Der Umzug des Radiostudio Bern nach Zürich sorgt bei SRF für rote Köpfe. Jetzt sollen bis zu 70 Stellen verlegt werden. Für Kritiker nur der erste Schritt.
Radiostudio Bern
Im SRF Radiostudio Bern der SRG befindet sich die Abteilung Chefredaktion Radio, zu der auch das Radioprogramm Radio SRF 4 News gehört. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der SRG-Verwaltungsrat will einen Teil des SRF-Radiostudios Bern nach Zürich verlegen.
  • Für Pro Idée Suisse sei dies eine durchschaubare «Salamitaktik».
  • Der Verein fürchtet, dass weitere Verlegungen drohen.

Im Juni sprach sich der Nationalrat deutlich gegen den Umzug des Radiostudio Bern nach Zürich aus. Die SRF-Führung um Nathalie Wappler krebste zurück: Nicht mehr die ganze Redaktion soll an den Hauptsitz am Leutschenbach verlegt werden.

Hin und Her beim Radiostudio Bern

Doch jetzt schafft die SRG langsam aber sicher Tatsachen: Gestern Mittwoch hat der SRG-Verwaltungsrat den Plan zum Teil-Umzug abgesegnet. Radio SRF 4 News sowie die Innovationsabteilung sollen vom Radiostudio Bern nach Zürich.

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Nathalie Wappler ist seit März 2019 Direktorin von SRF. - Keystone

Gemäss Nau vorliegenden internen Informationen sollen 30 bis 70 Arbeitsstellen nach Zürich verlegt werden. Je nach dem, ob nur «SRF 4 News», oder auch die «Nachrichten», nach Leutschenbach zügeln müssen. Im Dezember soll die SRF-Geschäftsleitung darüber befinden.

Gemäss den SRG-Plänen bleiben die Inland- und die Auslandredaktion sowie die Hintergrundformate «Echo der Zeit» und «Rendez-vous» in Bern. Die Wirtschaftsredaktion wird weiterhin an beiden Standorten tätig sein.

Für Pro Idée Suisse Salamitaktit «durchschaubar»

«Diese Salamitaktik ist durchschaubar», sagt Béatrice Wertli vom Unterstützungskomitee für eine vielfältige Schweizer Medienlandschaft, «Pro Idée Suisse». «Bald werden SRF 4 News und Nachrichten nach Zürich gezügelt, in ein paar Jahren ist es der Rest», so Wertli.

Sie hofft, dass sich die Politik von der SRG-Spitze «nicht für dumm verkaufen lässt». Der SRG wird bei der Umstrukturierung des Radiostudio Bern besonders genau auf die Finger geschaut. Im Komitee von «Pro Idée Suisse» sitzen prominente Politiker aller Parteien, inklusive vier Parteipräsidenten.

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Béatrice Wertli, Vorstandsmitglied von Pro Idée Suisse. - Keystone

Bern werde mit dem Wegzug die Radiozukunft abgeschnitten. Wertlis Hoffnung ist, dass die Politik nun erneut Druck mache. «So dass sich die SRG-Spitze wirklich und nicht nur pro forma und halbherzig zum Radiostandort Bern bekennt». Der Entscheid des Umzugs sei politisch, föderalistisch wie auch publizistisch falsch und gefährde die Medienvielfalt und den Zusammenhalt im Land.

«Heute Morgen» künftig in Leutschenbach

Gemäss «Pro Idée Suisse» ist damit klar, dass die SRF-Redaktion, welche die Sendung «Heute Morgen» produziert, nach Leutschenbach umziehen wird. Zudem steht seit Juni fest, dass die digitale Weiterentwicklung des Senders nur am Standort Zürich stattfinden soll.

Radiostudio Bern
Das Radiostudio Bern von SRF an der Berner Schwarztorstrasse. - Keystone

Mit der sogenannten «Radio Hall» soll Leutschenbach künftig zum zentralen Entwicklungs- und Produktionsstandort für digitale Audioangebote von SRF werden. Pro Idée Suisse befürchtet, dass der Standort Bern so mit der Zeit abgehängt werde und einen «einsamen Tod» sterbe.

Der Entscheid, wie viele Mitarbeiter ihren Arbeitsort nach Zürich verlegen müssen, soll bis Ende Jahr definiert sein. Der Umzug selbst soll dann per Ende 2021 erfolgen.

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