Krieg

Daniel Koch: «Dieser Berner hilft der Ukraine im Krieg unermüdlich!»

Daniel Koch
Daniel Koch

Bern,

«Weil immer mehr Drohnen und Raketen auf die Ukraine niederprasseln, werden immer mehr Wohnungen und zivile Infrastrukturen getroffen», schreibt Daniel Koch.

Daniel Koch
Nau.ch-Kolumnist Daniel Koch steht in der Ukraine an der 5-Kilometer-Sperrzone nahe der russischen Grenze. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Daniel Koch war zwischen 2008 und 2020 BAG-Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten.
  • Auf Nau.ch schreibt Koch regelmässig Kolumnen, diesmal über den Ukraine-Krieg.
  • Koch lobt den Berner Bänz Margot, der vor Ort unermüdlich helfe.

Auch in den letzten Nächten wurde die Ukraine mit Drohnen und Raketen angegriffen. Man hört oder liest es fast jeden Tag in den Nachrichten.

Aber was bedeutet das überhaupt?

Vor gut zwei Wochen hat mir ein Freund ein Bild aus der Ukraine geschickt. Man muss kein Flugexperte sein (und man muss auch die kyrillische Schrift nicht entziffern können), um zu sehen, dass es sich hier um die Darstellung von Flugbahnen der Drohnen und Raketen handelt, welche die ganze Ukraine in nur einer einzigen Nacht überzogen haben.

Ukraine Krieg
Dieses Bild erhielt Daniel Koch zugeschickt. Es zeigt die Flugbahnen der Drohnen und Raketen in der Ukraine. - zvg

Trotzdem gibt es auch in der Schweiz Parlamentarier, welche behaupten, man könne in der Ukraine sichere Gebiete von Kriegsregionen unterscheiden.

Russland führt gegen die Ukraine nicht nur einen Krieg an der Front, sondern es terrorisiert das ganze Land, um die Bewohner in Angst und Schrecken zu versetzen.

Mittlerweile kennen in der Ukraine fast alle Bewohner zerstörte Häuser aus eigener Erfahrung – oder aus der Nachbarschaft.

Ukraine Krieg
Mittlerweile Alltag in der Ukraine. Ein zerstörtes Haus. - zvg

Viele Parlamentarier wissen, dass die Ukraine mehr Unterstützung und mehr Hilfe braucht. Aber: Die Politik in der Schweiz wird durch die Finanzen gesteuert – und kaum durch internationale Solidarität.

Dass die Nationalratspräsidentin Maja Riniker kürzlich in die Ukraine gereist ist, macht trotzdem Mut.

Es lässt auch hoffen, dass die absurde Motion der SVP doch noch abgeschrieben wird. Da sie zynisch, menschenverachtend und ausserdem nicht umsetzbar ist.

Diese fremdenfeindliche Abschreckungspolitik einiger selbstherrlicher Volkvertreter, welche ein Land verunglimpfen, das sich verzweifelt gegen die Invasion einer Grossmacht wehrt, schadet dem Ansehen der Schweiz.

Maja Riniker
Maja Riniker hat sich auf ihrem mehrtägigen Besuch vor allem über die Lage in der Ukraine nach über drei Jahren Krieg erkundigt. - keystone

Die militärische Neutralität unseres Landes ist nur so lange glaubwürdig, wie die Schweiz als Vorbild der humanitären Hilfe die Hand ausstreckt, um den Opfern von Kriegen zu helfen.

Henry Dunant viel zu verdanken

Henry Dunant, der Schweizer Geschäftsmann, erbarmte sich der Tausenden von verwundeten Soldaten 1859 in der Schlacht von Solferino.

Seinem daraus entstandenem Engagement verdankt die Welt die Genfer Konventionen und die Rot-Kreuz-Bewegung.

Die Art und Weise, wie Russland den Angriffskrieg in der Ukraine führt, verletzt nicht nur die ursprünglichen, humanitären Grundsätze, sondern auch die von 196 Ländern unterzeichneten Genfer Abkommen von 1949.

Daniel Koch
Daniel Koch schreibt auf Nau.ch regelmässig Kolumnen. - keystone

Mut, Haltung und Wille

Diese sind die Überarbeitung der ursprünglichen Konventionen. Die Schweiz ist der Depositarstaat dieser verbindlichen Staatsverträge. Das macht sie zum Hüter dieser Abkommen.

Vielleicht wäre es besser, wenn das Parlament diskutieren würde, wie die Schweiz mit der Missachtung der Genfer Konventionen umgehen will, als sich mit der Ausgestaltung des Status S zu befassen.

Die Schweizer Politik sei zu unwichtig, als dass sie etwas bewirken könne, ist eine oft gehörte Meinung.

Glaubst du an ein baldiges Ende des schrecklichen Ukraine-Krieges?

Da sollten sich die Politiker doch am Beispiel der Schweizer Frauen-Nati orientieren. Es kommt doch auf den Mut, die Haltung und den Willen an. Auch wenn man ein Viertelfinalspiel am Schluss verliert. Denn nur so verdient man sich den Respekt.

Ein Krieg in Europa beschäftigt natürlich nicht nur die Politik, sondern auch die Bewohner dieses Landes.

Der Geist von Henry Dunant ist noch immer weit verbreitet. Viele Schweizerinnen und Schweizer zeigen ihr Mitgefühl mit den Leidtragenden in der Ukraine.

Ein Berner hilft unermüdlich

Und dann gibt es auch noch die Schweizer, welche vor Ort helfen. So wie Bänz Margot, der seit Beginn des Krieges persönlich direkte Nothilfe abgibt.

Der Berner hat die NGO «Human Front Aid» (humanfrontaid.org) ins Leben gerufen und hilft unermüdlich mit seinen Helferinnen und Helfern schnell und unbürokratisch. Auch dank der vielen Spendengelder aus der Schweiz.

Moldawien Chisinau Hilfslieferungen
Der Schweizer Bänz Margot kauft Konserven für Hilfslieferungen. - Nau.ch

Weil immer mehr Drohnen, Bomben und Raketen auf die Ukraine niederprasseln, werden immer mehr Wohnungen, Häuser und zivile Infrastrukturen getroffen. Die Not der Bevölkerung steigt dementsprechend.

Deshalb braucht Bänz Margot immer neue und mehr Spenden. Ich kann nur hoffen, dass sein Aufruf nicht ungehört verhallt.

Bänz Margot
Bänz Margot setzt sich für die Ukraine ein. - Instagram

In einer der nächsten Kolumnen werde ich sicher mehr über «Human Front Aid» und ihre Arbeit in den Krisengebieten von Odessa, Nikolaev, Kherson, Kirovograd und Dnipropetrovsk berichten.

Denn ich will sie nicht nur unterstützen, sondern wenn immer möglich auch besuchen.

Zum Autor: Daniel Koch war zwischen 2008 und 2020 Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Er ist der Öffentlichkeit als «Mister Corona» bekannt und schreibt regelmässig Kolumnen auf Nau.ch. Koch lebt im Kanton Bern.

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