Nestlés Baustellen und Wachstumstreiber im Überblick
Der neue Nestlé-Chef Philipp Navratil hat bei seiner ersten Zahlenpräsentation als CEO eine klare Wachstumsbeschleunigung vorlegen können.

Besonders mit Kaffee und Süsswaren ist der Nahrungsmittelriese im dritten Quartal gewachsen. Auf der anderen Seite lasteten Umsatzverluste in China auf dem Ergebnis. Navratil will nun schnell Lösungen für schwächelnde Bereiche finden und in seine Wachstumstreiber investieren. Nachfolgend ein Überblick:
Die grössten Wachstumsbeiträge im dritten Quartal haben Kaffee und Süsswaren geleistet. Mit Getränken in flüssiger und Pulverform wuchs Nestlé organisch – also ohne Wechselkurseinflüsse und Zu- und Verkäufe – um 9,7 Prozent. Alleine die Nespresso-Division, die zuvor von Navratil geleitet wurde, erzielte ein Plus von 8,5 Prozent.
Süsswaren wuchsen derweil um 7,1 Prozent. Bei beiden Kategorien trieben vor allem Preisaufschläge das Wachstum an. Bei den Süssigkeiten drückte dies etwas auf die Menge (-0,5%), wohingegen die Konsumenten beim Kaffee weiterhin auch mengenmässig zugriffen (+2,4%).
Das Wachstum beim Hunde- und Katzenfutter hat sich zuletzt deutlich abgeflacht: Im dritten Quartal gab es gerade noch ein Plus von 0,9 Prozent, nach 1,0 Prozent im zweiten Quartal und 1,6 Prozent im ersten. In allen drei Quartalen hat Nestlé in diesem Bereich die Preise leicht gesenkt. Vor allem die Verkäufe von trockenem Hundefutter schwächelten, während Katzenfutter gefragt war.
Zuvor war Tierfutter oft diejenige Kategorie mit dem stärksten Wachstum. An einer Investorenkonferenz verwies das Nestlé-Management auf eine momentane Schwäche in Nordamerika, doch in Zukunft sehe man dort durchaus wieder Wachstumspotenzial. Auch global setzt Nestlé weiterhin grosse Hoffnungen in diesen Bereich: Die Zahl der Haustiere nehme weltweit weiter zu. Immer mehr Tiere würden wie Familienmitglieder behandelt.
Wassersparte wird strategisch überprüft
Eine grössere Baustelle gibt es bei Nestlé im Geschäft mit Wasser. Neben Wachstumsschwächen kämpft Nestlé hier auch mit einem Skandal um den illegalen Einsatz von Wasserfiltern. Seit Januar ist die Wassersparte nun in eine eigene Einheit ausgelagert und wird strategisch überprüft. Nestlé ist insbesondere interessiert daran, einen Partner für das Geschäft zu finden.
Diese Gespräche laufen noch. In der Wassereinheit verlangsamte sich das Wachstum im dritten Quartal auf 3,8 Prozent von 5,6 Prozent im zweiten Quartal – mit den kühleren Temperaturen kühlte sich auch die Marktdynamik in Europa im Vergleich zur Hauptsaison im Sommer wieder ab.
Auch in der Gesundheitssparte Nestlé Health Science lief zuletzt nicht alles rund. Deshalb kündigte Nestlé im Sommer eine strategische Überprüfung von Vitamin-Mainstream-Marken wie «Nature's Bounty» an. Die Überprüfung laufe noch und könne zum Verkauf der Marken führen, hiess es heute dazu. Künftig soll der Fokus auf den Premium-Marken liegen. Bei Nestlé Health Science insgesamt zog das Tempo im dritten Quartal wieder an auf 4,6 Prozent von 2,7 Prozent im zweiten Quartal.
Am stärksten konnte Nestlé im dritten Quartal in Europa zulegen mit einem organischen Plus von 5,8 Prozent. Nordamerika dagegen kam mit 0,5 Prozent weiterhin kaum vom Fleck. Auf dem Gruppenwachstum lastete aber vor allem auch die Schwäche in China. In Gross-China betrug das organische Minus im dritten Quartal 10,4 Prozent – was das organische Gruppenwachstum um 0,8 Prozentpunkte drückte.
Nestlé führte dies in der heutigen Mitteilung auf den Abbau von übermässigen Lagervorräten und dem Umbau der Organisation zurück. Nach einem Einbruch im zweiten Quartal hatte Nestlé angekündigt, das Führungsteam in China umzubauen und die Organisation stärker auf die Nachfrage auszurichten. Für den Umbau gab sich Nestlé im Juli ein Jahr Zeit.