Ueli Hiltpold (61): «Coronavirus und Krebs bestimmten mein Jahr»

Stéphanie Hofer
Stéphanie Hofer

Bern,

Das Coronavirus trifft alle, einige besonders hart. So auch Ueli Hiltpold (61). Tragisch: Er erhielt dieses Jahr auch noch eine Krebsdiagnose.

Ueli Hiltpold Coronavirus
Ueli Hiltpold (61) ist passionierter Fotograf. Seinen Traum eines eigenen Ateliers konnte er sich dieses Jahr nochmals verwirklichen. Dann kamen das Coronavirus und die Pandemie. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Nau.ch-Corona-Serie teilen Menschen ihr Schicksal.
  • Ueli Hiltpold (61) wurde vom Schicksal sogar doppelt getroffen.
  • 2019 wurde bei ihm Krebs diagnostiziert. 2020 kam er wieder.

Die Corona-Pandemie – sie hat uns alle unterschiedlich getroffen. Manche mehr, manche weniger. Einige waren 2020 fast komplett in Kurzarbeit, wiederum andere hatten mit massiven psychischen Folgen zu kämpfen.

Besonders stark getroffen von der Pandemie wurde auch der Berner Ueli Hiltpold, 61 Jahre alt, ledig und kinderlos. Sein Traumjob: Fotograf.

Doch seine Geschichte beginnt früher: 2018 will Hiltpold nach fast 10-jähriger Pause als Fotograf noch einmal durchstarten. Kurz darauf, Anfang 2019, der Dämpfer. «Bei mir wurde Prostatakrebs diagnostiziert», erzählt Hiltpold.

Ueli Hiltpold
Ueli Hiltpold als junger Fotograf, 1985 in Moskau. - zVg

Im Sommer 2019 wird ihm die Prostata entfernt. «Ich konnte erst im Herbst wieder mit der Arbeit beginnen, ich hatte zu grosse Komplikationen», erinnert er sich.

Neustart bei Nau.ch

Gegen Ende des Jahres scheint endlich mal wieder alles gut zu laufen. «Ich habe den Laden entdeckt, wo ich jetzt mein Foto-Atelier habe. Das war wirklich mein Ziel, mein Traum. Gegen Ende meines Berufslebens nochmals ein eigenes Atelier!»

Im Februar 2020 erhält Hiltpold einen Fotografen-Job bei Nau.ch. «Ein absolutes Highlight.»

Die Eröffnung seines Ateliers wäre für Mitte März geplant gewesen. So weit kommt es aber nie, denn der erste Lockdown kommt.

«Am 17. März habe ich mein noch nicht fertig eingerichtetes Atelier wieder schliessen müssen. Ich hatte echt Angst, auch den Job wieder zu verlieren.» Glücklicherweise passiert das aber nicht.

Jetzt auch noch Metastasen

Doch Mitte Juni folgt der Tiefpunkt. «Ich habe erfahren, dass die Entfernung meiner Prostata doch nicht so erfolgreich war. Die Ärzte sagten, ich müsse mich wegen Metastasenbildung einer Strahlentherapie unterziehen.» Und es musste sofort sein.

Hiltpold erzählt: «Ich habe grosse Angst vor dem Tod. Aber ich sehe meinen Krebs nicht als Feind.» Von Anfang an sei für ihn klar gewesen, dass er nicht gegen den Krebs kämpfen wolle. «Ich wusste: Mein Hauptziel muss es sein, dass meine Lebensqualität auch mit der Diagnose stimmt.»

Denn: «Wenn man kämpft, gibt es einen Gewinner und einen Verlierer. Und beim Krebs ist man meistens selbst der Verlierer.» Er habe seine Energie schonen wollen.

Ueli Hiltpold
Hier ist Ueli Hiltpold im Inselspital in Bern. Damals hatte er die Hälfte der Bestrahlungen hinter sich. - zVg

Die Strahlentherapie beginnt am 30. Juli. «Es ging mir sehr schlecht», erinnert sich Hiltpold. «Natürlich musste ich auch mein Atelier bis Ende September erneut schliessen.»

Nicht nur die Strahlen-, auch die zusätzliche Hormontherapie machen ihm zu schaffen. «Ich war zerrissen. Die Hormone machten mich fertig.»

Wieder Neustart vor zweiter Welle des Coronavirus

Anfang Oktober geht es bergauf. Hiltpold kann die ersten Schritte zurück in Richtung Berufsleben machen. «Ich habe endlich mein Atelier fertig eingerichtet, die Bilder aufgehängt. Ende Oktober stieg ich sogar das erste Mal wieder auf mein Mountainbike.»

Doch nicht nur für ihn, für die ganze Schweiz wendet sich das Blatt erneut Anfang November. Die zweite Corona-Welle rollt an.

Und sie hält an. Bis heute. Doch Hiltpold lässt sich nicht unterkriegen.

Ueli Hiltpold
Ueli Hiltpold in seinem Atelier. - zVg

«Momentan geht es mir für meine Verhältnisse gut. Ich habe zwar Schmerzen, ich habe Hormonbeschwerden, aber es geht mir gut», sagt er. «Ich bin rundum zufrieden mit mir und meiner Umwelt, mit dem, was ich erreicht habe und machen darf. Jeden Tag aufzustehen und tolle Leute zu treffen.»

Den Mut verliert er nach wie vor nicht. «Ich hoffe, nächstes Jahr warten die Metastasen damit, sich erneut auszudehnen. Sollten sie wiederkommen, wird 2021 wohl ein schwieriges Jahr werden. Egal, was kommt – ich werde jeden Tag noch so geniessen, als wäre es mein letzter.»

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