Die Verordnung des Bundesrats und die BAG-Webseite widersprechen sich in einer zentralen Massnahme. Das sorgt im Detailhandel für rote Köpfe.
Detailhandel
Der Detailhandel bliebt von Schliessungen nun schon länger verschont. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Corona-Verordnung und auf der BAG-Webseite stehen widersprüchliche Angaben.
  • Braucht es vier oder fünf Quadratmeter Ladenfläche pro Person?
  • Auf Intervention des Verbands Swiss Retail musste das BAG die Werte korrigieren.

Eine Woche hat der Bundesrat dem Detailhandel Zeit gelassen, um die neuen Corona-Massnahmen umzusetzen. Die Läden müssen ihre Kapazitäten reduzieren, damit sich weniger Personen gleichzeitig im Laden aufhalten. Die Regeln treten am Mittwoch in Kraft.

Grundsätzlich gilt: Pro Person muss auf Ladenflächen mindestens 10 statt wie bisher 4 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Ist die Fläche kleiner als 30 Quadratmeter, gilt eine Mindestfläche von 4 Quadratmetern pro Person.

Das steht so in der Verordnung. Anders auf der Webseite des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Dort steht: «In kleinen Läden mit bis zu 30 Quadratmetern gilt 5 Quadratmeter pro Kunde.»

BAG
Das BAG nannte bis am 7.12 andere Zahlen als die Verordnung des Bundesrats.
Verordnung
In der Corona-Verordnung stehen andere Zahlen.

Händler läuten Sturm

Dagmar Jenni ist Geschäftsführerin von Swiss Retail. Sie vertritt Unternehmen wie Manor, Ikea oder Valora. «Die Verbandsmitglieder haben bei uns Sturm geläutet, wir hatten rund 100 Anrufe. Die Verunsicherung war gross, denn die Ladenbesitzer wollen sich natürlich vorbereiten und sich an die Regeln halten – sonst haben wir ein Chaos.»

Nau.ch hat das Bundesamt mit dem Widerspruch konfrontiert. Die Reaktion von Sprecher Daniel Dauwalder kam prompt: «Korrekt ist, was die Verordnung sagt – also vier Quadratmeter. Wir haben die Webseite angepasst.»

Schaden gerade noch rechtzeitig abgewendet

Wie es scheint, konnte so gerade noch rechtzeitig Klarheit geschaffen werden. Betroffen waren nicht nur die Mitglieder von Swiss Retail. «Wir wussten von anderen Verbänden, die bereits in dem Sinne falsch kommuniziert hatten», berichtet Jenni.

Kiosk Valora
Das Filialnetz der Valora-Gruppe umfasst rund über 900 Kiosk-Filialen. - keystone

Sie sei froh, dass das BAG den Fehler schnell änderte, nachdem es darauf hingewiesen worden war. «Gerade in einer Krisensituation ist es wichtig, exakt zu kommunizieren, denn man ist eh schon angespannt.»

Der kleine Unterschied von einem Quadratmeter

Ob vier oder fünf Quadratmeter: Gerade bei den Ladengeschäften mit weniger als 30 Quadratmeter ist das ein relevanter Faktor. «Für die kleinen Läden macht ein Quadratmeter mehr oder weniger viel aus, zumal es ja inklusive Personal ist. Zumindest interpretieren wir das so», sagt Jenni.

Globus Zutrittskontrolle Coronavirus Kunden
Eine Zutrittskontrolle im Rahmen der Massnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus beim Globus Zürich am Löwenplatz, aufgenommen am Sonntag, 11. Oktober 2020, in Zürich. - Keystone

Nach dem besten Wissen und Gewissen die Regeln zu befolgen, ist für die Detailhändler in den letzten Monaten nicht immer einfach. «Es ist eine extreme Herausforderung nicht nur für Ladenbesitzer, aber auch für die Kunden, wenn die Quadratmeterzahlen immer wieder ändern.»

Kommt dazu, dass einige Kunden es sehr genau nehmen und gleich selbst die Kontrolleur-Rolle übernehmen. «Es gab auch schon Kunden, die Ladenbesitzer angezeigt haben, in der irrigen Annahme, das etwas falsch gemacht werde.»

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