Sebastian Saner: «Werde digitale Tools nach Corona beibehalten»
Wie erging es Lehrpersonen während und nach dem Lockdown? Nau hat mit Sebastian Saner, Lehrer an der Primarschule Halde in Wohlen, gesprochen.

Nau.ch: Sebastian Saner, wie hat Ihr Alltag während des Lockdowns ausgesehen?
Sebastian Saner: Wir hatten trotz allem einen gut geregelten Ablauf. Nur die ersten beiden Wochen vor den Ferien waren etwas chaotisch, weil alles ziemlich überraschend kam und wir schnell reagieren mussten. Nach den Ferien ging es mit dem Fernunterricht gut weiter.
Wir hatten die technischen Möglichkeiten und haben mit Microsoft Teams gearbeitet. Die Schüler haben sich am Morgen eingeloggt und konnten sich bei Fragen per Videochat bei mir melden oder sich eines der Lernvideos ansehen, welche wir vorgängig für jede Aufgabe extra aufgezeichnet haben. Auch gab es regelmässige Videokonferenzen mit der ganzen Klasse. Die Schüler waren sehr diszipliniert und das hat super funktioniert.

Nau.ch: Wie haben Sie sich auf die Wiederöffnung der Schule am 11. Mai vorbereitet?
Die Schule hat den Lehrpersonen Plexiglaswände und Masken organisiert. Das war alles bereits hier, als es mit dem Präsenzunterricht wieder losging.
Meine Unterrichtsart habe ich nicht gross umgestellt. Ich arbeite schon lange mit der Planarbeit. Die Kinder arbeiten an dem Fach, auf das sie gerade Lust haben. Sie haben einfach eine Vorgabe, was bis Ende Woche gemacht sein muss. Das funktioniert super und immer mehr Lehrpersonen unserer Schule setzten dies so um.

Das Zimmer habe ich ein wenig umgestellt. Dieses ist jetzt noch mehr gemäss dem Churermodell eingerichtet als zuvor. Sprich die Schülerpulte stehen viel entlang der Wände und des Fensters. So haben wir vor der Wandtafel mehr Platz und ich kann mich beim Erklären auch mehr bewegen.
Nau.ch: Kam die Öffnung aus Ihrer Sicht zu früh (evtl. Angst vor Ansteckung) oder waren Sie froh, wieder vor Ort unterrichten zu können?
Ich war froh, die Kinder wieder vor Ort unterrichten zu können. Dennoch war ich auch etwas kritisch eingestellt, da ich denke, dass dies ein Sektor war, welcher der Wirtschaft keinen grossen Schaden zugefügt hätte, auch wenn er noch länger geschlossen gewesen wäre. Andererseits ist es keine Pandemie, die von den Kindern getragen wird. Die Gefühle sind bei mir gemischt. Es gibt ein Dafür und ein Dawider.

Nau.ch: Wie haben Sie die ersten Wochen nun erlebt? Halten sich die Schüler an die Sicherheitsmassnahmen?
Ich habe die ersten Wochen gut erlebt. Die Kinder halten sich an die Vorschriften; sie waschen und desinfizieren sich die Hände und mahnen sich gegenseitig daran, Abstand zu mir zu halten.
Nur in der ersten Woche war es etwas schwierig. Bei den Kindern herrschte eine gewisse Wut und es gab etwas Ärger untereinander. Ich habe dann spontan einen Workshop zum Thema Konfliktbewältigung gemacht und seither ist wieder alles gut.

Nau.ch: Was nehmen Sie aus der Zeit des Lockdowns mit?
Ich bin bestärkt darin, wie gut es mit dem freien Schaffen – Binnendifferenzierung – geht. Aber auch die Tools, mit denen wir in dieser Zeit gearbeitet haben, werde ich nicht versanden lassen, sondern auch in Zukunft fix in den Unterricht einbauen. Sodass auch künftig mal Aktivitäten über Microsoft Teams stattfinden; beispielsweise bei Gruppenarbeiten, die von zu Hause aus erledigt werden. Mit «Medien & Informatik» kommt nächstes Jahr ein neues Fach dazu, auch da wird vieles über diese Tools laufen, da ich finde, dass dies von den Kindern super angenommen wird.

Zur Person
Vor seiner Zeit als Lehrer war Sebastian Saner als Koch tätig. Nun unterrichtet er seit 2019 seine ersten Schüler als Klassenlehrer – die 5. Klasse an der Primarschule Halde in Wohlen. Der 35-Jährige ist verheiratet und verbringt seine Freizeit gerne mit seinem Hund, bei Brettspielen mit Freunden oder widmet sich den Themen Informatik und Computer.