Bigler: «Trotz US-Depotbank – unsere AHV-Gelder sind sicher!»
«Das bewährte AHV-Modell mit einer internationalen globalen Depotbank garantiert Stabilität, Effizienz und Sicherheit», schreibt Hans-Ulrich Bigler.

Das Wichtigste in Kürze
- Hans-Ulrich Bigler verfasst regelmässig Kolumnen auf Nau.ch.
- Heute schreibt er über die Verwaltung unserer AHV-Gelder.
In meiner letzten Kolumne äusserte ich mich zur Problematik überflüssiger Regulierungen. Sie vermindern volkswirtschaftliches Wachstum und hindern die Produktivität unserer Betriebe, namentlich der KMU.
«Die Schweiz besser machen, angefangen bei den AHV-Geldern», forderte darauf ein Leser. Er kritisierte, dass die AHV-Gelder bei einer amerikanischen Bank verwaltet würden.
Die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) ist ein Paradebeispiel für Solidarität und ein Fundament des sozialen Zusammenhalts.
Zuverlässige Auszahlung der Renten
Seit ihrer Einführung 1948 sichert sie die finanzielle Stabilität von Millionen Menschen und symbolisiert ein System, das auf Verantwortung und Unabhängigkeit basiert.
Die Verwaltung des AHV-Vermögens liegt in den Händen von compenswiss, einer unabhängigen öffentlich-rechtlichen Anstalt des Bundes. Damit ist seit Jahrzehnten die zuverlässige Auszahlung der Renten sichergestellt. Das Vermögen wird sicher und marktkonform angelegt.
Die Unabhängigkeit von compenswiss ist gesetzlich festgeschrieben. Eine klare Trennung zwischen politischem Einfluss und professioneller Vermögensverwaltung schützt dieses System. Und damit ist es ein Eckpfeiler des Erfolgssystems.

Kritik wegen Amerikanern
In jüngster Zeit kam allerdings immer wieder Kritik auf, weil die amerikanische State Street die Depotbank der compenswiss ist. Insiniuiert wurde, unsere AHV-Gelder seien damit nicht sicher.
Ob dem tatsächlich so ist, bedarf der Klärung der Rolle einer globalen Depotbank. Diese übernimmt eine rein administrative Funktion.
Sie verwahrt die Vermögenswerte durch Unterdepotbanken in den jeweiligen Ländern, konsolidiert die Bestände und sorgt für die ordnungsgemässe Abwicklung der Transaktionen. Dabei ist sie weder Eigentümerin noch Verwalterin der Vermögenswerte.
Höchste Effizienz und Sicherheit der AHV
Der Sitz der Depotbank hat keinen Einfluss darauf, wo die Vermögenswerte tatsächlich gehalten werden. Die Schweizer Vermögenswerte befinden sich in der Schweiz, die US-Vermögenswerte in den USA und die japanischen Vermögenswerte in Japan – unabhängig vom Standort der Depotbank.
Das Gleiche gilt im Übrigen auch für jede Pensionskasse in der Schweiz. Diese Struktur garantiert höchste Effizienz und Sicherheit und hat sich über Jahrzehnte bewährt.
Schon daraus zeigt sich, dass es falsch ist, von einer Gefährdung unserer AHV-Gelder zu sprechen.
Die besten globalen Depotbanken stammen derzeit nicht aus der Schweiz. Selbst die grösste Schweizer Depotbank konnte bei der letzten internationalen Ausschreibung nicht mithalten.
Ferner zeigte sich, dass Schweizer Depotbanken teurer und technisch weniger leistungsfähig sind als internationale Anbieter.
Die Wahl der State Street Bank ermöglicht jährlich wiederkehrend markante Kosteneinsparungen. Geld, das direkt via besserem Jahresergebnis der AHV und damit den Rentnern zugutekommt.
Sorgen nach US-Sanktionen
Es ist aber aktuell nachvollziehbar, dass rund um die amerikanische Regierungsführung die Sorge nach US-Sanktionen aufkommen kann. Doch gerade in einer politischen Krise könnte es von Vorteil sein, eine US-Bank als globale Depotbank zu haben.
Schweizer Banken wären genauso oder sogar stärker von US-Sanktionen betroffen, da die US-Regierung wahrscheinlich zögern würde, die Geschäfte ihrer eigenen Banken zu gefährden.

Diversifikation ist notwendig
Die jüngsten Entwicklungen im Schweizer Bankensektor, insbesondere der Untergang der Credit Suisse, haben gezeigt, dass selbst grosse Schweizer Banken nicht vor Instabilitäten gefeit sind.
Eine Diversifikation durch internationale Anbieter ist daher nicht nur sinnvoll, sondern notwendig.
Die Forderung, die AHV-Gelder in der Schweiz zu verwalten und eine Schweizer Bank als globale Depotbank für compenswiss zu verpflichten, ist weder risikobasiert noch wirtschaftlich sinnvoll.
Sie würde die Unabhängigkeit der Verwaltung unserer AHV-Gelder gefährden.
Bewährtes Modell garantiert Sicherheit
Ebenso eingeschränkt wäre die Wettbewerbsfähigkeit und die Kosteneffizienz würde erheblich beeinträchtigt. Statt auf Protektionismus zu setzen, muss der Fokus darauf liegen, die besten Dienstleistungen zum besten Preis zu sichern – unabhängig vom Standort der Anbieter.
Das bewährte Modell mit einer internationalen globalen Depotbank garantiert Stabilität, Effizienz und Sicherheit.
Es ist damit im besten Interesse der Versicherten und der Sozialversicherung.
Interessenbindung: Hans-Ulrich Bigler ist VR der compenswiss.
Zur Person: Hans-Ulrich Bigler ist Ökonom und war von 2008 bis 2023 Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV). Er ist im Vorstand mehrerer Verbände und sass von 2015 bis 2019 für die FDP im Nationalrat. Heute ist Bigler SVP-Mitglied.












