«Siberia»: Albträume voller Blut und Gewalt
Ein einsamer, alter Mann haust in einer Berghütte und betreibt dort eine Art kleines Café. Viel spannender ist aber nicht, was sich in dem kleinen Laden abspielt, sondern in seinen Träumen.

Das Wichtigste in Kürze
- Wie in nahezu allen seinen Spielfilmen erkundet der US-amerikanische Autor und Regisseur Abel Ferrara («Bad Lieutenant») auch in «Siberia» das Seelenleben eines einsamen Mannes.
Der Alte heisst hier Clint (Willem Dafoe) und wirkt arg angeschlagen.
Er haust in einer einsamen Berghütte und betreibt dort eine Art kleines Café. Gäste kommen selten. Viel häufiger suchen ihn Albträume heim. Ihnen kann er nicht entfliehen, selbst dann nicht, wenn er sich mit dem Hundeschlitten auf die Flucht in Eis und Schnee begibt.
Abel Ferrara und sein Lieblingsschauspieler Willem Dafoe («Der Leuchtturm») zeigen in ihrem sechsten gemeinsamen Spielfilm ein Kaleidoskop von Schreckensvisionen. Dabei entwickelt sich keine geradlinige Geschichte. Der Protagonist durchlebt eine Fülle düsterer Visionen. Die sind oft blutgetränkt und mit Gewalt aufgeladen. Man fühlt sich angesichts zuckender Menschenleiber und blutverschmierter Kadaver während dieser apokalyptischen Reise durch Raum und Zeit gelegentlich an die Gemälde eines Hieronymus Bosch erinnert.
Doch was hinter all dem steckt, bleibt vage, lässt sich nicht wirklich entschlüsseln. Anlässlich der Aufführung des Films im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale verriet Abel Ferrara kaum etwas zu seinen Intentionen. Er sagte in Berlin lediglich: «Bei diesem Film war es so, dass ich keine besondere Absicht als solche hatte.» Sein Hauptdarsteller Willem Dafoe ergänzte lakonisch: «Der Film ist wie das Leben, unerklärlich.» Als Zuschauer kann man nur hoffen, niemals wirklich in einen derartigen Strom des Ekels zu geraten.
Siberia, Italien, Deutschland u.a. 2020, 92 Min., FSK ab 16, von Abel Ferrara, mit Willem Dafoe, Dounia Sichov, Simon McBurney