Das Radiostudio von SRF in Bern wird nach Zürich verlegt: 70 Mitarbeiter müssen ihre Koffer packen. Das entschied heute Dienstag die SRF-Spitze.
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Nathalie Wappler ist seit 2019 Direktorin von SRF. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • SRF will 70 statt der angekündigten 30 Mitarbeiter von Bern nach Zürich verlegen.
  • Die SRF-Spitze um Chefin Nathalie Wappler fällte diesen Entscheid am Dienstagnachmittag.
  • Für Kritiker bewahrheitet sich damit, was bereits im November befürchtet wurde.

Die SRF-Spitze hat entschieden, wie viele Journalisten vom Radiostudio Bern nach Zürich an den Leutschenbach abgezogen werden. Die Geschäftsleitung hat erste Grundsätze der neuen Audiostrategie verabschiedet.

Radio SRF 4 News und die Nachrichtenredaktion ziehen mit rund 70 Personen um. Das teilt SRF heute mit. In Bern soll ein «Kompetenzzentrum für Hintergrund, Vertiefung und Analyse» entstehen.

Die durch den Teilumzug in Bern freigewordenen Flächen übernimmt SWI swissinfo.ch, der zehnsprachige internationale Auslanddienst der SRG. So bleiben insgesamt 230 Mitarbeitende in Bern. Zürich Leutschenbach soll hingegen mit der sogenannten «Radio Hall» zum einzigen und zentralen Entwicklungs- und Produktionsstandort für digitale Audioangebote werden.

Nathalie Wappler will über den Entscheid informieren

SRF-Chefin Nathalie Wappler plante die Kommunikation des Entscheids ursprünglich morgen Mittwoch, am Tag der Bundesratswahl. Wappler will jedoch morgen nach Bern kommen und den Entscheid erklären.

Noch im Sommer – nachdem sich zwar nicht der Stände-, dafür der Nationalrat gegen das Umzugsprojekt ausgesprochen hatte – hiess es, dass nicht die ganze Redaktion an den Hauptsitz am Leutschenbach verlegt werden soll.

Anfang November dann die Ernüchterung: Radio SRF 4 News sowie die Innovationsabteilung sollen vom Radiostudio Bern nach Zürich. 30 bis 70 Stellen, hiess es damals, sollten verschoben werden. Nun ist klar: Nicht nur die 30-köpfige Abteilung «SRF 4 News», sondern auch die 40-köpfige Nachrichtenredaktion wird an den Leutschenbach beordert.

Einladung an die Öffentlichkeit durchgesickert

Eine interne Einladung für die «Infoveranstaltung» war am Donnerstag durchgesickert. Nathalie Wappler wolle am Mittwochmittag zusammen mit der Chefredaktion über «das Teil-Projekt Radio» sowie den «Standort-Entscheid» informieren. Dass an diesem Tag Bundesratswahlen stattfinden, war Wappler und Radio-Chefredaktorin Lis Borner demnach bewusst.

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WoZ-Journalist Yves Wegelin postete auf Twitter diesen Ausschnitt aus der Einladung von SRF Radio-Chefredaktorin Lis Borner an die Mitarbeitenden des Radiostudios Bern. - Twitter

Die von Kritikern befürchtete «Salamitaktik» des SRF scheint sich zu bestätigen. Schon im November sagte Béatrice Wertli vom Unterstützungskomitee für eine vielfältige Schweizer Medienlandschaft «Pro Idée Suisse» zu Nau: «Diese Salamitaktik ist durchschaubar. Bald werden SRF 4 News und Nachrichten nach Zürich gezügelt, in ein paar Jahren ist es der Rest.»

Pro Idée Suisse befürchtet, dass der Standort Bern so mit der Zeit abgehängt werde und einen «einsamen Tod» sterbe. Der Umzug selbst soll per Ende 2021 erfolgen.

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