Der Bundesrat hat einschneidende Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus getroffen. Nicht alle Gaststuben bleiben geschlossen. Das sorgt für Unmut.
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Eigentlich dürfen Gastro-Betriebe nur ihre Terrassen öffnen. Allerdings gibt es Ausnahmen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Restaurants dürfen aktuell nur ihre Terrassen öffnen.
  • Hotels dürfen hingegen Restaurants für die eigenen Gäste betreiben. Das verwirrt.
  • Wirte klagen über die Regelung, Hotelleriesuisse hält sie für korrekt.
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Seit Mitte April dürfen Restaurants ihre Terrassen öffnen. Trotzdem werden manche Kunden in den Gaststuben verpflegt. Das verwirrt die Bevölkerung.

So musste etwa letzte Woche die Kantonspolizei Bern ausrücken, weil am Donnerstagabend im Restaurant Ratskeller Gäste bewirtet wurden. Nach wenigen Minuten zogen die Gesetzeshüter ab: Fehlalarm, alles ist legal. Und auch von der Gewerbepolizei abgesegnet.

Coronavirus Restaurant
Die Polizei wird immer wieder zum Restaurant gerufen., um die Regeln im Zusammenhang mit dem Coronavirus zu überprüfen. Auch am Donnerstagabend.
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Im Berner «Ratskeller» essen nur Gäste des zur gleichen Firma gehörenden Hotels «Belle Epoque».
Auch die Tische unter den Lauben sind beliebt.

Warum? Das Restaurant darf Kunden drinnen bedienen, weil es zu einem Hotel (dem «Belle Epoque» in der gleichen Altstadt-Gasse) gehört. Erlaubt sind in der Gaststube allerdings nur Gäste des Hotels.

Wirte mit Regelung unzufrieden

Das Restaurant profitiert also davon, dass es den gleichen Besitzern gehört. Das sorgt in der Branche für reichlich Unmut. Das sei trotzdem ungerecht, heisst es.

Nau.ch hatte mit mehreren Wirten Kontakt, offen wollen sie nicht darüber sprechen. Man wolle nicht gegen Kollegen schiessen, so der Tenor.

Doch: «Diese Regelung ist vollkommen wettbewerbsverzerrend», sagt ein Aargauer Wirt. Einige Betriebe können so täglich Gäste begrüssen, während er auf gutes Wetter hoffen müsse.

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Seit Mitte April sind Gartenbeizen wieder geöffnet. - Keystone

Futterneid in der Krise unter Wirten

Ähnlich klingt es bei einem Berner Gastro-Unternehmer. Er möge seinen Mitbewerbern die Freiheit gönnen. Doch: «Warum aber Hotelgäste weniger ansteckend als Restaurantbesucher sein sollen, kann mir niemand sagen.»

Das ist auch ein Grund, weshalb Beizer gleich selber zum Hörer greifen und die Polizei anrufen, wenn sie Gäste in Restaurants in der Wärme speisen sehen. In der Krise und Zeiten von Coronavirus herrscht offenbar Futterneid!

Coronavirus: Hotelleriesuisse hält Regelung für notwendig

Diesen Unmut können auch viele Nau.ch-Leser verstehen. In einer Umfrage bezeichnete fast die Hälfe davon die Regelung als unfair. Die übrigen halten sie wiederum für richtig, da Hotel und Restaurant zum gleichen Unternehmen gehören.

Finden Sie es richtig, dass Hotelgäste in einem externen Restaurant essen dürfen?

Wie viele Hotels ihre Gäste in ein Restaurant schicken, weiss man beim Verband Hotelleriesuisse nicht. Sprecher Vinzenz van den Berg hält die Regelung allerdings für richtig.

Sie sorge für mehr Gleichstellung und sei für die Hotels ohne Restaurants notwendig. «Damit sie den Betrieb unter den herrschenden Bestimmungen auch fortführen können.»

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Die Zahl von Logiernächten hat gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich zugenommen. - Keystone

Sowieso hat die Krise Hoteliers kreativ gemacht. Den Wettbewerbsvorteil gegenüber Restaurant-Betreibern nutzen viele aus. Sie zielen direkt auf Gäste, welche sich nach einem gemütlichen Abendessen in der Beiz sehnen.

Beispielsweise schreibt das Atrium-Hotel Blume in Baden AG auf seiner Webseite: «Es fehlt Ihnen auch auswärts zu essen, mal wieder ein Thermalbad zu geniessen oder im Dampfbad zu entspannen? All dies ist unseren Hotelgästen ohne Einschränkung zugänglich.»

Das Traum-Geschäft machen Hoteliers damit nicht. Es geht bei den Allermeisten nur darum, die hohen Verluste in den Zeiten des Coronavirus zu minimieren.

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