Das Bundesgericht urteilt, dass weniger als 10 Gramm Cannabis bei Jugendlichen nicht strafbar ist. Die Suchtprävention fordert nun Klarheit.
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Hanf-Pflanzen (Cannabis) wachsen in einem Garten. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Jugendliche mit weniger als 10 Gramm Cannabis kommen straflos davon.
  • Das Bundesgericht ändert mit diesem Entscheid die Praxis im Kanton Zürich.
  • Der Experte fordert, dass das Gesetzes-Wirrwarr in der Schweiz entschlackt wird.

Der Besitz von weniger als 10 Gramm Cannabis ist bei Jugendlichen nicht strafbar. Dieses Urteil verkündete das Bundesgericht in Lausanne heute Donnerstag. Laut Gericht soll in so einem Fall kein Unterschied zwischen Erwachsenen und Jugendlichen gemacht werden.

Jedoch sind Jugendliche, anders als Erwachsene, von einem Ordnungsbussenverfahren ausgenommen. Dabei stütze sich das Bundesgericht unter anderem auf das Betäubungsmittelgesetz. Gleicht das Urteil einem Freipass für kiffende Jugendliche? Die Suchtprävention gibt sich überraschend zurückhaltend.

Auswirkungen von 10 Gramm Cannabis unklar

Der Verein Sucht Schweiz ist unschlüssig, was er vom Bundesgerichtsentscheid halten soll. «Es ist schwer vorauszusehen, ob das Bundesgerichtsurteil wirklich negative Auswirkungen hat», sagt Mediensprecher Markus Meury. Doch etwas ist für den Experten klar.

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Das Bundesgericht in Lausanne. - Keystone

«Es gibt viele unklare Punkte, die Cannabis-Gesetz-Situation in der Schweiz ist recht chaotisch», sagt Meury. Die Gesetzgebung ist demnach zu wenig klar. Jedoch sieht Meury auch Probleme bei reiner Repression – Nämlich ein grosses Dilemma.

«Klar werden Jugendliche abgeschreckt, doch Verbotenes kann auch cool wirken», sagt der Sucht-Experte. Demnach könnte reine Polizeiarbeit auch einen negativen Effekt haben. Dazu komme, dass eine reine Repression aufgrund der benötigten Ressourcen das Portemonnaie stark belasten würde.

Neue Wege sollen eingeschlagen werden

Daher plädiert Meury für einen neuen Weg. Einerseits sollten laut Meury die Gesetze klarer formuliert werden, anderseits müssten neue Modelle erarbeitet werden. Denn die Jugendlichen würden wegen des grossen Schwarzmarktes viel zu einfach an Cannabis gelangen.

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Jugendliche Kiffer mit weniger als 10 Gramm Cannabis bekommen keine Strafe. - DPA

«Die städtischen Versuche und ausländischen Modelle sind deshalb interessant», sagt Meury. So könne evaluiert werden, was die einzelnen Massnahmen bewirken. In der Schweiz berät im Herbst das Parlament über mögliche Gesetzes-Grundlagen.

Dass der Gerichtsentscheid einen grossen Einfluss auf die Arbeit von Sucht Schweiz haben wird, glaubt der Mediensprecher nicht. «Die Auslegung der Gesetze verändern sich stetig», so der Sucht-Experte.

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