In Zeiten des Coronavirus bieten viele ihre Hilfe an. Nau hat mit Jason Halliwell von der Einkaufshilfe Region Brugg und Lenzburg gesprochen.
Corona zu Haue bleiben
Bleiben Sie zu Hause und profitieren Sie, wenn Sie zur Risikogruppe gehören, von der Einkaufshilfe. - Keystone
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Nau.ch: Jason Halliwell, wer steckt hinter der Einkaufshilfe Region Brugg und Lenzburg? Wie kam die Einkaufshilfe zustande?

Wir, Jeannine Bossart und ich, sind zwei Studenten der Universität Zürich. Aufgrund der aktuellen Situation rund um das Coronavirus, wurde die Universität gezwungen, den Betrieb komplett über Online-Teaching weiterzuführen. Dies ermöglicht uns einerseits, unsere Vorlesungen flexibler einzuteilen, andererseits jedoch auch erhöhte Selbstdisziplin und Organisation.

Wir empfanden es als unsere Pflicht, als junge und gesunde, nicht zur Risikogruppe zählende Personen, denjenigen, die durch das Virus stärker beeinträchtigt sind, unter die Arme zu greifen.

Durch meine Grosseltern merkte ich, dass sich ältere Generationen zunehmend unwohl in der Öffentlichkeit fühlten. Sie versuchten, ihren Aufenthalt ausser Haus auf das Mindeste zu reduzieren und isolierten sich zunehmend. Aus ihrer Sicht ein völlig nachvollziehbarer Entscheid und auch einen, bei dem ich sie gerne unterstützen wollte.

Wir gründeten unser kleines Projekt, die Einkaufshilfe. Wir bieten den durch das Virus gefährdeten Risikopatienten an, ihre anstehenden Einkäufe für sie zu erledigen. Diese liefern wir anschliessend, unter bestmöglicher Einhaltung der Hygienemassnahmen, direkt zu nach Hause.

Coronavirus
So schützen wir uns. - bag-coronavirus.ch

Nau.ch: Wie kann ich mit Ihnen Kontakt aufnehmen, wenn ich Unterstützung brauche? Und wie ist der Ablauf?

Wir haben unser Angebot erstmals auf unsere lokale Umgebung limitiert, da es für uns unmöglich war, zu wissen, wie viele Personen auf das Angebot reagieren würden. Hier haben wir viele Flyer verteilt, um die Zielgruppe bestmöglich zu erreichen. Auf den Flyern haben wir unsere Dienstleistung beschrieben und die Kontaktdaten inklusive Telefonnummer und E-Mail hinterlassen.

Weiter haben wir eine Homepage eingerichtet, auf der man problemlos ein Formular mit den wichtigsten Daten und einer verbindlichen Einkaufsliste ausfüllen kann. Nach Erhalt der Daten führen wir die Einkäufe aus und liefern diese am darauffolgenden Tag zu Ihnen nach Hause. Bei der Übergabe gilt es, den ausstehenden Einkaufsbetrag bar und ohne zusätzliche Kosten zu begleichen; auf Wunsch akzeptieren wir natürlich auch E-Banking-Zahlungen.

Einkaufen
Einkaufswagen (Symbolbild) - Alexas_Fotos / Pixabay

Nau.ch: Wie gut wird das Angebot genutzt?

Nun diese Frage muss ich leider etwas enttäuscht beantworten. Bis auf wenige Personen hat kaum jemand von unserem Angebot Gebrauch gemacht. Trotz Flyer, Aufbau einer Homepage sowie Mund-zu-Mund-Propaganda blieb der gewünschte Erfolg aus.

Nach vielen vergangenen Tagen ohne eine einzige Bestellung, nahm unsere Motivation zunehmend ab. Zu bedenken gilt, dass wir beide Vollzeit zu Hause studieren müssen und nicht jede Sekunde des Tages für das Projekt aufwenden können, um die Leute zu erreichen.

Senioren
Der Lockdown hat gezeigt: Ältere Menschen benötigen in ihren eigenen vier Wänden mit zunehmendem Alter Unterstützung. - dpa

Für mich gibt es viele unbeantwortete Fragen: Warum lassen sich die Leute nicht helfen? Bis heute stelle ich weiterhin fest, dass viele potenziell gefährdete Personen selbst einkaufen gehen. Haben wir unsere Zielgruppe nicht erreicht? Die Präsenz der älteren Generationen auf den virtuellen Plattformen beschränkt sich stark. Hierbei zähle ich jedoch auf die Unterstützung der Töchter bzw. Söhne oder gar Enkelkinder. Falls ihr die Zeit oder Möglichkeit selbst nicht habt, um eure Eltern/Grosseltern zu unterstützen, macht sie auf das Angebot aus der Bevölkerung aufmerksam.

Uns ist bewusst, dass es mittlerweile viele Leute gibt, die sich in ähnlicher oder gleicher Form engagieren, dies finde ich hervorragend! Die Nachfrage teilt sich auf das Angebot auf. Ich hoffe jedoch, dass in Zukunft immer mehr Risikopatienten die vielseitigen Unterstützungen der Gesellschaft annehmen und somit die Ansteckungsgefahr aufs Minimum reduzieren.

Hände waschen
Regelmässig die Hände waschen. - ivabalk / Pixabay

Nau.ch: Sie haben das letzte Wort.

Für uns ist es sehr wichtig, dass in Zeiten der Not, der Egoismus und Eigensinn beiseite gelegt wird und man sich gegenseitig unterstützt. Als eine Gesellschaft sind wir nur so stark, wie unser schwächstes Glied. Hier appelliere ich an jeden, seinen eigenen kleinen Beitrag zu leisten. So klein der Dienst auch nur sein mag – mit dem Hund der älteren Nachbarin Gassi zu gehen, für die Grosseltern einzukaufen, Fahraufträge für die Spitex, aber auch grundsätzliches wie regelmässiges Händewaschen und der Gebrauch von Desinfektionsmitteln. Zusammen leisten wir somit Grosses zur Verhinderung der Ausbreitung des Virus.

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