Hilft Cannabis gegen Alzheimer?
Eine brasilianische Studie untersucht Mikrodosen von Cannabis bei Alzheimer und meldet stabile kognitive Werte, doch Fachgesellschaften mahnen zu Zurückhaltung.

Mit der alternden Weltbevölkerung rückt Alzheimer als häufigste Demenzform weltweit immer stärker in den Fokus. In Deutschland leben laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft derzeit rund 1,84 Millionen Demenzkranke, überwiegend mit Alzheimer.
Immer mehr Menschen erkranken an Alzheimer
Jährlich kommen nach denselben Angaben zwischen 364'000 und 445'000 Demenzdiagnosen hinzu, was das Interesse an neuen Therapien erklärt.
Eine brasilianische Pilotstudie prüft laut «DZNE», ob extrem niedrig dosiertes Cannabis den Verlauf von Alzheimer verlangsamen kann.
Die aktuelle Untersuchung stammt von einem Team um den Pharmakologen Fabricio Pamplona aus Brasilien, berichtet «Berliner Morgenpost». Beteiligt waren 24 Menschen mit früher Alzheimerdemenz, publiziert wurde die Arbeit im Fachjournal «Journal of Alzheimer's Disease».
Mikrodosen ohne Rausch
Die Teilnehmenden erhielten über mehrere Monate täglich ein Öl mit einem Cannabisextrakt, der THC und CBD im gleichen Verhältnis enthielt. Pro Wirkstoff wurden jeweils nur 0,3 Milligramm verabreicht, was deutlich unter üblichen Dosen für berauschenden Konsum liegt, so die «Morgenpost».

Damit sollten mögliche Effekte auf das Gehirn getestet werden, ohne die Patienten einem Cannabisrausch auszusetzen. Die Forschenden nutzten standardisierte Tests wie den Mini Mental Status Test, um die geistige Leistungsfähigkeit regelmässig zu erfassen.
Im Studienverlauf verlor die Placebogruppe messbar an kognitiver Leistung, während die Werte unter Cannabis stabil blieben. Durchschnittlich erreichten die Behandelten aber zwei bis drei Punkte höhere Testwerte.
Risiken, Grenzen und offene Fragen
Frühere Tierexperimente deuten darauf hin, dass sehr niedrige THC Dosen bei alten Mäusen Lern- und Gedächtnisleistungen verbessern können. Solche Ergebnisse, unter anderem von Andreas Zimmer, legen nahe, dass das sogenannte Endocannabinoid System im Alter an Schutzfunktionen verliert.
Genau dort setzt die Mikrodosen Studie an: Cannabinoide sollen den altersbedingten Rückgang dieser Signalwege ausgleichen.
Allerdings bleiben andere Bereiche wie Stimmung, allgemeiner Gesundheitszustand und Lebensqualität laut «Berliner Morgenpost» in der Studie unverändert.
Vorsichtige Einordnung der Ergebnisse
Nebenwirkungen traten etwa gleich häufig auf wie unter Placebo, was die Forschenden auf die sehr niedrige Dosierung zurückführen. Der verwendete Extrakt wurde laut Bericht von der brasilianischen Patientenvereinigung ABRACE bereitgestellt, ohne Beteiligung grosser Cannabisunternehmen.
Systematische Übersichten der Cochrane Collaboration bewerten den therapeutischen Einsatz von Cannabinoiden bei Demenz bislang aber zurückhaltend. Mehrere Studien fanden nur geringe oder keine Effekte auf Gedächtnis und Denken.
Verbesserungen zeigten sich eher bei Unruhe oder Angst, berichtet die «Pharmazeutische Zeitung».
















