Schattennummer: Die Käse-Mafia lenkt das Weltgeschehen bei Pynchon
Im Roman «Schattennummer» inszeniert Thomas Pynchon eine groteske Käse-Mafia, die mit bizarren Mitteln die Weltpolitik der 1930er Jahre beeinflusst.

Die Mafia erschliesst im neuen Roman von Thomas Pynchon das Käsegeschäft als globales Machtinstrument. Milwaukee ist die Kulisse, in der Detektiv Hicks McTaggart ermittelt und das Monopol des Käse-Magnaten Bruno Airmont untersucht.
Darum geht es in dem Roman
Laut der «NZZ» stehen Schmuggel, Explosionen und geheimnisvolle Weihnachtsgeschenke im Mittelpunkt der Handlung.
Die Prohibition liefert den Hintergrund für einen Zeitgeist aus Jazz, Korruption und Unterweltaktivitäten. Hicks erlebt, gemeinsam mit der Käse-Erbin Daphne, eine Welt im Wandel und wird zum Zeugen verschachtelter Mafia-Pläne.
Der Roman greift die politische Unsicherheit der 1932er Jahre auf und verwebt sie mit grotesken Figuren und absurden Milieuparodien. So berichtet es «Bookster HRO».
Mafia und Käse als Politmotor
Bruno Airmont bringt laut der «NZZ» den «Radio-Cheez» auf den Markt, unter radioaktiven Zutaten. Dadurch wird der Käse fast unbegrenzt haltbar, explodiert jedoch manchmal im Regal.
Dies illustriert die Metapher des Käsebetrugs als geopolitisches Deckmantelthema, das quer durch Europa bis ins Schweizer Fondue-Business reicht. Der italienische Mafioso Don Peppino Infernacci, eine comicartige Verkörperung der ‘Ndrangheta, ist am internationalen Käsehandel beteiligt.
Im Mikrokosmos Milwaukee treffen Faschisten, Bolschewiken und korrupte Organisationen aufeinander. In den illegalen Bars wird getanzt und Musik gehört, während Hicks’ Ermittlungen ihn bis nach Budapest führen.
Politische Groteske trifft Kriminalroman
Pynchon verknüpft reale Weltpolitik und surreale Elemente mit hard-boiled Krimiliteratur. Die Handlung streift Europa, Spionage und eine Motorrad-Rally, bei der die Protagonisten von Transsilvanien bis Wien unterwegs sind.
Indirekt bezieht sich der Roman auf Chaplins Diktator-Satire, bringt aber eine eigene, satirische Note ein. Die literarische Gestaltung bleibt typisch für Pynchon: Komplexe Nebenhandlungen, schräge Organisationen wie SMEGMA und ABKAG und Sprachwitz bestimmen das Bild.

Wie die «Berliner Zeitung» anmerkt, brilliert der 88-jährige Autor noch einmal mit eigenwilliger Kunst und politischem Witz.
Finale des Undercover-Meisters
Am Ende kehrt das Schmuggler-U-Boot als Relikt der habsburgischen Marine zurück. Hicks tritt vor einer riesigen weiblichen Statue in Amerika auf, als Symbol einer veränderten Welt.
Pynchon verabschiedet sich mit einer Mischung aus Komödie und Tragödie, die sein literarisches Vermächtnis unterstreicht. Die Morsezeichen LMAA stehen am Schluss als Statement gegen Konventionen, wie die «NZZ» berichtet.
















