Wegen drohender Sanktionen entschieden sich mehrere Verbände dagegen, an der WM 2022 ein «One Love»-Captain-Bändeli zu tragen. Homosexuelle sind entsetzt.
WM 2022
Bereits beim Testspiel gegen Ghana ist Captain Granit Xhaka mit der «One Love»-Binde aufgelaufen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die WM 2022 findet in Katar statt, wo die Rechte von Homosexuellen als desolat gelten.
  • Wegen angedrohter Fifa-Sanktionen verzichtet die Nati auf die «One Love»-Captain-Binde.
  • Das sorgt unter Schwulen für Kopfschütteln, aber auch gewisses Verständnis.

Im letzten Moment entscheiden sich insgesamt sieben Verbände, darunter auch die Schweiz, gegen das Tragen der «One Love»-Captain-Binde. Dies wurde heute in einem gemeinsamen Statement zur WM 2022 in Katar kommuniziert.

Neben der Nati machen auch England, Holland, Dänemark, Belgien, Deutschland und Wales einen Rückzieher. Die Captains dürfen eine «No Discrimination»-Armbinde tragen. Diese Kampagne wurde von der Fifa selbst ins Leben gerufen.

In der Schwulen-Gemeinde schüttelt man den Kopf. Roman Heggli, Geschäftsleiter von «Pink Cross», sagt: «Es ist einfach nur lächerlich, dass die Fifa so etwas verbietet, dann erst noch so kurzfristig. Schade, dass sich die Verbände so an der Nase rumführen lassen.»

Die Fifa verbietet die «One Love»-Captain-Binde: Verstehen Sie, dass die Nati sie nicht trägt?

Zwar verstehe Heggli, dass den Verbänden gewissermassen die Hände gebunden seien. «Ich kann nachvollziehen, dass die Nationalmannschaften gar nicht anders können, als zuzustimmen. Aber ich hoffe dennoch auf Protest, zumindest intern, wenn nicht gar öffentlich.»

Kommt es an der WM 2022 zu Protesten?

Die Fifa stelle sich auf den Standpunkt, es handle sich beim «One Love»-Bändeli um ein politisches Statement.

«Das kann doch einfach nicht wahr sein! Hier geht es nicht um Politik, sondern um Menschenrechte – und nichts anderes», so Heggli. Was hier passiere, sei nur noch eine «Gangelei».

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Dann verbietet die Fifa die «One-Love»-Kapitänsbinde, mit der auch Granit Xhaka sonst aufläuft. Nach Androhung sportlicher Sanktionen lenken die Betroffenen Länder ein. - keystone

Auch Beat Stephan, Chefredakteur des Display-Magazins, ein Lifetyle-Heft für Schwule, findet für den Entscheid klare Worte: «Dass die Fifa sogar dieses winzig kleine Zeichen verbietet, ist eine Schande!»

Die Nati nimmt Stephan in Schutz. Dass die Fifa den Entscheid darüber hinaus mit einer Androhung einer Verwarnung an den Captain koppelt, sei Erpressung.

«Da blieb dem Schweizer Verband gar nichts übrig, als einzuknicken.» Ansonsten hätte der Verband riskiert, seinen Captain im Laufe der WM 2022 zu verlieren.

Auch Beat Stephan hofft, dass die Schweizer Nati gegen diesen Entscheid protestieren wird. «Und, dass er andere kreative Wege findet, seine Solidarität zu bekunden.»

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