Umbruchstimmung im BAG: Gleich mehrere Schüsselpositionen sind neu besetzt. Der erste Auftritt der neuen Amtsspitze ist verschoben. Grund: unklar.
BAG Spitzenpositionen Coronavirus
Virginie Masserey, Anne Lévy, Andrea Arz de Falco (von links) übernehmen Schlüsselpositionen im Bundesamt für Gesundheit, Patrick Mathys ist schon länger dabei. Doch wer übernimmt die Corona - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Bundesamt für Gesundheit haben im Oktober mehrere Schlüsselpositionen neue Chefs.
  • Eine erste Information der neuen BAG-Spitze ist bereits um mehrere Tage verschoben worden.
  • Weiterhin ist unklar, wer als «Mr.» oder «Mrs. Corona» übernimmt. Das sind die Kandidaten.

Es ist ruhig an der Corona-Front. Nachdem das Bundesamt für Gesundheit (BAG) über Monate hinweg fast täglich über den neusten Stand der Pandemie-Bekämpfung informierte, herrscht aktuell Schweigen.

Alain Berset
Alain Berset marschiert mit seinem Kommunikationschef Peter Lauener (M.) und dem damaligen BAG-Mann Daniel Koch durch die Stadt Bern. - Keystone

Der Bundesrat selbst meldet sich fast nur noch zu Wort, wenn entscheidende Weichenstellungen anstehen. Und seitens BAG herrscht ebenfalls seit Wochen Funkstille. Gestern Montag hätte sich das ändern sollen.

Angekündigt war ein «Überblick über die aktuelle Lage» des BAG im Berner Liebefeld-Quartier. Doch daraus wurde nichts. Aus «organisatorischen Gründen» wurde der Anlass auf den Freitag verschoben.

Viele neue Gesichter im Bundesamt für Gesundheit

Auf Nachfrage will man beim Amt nicht einmal verraten, wer denn nun über die Corona-Lage informiert. Das interessiert viele, schliesslich hat sich das BAG mitten in der Pandemie komplett neu aufgestellt.

Stefan Kuster
Stefan Kuster, abtretender Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG. - Keystone

Stefan Kuster, der Nachfolger von Ur-Mr.-Corona Daniel Koch, hat den Bettel als Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten bereits wieder hingeschmissen. Und auch an der BAG-Spitze hat sich einiges verändert.

Per 1. Oktober übernahm Anne Lévy den Posten von Pascal Strupler. Gleichzeitig übernimmt die bisherige Vizedirektorin Andrea Arz de Falco die Schlüsselstelle an der Spitze der Abteilung für Übertragbare Krankheiten. Und: Christine Kopp beginnt ebenfalls neu als Chefin des Krisenmanagements.

Christine Kopp BAG
Christine Kopp wechselt vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) zum Bundesamt für Gesundheit (BAG). - SRK

Sie ist aber nicht die Favoritin auf die erste Reihe an Pressekonferenzen. Durchgesickert ist bisher, dass auch die Kommunikation auf mehrere Köpfe verteilt werden soll. Eine derart dominante Rolle wie Daniel Koch wird es an Pressekonferenzen also wohl nicht mehr geben.

Coronavirus: Wer informiert durch den Winter?

Der heutige BDP-Nationalrat und der ehemalige BAG-Kommunikationschef Lorenz Hess sagte im Nau.ch-Interview, dieses Modell habe sich überlebt. Dem ist wohl tatsächlich so. Dennoch dürften sich einige Personen exponieren.

CORONAVIRUS, CORONA-VIRUS
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, an einer Pressekonferenz zum Coronavirus. - Keystone

Mit Patrick Mathys könnte ein Corona-Kommunikator der ersten Stunde weiterhin eine Schlüsselrolle behalten. Und Virginie Masserey, Chefin der Sektion Infektionskontrolle, dürfte ebenfalls regelmässig präsent sein.

Würden Sie sich wieder eine verstärkte Corona-Kommunikation des BAG wünschen?

Viel wird davon abhängen, wie die neue Direktorin Anne Lévy ihre Rolle interpretiert. Strupler hatte sich selbst grösstenteils komplett im Hintergrund gehalten. Bei den wenigen öffentlichen Auftritten wirkte er teilweise unbedarft. Das dürfte auch Lévy zu diversen Überlegungen verleiten.

anne lévy bag
Die 49-jährige Anne Lévy wohnt mit ihrem Mann in Bern. - Keystone

Sollte die verschobene Information tatsächlich mit internen Diskussionen begründet sein, ist das verständlich. Denn im Hinblick auf den Winter dürfte der Erklärungsbedarf aufgrund steigender Zahlen wieder grösser werden.

Am Montag meldete das BAG 1548 neue Ansteckungen übers Wochenende bei einer hohen Positivitätsrate von sechs Prozent. Am Dienstag stieg der Wert auf beinahe zehn Prozent.

Gleichzeitig macht die Wirtschaft Druck auf den Bundesrat, die zehntägige Quarantäne zu verkürzen. Ein diesbezüglicher Entscheid könnte frühstens heute Mittwoch fallen.

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