In einigen Ländern gab es aufgrund des Coronavirus schon ein Alkoholverbot. Sollte dies bei steigenden Fallzahlen auch in der Schweiz eingeführt werden?
Der Bund empfiehlt nur zwei Stangen Bier pro Tag.
Der Bund empfiehlt nur zwei Stangen Bier pro Tag. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In München (D) wird wohl bald ein Alkoholverbot eingeführt.
  • Auch die Menschen in Südafrika durften während des Corona-Lockdowns keinen Alkohol kaufen.
  • «Sucht Schweiz» würde dies auch in der Schweiz begrüssen.

Schluss mit Saufen: Die Stadt München (D) hat seit vergangener Nacht ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit für nächtliche Stunden eingeführt. Da die Anzahl Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen auf 35 gestiegen ist.

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Bald keinen Alkohol mehr in München wegen des Coronavirus? - Keystone

Doch inwiefern kann sich ein Alkoholverbot auf die momentane Lage mit dem Coronavirus auswirken? Und ist ein solches auch in der Schweiz eine sinnvolle Lösung? «Sucht Schweiz» steht der Überlegung positiv gegenüber.

Alkoholverbot wegen Coronavirus würde sich lohnen

Monique Portner-Helfer, Mediensprecherin von «Sucht Schweiz», kann die Entscheidung Münchens gut nachvollziehen. «Gerade in grossen städtischen Zentren kann es während der Nachtstunden zu grossen Menschenansammlungen kommen. Dabei gehen unter Alkoholeinfluss die Abstands- und Hygieneregeln gerne vergessen, was das Corona-Ansteckungsrisiko erhöht.»

Coronavirus
Die Männer waren angetrunken. - Keystone

Auch in der Schweiz würde es sich lohnen, aufgrund der ausserordentlichen Situation ein solches Verbot einzuführen, so Portner-Helfer. Denn: «Ein Verkaufs- und Konsumverbot verhindert insbesondere spontane Gelegenheiten, an denen mitunter übermässig viel Alkohol getrunken wird. Deshalb ist ein solches Verbot eine wirksame strukturelle Präventionsmassnahme.»

«Sucht Schweiz» rechnete mit kurzzeitigem Anstieg

«Sucht Schweiz» rechnete zu Beginn des Lockdowns und der Krise mit einem kurzzeitigen Anstieg des Alkoholkonsums. Insbesondere bei generell schon abhängig konsumierenden Personen.

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Mehr als etwa fünf Gläser Wein in der Woche sind laut der Studie nicht zu empfehlen. - dpa

Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen rechnete man mit einer kurzzeitigen Reduktion des Rauschtrinkens, da die Möglichkeiten dazu fehlen würden.

«Mittel- und langfristig sollte der Pro-Kopf-Alkoholkonsum auch aufgrund schlechter ökonomischer Bedingungen fallen. Jedoch der Risikokonsum und Alkoholabhängigkeit in Teilgruppen der Bevölkerung steigen.» Trotzdem seien Massnahmen willkommen.

Genf, Waadt und Chur haben bereits Verbot

Die Kantone Genf und Waadt haben bereits ein nächtliches Alkoholverkaufsverbot im Take-away eingeführt. Und damit die Spitaleinlieferungen wegen Alkoholvergiftung erheblich reduzieren können. Diese Massnahme geschah jedoch schon vor der Corona-Krise.

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Eine Frau mit leeren Bierflaschen. - dpa/AFP/Archiv

Einzig die Stadt Chur hat im Jahr 2008 ein nächtliches Konsumverbot eingeführt. Dieses soll, so Portner-Helfer, jedoch wieder aufgehoben werden.

Ganz lösen würde ein solches Verbot die Problematik mit dem Coronavirus aber nicht: «Trotz einer solchen Massnahme bleibt Alkohol oder Tabak frei verkäuflich und an sehr vielen Verkaufspunkten zugänglich. Auch für abhängig Konsumierende, die oftmals Vorräte haben.»

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