Baustellenzoff in Zürich – Restaurant macht dicht!
Die Grossbaustelle am Kreuzplatz verursacht massive Umsatzeinbussen für das dortige Gewerbe. Betroffene Unternehmen fordern Entschädigungen von der Stadt.

Das Wichtigste in Kürze
- Am Zürcher Kreuzplatz sind Gewerbetreibende unzufrieden aufgrund einer Grossbaustelle.
- Diese würde zu erheblichen Umsatzeinbussen führen – nicht das erste Mal in kurzer Zeit.
- Sie fordern nun eine Entschädigung.
Seit Anfang Mai herrscht am Kreuzplatz oberhalb des Stadelhofens zum dritten Mal in kürzester Zeit Ausnahmezustand. Leitungen, Gleise und Haltestellen werden dort noch bis Ende Jahr erneuert.
Zwei Dutzend Gewerbetreibende in der Gegend haben sich nun mit einem dringlichen Brief an den Zürcher Stadtrat gewandt. Der «Tages-Anzeiger» berichtet darüber.
Restaurant Bohemia schliesst
Sie fordern darin Kompensationen für die erlittenen Umsatzeinbussen und eine Anpassung des Verkehrsregimes. «Sperrungen, Umleitungen, Dreck, Lärm und grosse finanzielle Ausfälle nehmen kein Ende», heisst es im Brief.

Nach der Sanierung der Forchstrasse und der Rad-WM vergangenes Jahr ist es bereits die dritte Grosseinschränkung in letzter Zeit.
Besonders drastisch sind die Auswirkungen für das Restaurant Bohemia. Vom 21. Juni bis 17. August muss der Betrieb gar eingestellt werden.
Kündigung aufgrund der Baustelle
Auch Regula Horat von der Papeterie Fischer klagt über einen Rückgang der Kundschaft. Sie habe wegen des baustellenbedingten Kundeschwunds bereits einer Person kündigen müssen.
Die Kritik der Gewerbetreibenden ist deutlich. Andrej Kübli vom City Golf Shop spricht von einer «monatelangen Tortur» und Umsatzeinbussen von 30 bis 50 Prozent. Die Situation sei «existenzgefährdend und absolut untragbar», sagt er gemäss dem «Tages-Anzeiger».
Stadt Zürich beschwichtigt
Die Verantwortlichen der Stadt Zürich weisen darauf hin, dass Zufahrten zum Kreuzplatz trotz Umleitungen grundsätzlich möglich seien.
«Wir nehmen die Anliegen der Bevölkerung und des Gewerbes ernst», sagt Helen Berg, Sprecherin des Tiefbauamts dem «Tages-Anzeiger».
Bezüglich der geforderten Entschädigungen verweist die Stadt auf die Vorteile einer funktionierenden Infrastruktur. Die Rechtsprechung für Entschädigungen sei daher streng.

Informationsveranstaltungen und Rundschreiben hätten die Anwohner und Gewerbetreibenden frühzeitig ins Bild gesetzt. Dennoch bleibt der Ärger gross.
Politischer Druck wächst
In Zürich mehren sich Klagen über baustellenbedingte Umsatzeinbussen. Die FDP hat eine Motion im Stadtparlament eingebracht, die Schadensersatz für baustellengeschädigte Geschäfte verlangt.
Der Stadtrat steht dieser jedoch kritisch gegenüber und warnt vor mehr Bürokratie sowie hohen Kosten.