Ab Sommer 2021 verbietet die gesamte EU Einwegplastik-Artikel. Ein ähnliches Verbot ist in der Schweiz nicht geplant – selbst Umweltschützer sind dagegen.
Einweg-Plastik
Ab Sommer herrscht in der EU ein Verbot für Einwegplastik-Artikel. Selbst Umweltschützer stellen sich für ein solches Verbot in der Schweiz. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ab Januar 2021 hat Mexiko-Stadt Einwegplastik verboten – im Sommer folgt die EU.
  • In der Schweiz ist ein solches Verbot in naher Zukunft jedoch nicht denkbar.
  • Hierzulande setzt man auf eine andere Strategie: Verbesserung des Recyclings.

Seit Beginn des Jahres ist in Mexiko-Stadt der Verkauf von Einwegplastik verboten. Auch in der EU wird der Umweltverschmutzung durch Mikroplastik mit einem ähnlichen Verbot der Kampf angesagt: Im Sommer tritt dort ein Gesetz in Kraft, das unter anderem den Verkauf von Einwegbesteck und Trinkhalmen untersagt. Wie sieht die Situation hierzulande aus?

Schweiz setzt auf Eigenverantwortung

«Auch in der Schweiz steht die Verminderung der Umweltbelastung durch Kunststoffe weit oben auf der politischen Agenda», erklärt das Bundesamt für Umwelt BAFU auf Anfrage von Nau.ch.

Der Wirtschaft solle zunächst die Möglichkeit gegeben werden, mit eigenverantwortlichen Massnahmen wie Branchenvereinbarungen selbst aktiv zu werden. Aber: «Der Bundesrat wird verbindliche Massnahmen prüfen, wenn diese milderen Massnahmen nicht genügend wirken.»

Jungfreisinnige Plastiksäckli
Punkto Einwegplastik setzt die Schweiz erst einmal auf Eigenverantwortung. (Archiv) - sda - KEYSTONE/MANUEL LOPEZ

2019 wurde zudem die Motion «Weniger Plastikmüll in Gewässern und Böden» im Parlament angenommen. Sie verlangt unter anderem Massnahmen, um kurzlebige Einwegprodukte aus Kunststoff zu reduzieren. Weiter tritt voraussichtlich im Jahr 2022 ein Verbot von oxo-abbaubaren Kunststoffen – Plastik, das sich nach Gebrauch schnell in Mikroplastik zerteilt – in Kraft.

Bund: «Verbote nicht immer sinnvoll»

Das BAFU erklärt: «Verbote sind nicht in jedem Fall ein sinnvolles und zielführendes Instrument. Gerade im Bereich der Verpackungen bieten Kunststoffe oft eine leichte und hygienische Möglichkeit, um ein Produkt zu schützen.» Es laufen zurzeit diverse Arbeiten sowohl im Bereich Reduktion der Umweltbelastung durch Kunststoffe als auch Förderung der Kreislaufwirtschaft.

Eine Stossrichtung, die auch Kunststoff.Swiss, der Verband der Schweizer Kunststoffindustrie, begrüsst. «Verbote und Steuern können zum Wechsel auf ökologisch schlechtere Verpackungsvarianten führen», befürchtet Sprecherin Verena Jucker auf Anfrage. Beispielhaft nennt sie Glas und Alu, die beim Recycling «einen höheren Energieeinsatz» erfordern.

Recycling
Glas und Alu fordern laut Kunststoff.Swiss einen höheren Energieeinsatz als Kunststoff. - Pixabay

Weiter erklärt sie: «Verbundverpackungen wie Getränkekartons enthalten eine Kunststoffbeschichtung, eine Bedruckung, Karton und auch eine Aluschicht. Sie sind nicht vollständig rezyklierbar.» Das sei aus Sicht des Klimaschutzes eine unerwünschte Entwicklung.

Auch Umweltschützer halten nicht viel von Verbot

Was überraschen mag: Selbst die Umweltschutzorganisation Greenpeace Schweiz ist von einem Einwegplastik-Verbot nicht überzeugt – allerdings aus einem anderen Grund.

Gegenüber Nau.ch sagt Campaigner Philipp Rohrer: «Das Gesetz verbietet zwar Einwegprodukte aus Plastik, aber nicht aus anderen Materialien wie Papier, Karton, Bambus, etc.» Dadurch werde die Wegwerfgesellschaft einfach weitergeführt. «Viel sinnvoller wäre es, Mehrwegverpackungen und -systeme zu fördern», so Rohrer.

Rohrer bemängelt zudem, dass die Massnahmen zur Littering-Bekämpfung in der Schweiz das Übel «kaum an der Wurzel» greifen würden. «Sie bekämpfen meist nur die Symptome.»

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