Fazit nach Demo in Bern: 18 Polizisten verletzt ++ 536 Kontrollen
Eine Pro-Palästina-Demonstration am Samstag hinterliess in Bern Verwüstungen. Nun äussern sich die Behörden dazu.
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Das Wichtigste in Kürze
- Eine unbewilligte Pro-Palästina-Demo in Bern endete in Krawallen und Angriffen.
- Politiker verurteilen die Gewalt und Parolen der Demonstranten.
- Nun informieren die Berner Behörden.
Eine unbewilligte Pro-Palästina-Demo ist am Samstag in Krawall, Sachbeschädigungen und Angriffen auf die Polizei geendet. Nach der Eskalation informieren die Berner Behörden am Sonntagnachmittag über das Ausmass der Ereignisse.
Bei der unbewilligten Palästina-Demo sind 18 Polizisten verletzt worden. Das gab die Kantonspolizei am Sonntag vor den Medien bekannt. Die Kundgebung wurde von massiven Ausschreitungen überschattet.
Die Polizei rechnet mit einem Sachschaden in Millionenhöhe. Mindestens 57 Gebäude waren betroffen. Neun Polizeifahrzeuge wurden beschädigt.
18 Polizisten verletzt
16 Polizisten und zwei Polizistinnen wurden beim Einsatz verletzt. Vier von ihnen mussten für eine medizinische Kontrolle ins Spital gebracht werden, wie es an der Medienkonferenz hiess. Die Schutzausrüstung habe Schlimmeres verhindert. Die vier Polizisten konnten das Spital inzwischen wieder verlassen.
Demonstrierende hatten mehrfach versucht, Polizeisperren zu durchbrechen. Die Einsatzkräfte wurden laut Polizei mit Baustellenmaterial, Mobiliar, Steinen, Flaschen, Feuerlöschern, Pyrotechnik und Lasern angegriffen. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und Gummischrot ein.
536 Personen kontrolliert
Auch zwei Demonstrationsteilnehmende wurden verletzt. Weitere Angaben nennen die Behörden keine.
Insgesamt wurden 536 Personen in Polizeiräumlichkeiten kontrolliert und weggewiesen. Eine angehaltene Person war zur Haft ausgeschrieben.
Vier Fünftel davon kamen von ausserhalb des Kantons Bern an die Demo.

Die kontrollierten Personen müssen laut Polizei teilweise mit einer Anzeige rechnen. Im Raum stünden unter anderem die Straftatbestände Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Brandstiftung. Auch zu Verstössen gegen das Vermummungsverbot kam es.
Wer gewaltfrei demonstrierte, muss mit keinen Konsequenzen rechnen. Nur die Organisation einer unbewilligten Demonstration ist strafbar, die blosse Teilnahme aber nicht.
Zuerst habe die Polizei versucht, die unbewilligte Kundgebung zu gewähren und habe den Bundesplatz zur Verfügung stellen wollen. Dies in Absprache mit der Stadt Bern. Die Organisatoren gaben sich den Behörden nicht zu bekennen.
Bern: Verletzte bei nicht bewilligter #Palästina-Demonstration. Gewaltbereite Personen lieferten sich mehrstündige Strassenschlacht mit der Polizei. Laut @PoliceBern massive Sachbeschädigungen. Hunderte #Demo-Teilnehmende eingekesselt und kontrolliert. #Gaza #Israel #Palestine pic.twitter.com/cdBTBM6iB9
— LIVE1 (@LIVE1TV) October 12, 2025
Zunächst sei die Demonstration friedlich gelaufen, sagt die Polizei. Später formierte sich der vermummte Schwarze Block, der die Kundgebung durch die Stadt Richtung Bundesplatz anführte. Mit einer Polizeisperre versuchten die Einsatzkräfte den Schwarzen Block nicht vom Bundesplatz weiter ziehen zu lassen.
Wiederholt kam es zu Angriffen auf die Polizei. Mit Pyrotechnik, Backsteinen und Bauabsperrungen.
Von Graffenried beklagt «nackte Gewalt»
Der Schwarze Block wurde später in der Schauplatzgasse eingekesselt, um ihn von den übrigen Demonstrierenden zu trennen. Dabei wurde seitens der Aktivisten ein Feuer in einer Mulde gelegt.
Versuche, die Gleise am Bahnhof Bern zu blockieren, wurden verhindert.

Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Alec von Graffenried kritisierte, dass der politische Inhalt durch den Gewaltexzess völlig untergegangen sei. Es sei nur um «nackte Gewalt» gegangen. Diese sei nicht von der Meinungsäusserungsfreiheit gedeckt.
Massive Sachbeschädigungen bei Pro-Palästina-Demo
Die Berner Polizei beklagt nach einer unbewilligten Pro-Palästina-Demonstration am Samstag «massive Sachbeschädigungen». Vor allem in der Nähe des Bundeshauses kam es zu Schäden. Fenster, unter anderem von der UBS, wurden eingeschlagen, Container angezündet.
Am Nachmittag versammelten sich mehrere Tausend Demonstranten beim Bahnhof und wollten durch die Innenstadt ziehen. Schnell kam es zu Ausschreitungen, die Polizei wurde mit Pflastersteinen, Petarden und Feuerwerk angegriffen. Sie reagierte mit Gummischrot, Reizgas und dem Wasserwerfer.
Politiker verurteilen «blinde Zerstörungswut»
Aus der Politik gibt es Kritik nach der Demo.
Philippe Müller, Sicherheitsdirektor des Kantons Bern und FDP-Politiker, schrieb auf X zu Bildern der Demo: «Dabei geht's nur um eines: Gewalt.» Um Frieden sei es den Demonstrierenden nicht gegangen.
Die Grüne Freie Liste, die Partei des Stadtberner Sicherheitsdirektors Alec von Graffenried, verurteilt «den blanken Hass und die blinde Zerstörungswut». Die Urheber müssten nun zur Verantwortung gezogen werden, heisst es in einer Mitteilung.
Und weiter: «An der Demonstration wurden Parolen skandiert, die klar antisemitisch sind und sich dem terrorverherrlichenden Vokabular der Hamas bedienen.»
Die Pro-Palästina-Demonstration richtete sich laut Aufruf gegen «Genozid in Gaza». Israel wird vorgeworfen, im Gazastreifen einen Völkermord an der palästinensischen Zivilbevölkerung zu begehen.
Kürzlich bestätigte etwa eine Untersuchungskommission des Uno-Menschenrechtsrat diesen Vorwurf.
Linke Parteien distanzierten sich von Pro-Palästina-Demo
Die SP, die Grünen und Amnesty International distanzierten sich im Vorfeld von der Demonstration in Bern. Grund dafür war unter anderem islamitische Rhetorik in den Aufrufen auf Social Media.
So fand sich etwa der Begriff «Al-Aksa-Flut». Unter diesem Namen führte die Hamas das Massaker des 7. Oktobers in Israel durch.
Die Stadt Bern bat die Demonstrierenden im Vorfeld öffentlich, ein Gesuch für die Kundgebung einzureichen. Ohne Erfolg.