Vorsorgeeinrichtungen trotz Corona in guter finanzieller Verfassung
Die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen haben das Coronajahr 2020 gut überstanden. Rückläufig war die Umverteilung zulasten der berufstätigen Versicherten.

Das Wichtigste in Kürze
- Trotz pandemiebedingter Unsicherheiten präsentiere sich die Deckungssituation der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen per Ende 2020 so gut wie noch nie seit ihrer Gründung im Jahr 2012, schreibt die Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV) in ihrem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht.
Konkret erhöhte sich der ausgewiesenen Deckungsgrad der Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie und ohne Vollversicherungslösung per Ende Dezember 2020 im Durchschnitt auf 113,5 Prozent von 111,6 Prozent Ende 2019. Bei den Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie belief sich der Deckungsrad auf neu 85,8 Prozent gegenüber 79,8 Prozent Ende 2019. Der Anteil der Vorsorgeeinrichtungen in Unterdeckung reduzierte sich auf 1,0 Prozent von 1,1 Prozent.
Damit hätten sich die nach den grossen Verwerfungen an den Aktienmärkten von Februar und März 2020 die Befürchtungen, wonach bei allen wichtigen Anlagekategorien mit Einbussen gerechnet werden muss, nicht bewahrheitet, so der Bericht.
Der Anstieg der Deckungsgrade ist der positiven Renditeentwicklung geschuldet. Die durchschnittliche erwirtschaftete Netto-Vermögensrendite der Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie und ohne Vollversicherungslösung betrug im vergangenen Jahr 4,4 Prozent (VJ 10,4%) und bei den Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie 4,2 Prozent (VJ 11,5%).
Nach mehr als einem Jahrzehnt durchschnittlich guter bis sehr guter Anlagerenditen sind die Wertschwankungsreserven der Vorsorgeeinrichtungen den Angaben zufolge so hoch wie noch nie in den letzten zehn Jahren. Trotzdem seien sie im Durchschnitt aber selbst bei Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie und ohne Vollversicherungslösungen erst zu 76 Prozent aufgebaut, warnt die Kommission.
Im Berichtsjahr fiel die geschätzte Umverteilung zulasten der berufstätigen Versicherten mit 4,4 Milliarden Franken gegenüber 7,2 Milliarden im Vorjahr deutlich tiefer aus. «Das ist der Effekt der in den vergangenen Jahren gemachten Anpassungen in den Bereichen Verpflichtungsbewertung und Umwandlungssätze», begründet die Kommission die Abnahme.
Ob die 4,4 Milliarden Franken schon das erste Zeichen für einen nachhaltigen Abbau der Umverteilung darstellen oder nur eine jährliche Schwankung, müsse sich aber noch weisen.
Trotz der positiven Engwicklung im vergangenen Jahr hebt die Kommission den Warnfinger. Die positive finanzielle Lage dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass neben dem Tiefzinsumfeld der Reformstau in der zweiten Säule der zentrale Risikofaktor im System bleibe.
Die Vorsorgeeinrichtungen - insbesondere jene mit wenig überobligatorischen Geldern - würden «dringend» eine Reform brauchen, um wieder auf Basis realistischer gesetzlicher Vorgaben für ihre Versicherten Renten produzieren zu können.