US-Zölle: Lesotho ruft Ausnahmezustand aus
Im afrikanischen Lesotho macht die Produktion von US-Marken einen massgeblichen Teil der Wirtschaft aus. Mögliche 50-Prozent-Zölle führen zum Ausnahmezustand.

Die USA drohen, ab August 2025 auf alle Lesotho-Exporte einen Zoll von 50 Prozent zu erheben. Diese Ankündigung lähmt die ohnehin fragile Wirtschaft des kleinen südafrikanischen Königreichs stark, berichtet die «Tagesschau».
Die Textilindustrie, Lesothos Hauptarbeitgeber, erlebt bereits Auftragsausfälle von Marken wie Levis und Wrangler, die in den USA stark nachgefragt werden. Die Folge seien Fabrikschliessungen und Tausende verlorene Jobs, so Handelsminister Mokhethi Shelile.
Die Arbeitslosenquote in Lesotho liegt schon jetzt bei 30 Prozent, bei Jugendlichen sogar bei 50 Prozent. Im Rahmen von US-Hilfskürzungen hatte sich US-Präsident Trump zuletzt über das Land lustig gemacht.
Ausnahmezustand in Lesotho
Nun hat die Regierung von Lesotho den Ausnahmezustand ausgerufen, um mit Steuererleichterungen und Arbeitsbeschaffungen zu reagieren. Gegenzölle auf Waren aus den USA seien für Lesotho laut Shelile derweil keine Option.

So sei das Land stark auf den US-Markt stark angewiesen. Der Handel hingegen sei insgesamt gering, so der Minister laut der «Tagesschau».
Lesotho hoffe auf Verhandlungen, um die Zölle abzuwenden. In der Textilbranche drohe aktuell der Verlust von rund 12'000 Arbeitsplätzen; viele Familien seien unmittelbar betroffen.
US-Exporte massgeblich für die Wirtschaft
Lesotho exportierte 2024 Textilien im Wert von rund 227 Millionen Dollar (rund 225 Millionen Franken) in die USA. Dies machte laut der «Tageszeitung» etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.
Die Exporte nach Lesotho liegen jährlich bei knapp 3 Millionen Dollar, eine massive Handelsasymmetrie. Laut der linksnahen «Rosa Luxemburg Stiftung» verschärften die Zölle ein ohnehin ungerechtes Handelssystem.
Die Löhne in den Textilfabriken seien sehr niedrig, vielfach fehle es an sozialer Absicherung. Dies steigere die Armut und Unsicherheit in der Bevölkerung.
Lesotho, China und die USA
Die protektionistische Handelspolitik der US-Regierung treffe somit besonders die Schwächsten in Lesotho. Eine weitere Bedrohung bestehe, falls der Africa Growth and Opportunity Act (AGOA) nicht verlängert werde.

Lesotho profitierte lange vom AGOA-Abkommen, das zollfreie Exporte in die USA begünstigte. Unter diesem Abkommen wurde Lesotho einst grösster afrikanischer Textillieferant der USA.
US-Unternehmen profitieren von günstigen Arbeitskräften in Lesotho, was die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte in den USA sichert. Chinesische Firmen Steuern dabei oft die Fertigung und Logistik.