: Selbstverständlich! Diese Freude ist aber sehr kurzfristig. Es wird immer wärmer, was für einzelne Kulturen auch positiv sein kann. Sie wissen aber selbst, dass die Klimakrise hochproblematisch ist. Darum möchten sie in der nächsten Agrar-Reform primär billigere Prämien für Ernteversicherungen, weil es eben künftig viel mehr Schäden gibt durch Wetter-Extreme. Die Allgemeinheit soll das dann finanzieren. Gleichzeitig haben die bürgerlichen Bauern noch fast nie geholfen, Klimaschutz-Massnahmen zu verabschieden. Das langfristige Denken fehlt hier teilweise komplett.

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