Der Nestlé-Skandal hat nach der Aufdeckung unerlaubter Filterprozesse die Verfälschung von natürlichem Mineralwasser ins Licht gerückt.
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Die Frage, ob Mineralwasser tatsächlich noch gut ist, rückt seit dem Nestlé-Skandal in den Fokus. (Symbolbild) - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Februar wurde bekannt, dass Nestlé sein Mineralwasser illegal gereinigt hat.
  • Nun kommt die Frage auf, wie sehr Mineralwasser von Ausseneinflüssen verunreinigt wird.
  • Der Bundesrat wird gefragt, ob die Bezeichnung «natürliches Mineralwasser» noch gelte.
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Im Februar wurde der Skandal um Nestlé bekannt: Das Unternehmen wendete illegale Reinigungsmethoden an, um sein Mineralwasser zu filtern. In Frankreich läuft seitdem eine Klage von Foodwatch gegen den Nahrungsmittelkonzern.

Der Begriff «natürliches Mineralwasser» ist geschützt, der klare Tropfen kostet zwischen 25 Rappen und neun Franken pro Liter. Wie die «NZZ» erläutert, darf das Wasser in seiner Zusammensetzung nicht schwanken. Der Schweizer Kantonschemiker Matthias Beckmann erklärt: «Es muss von ursprünglicher Reinheit sein und darf von der Quelle bis zum Konsumenten nicht verändert werden.»

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Nestlé-CFO Francois-Xavier Anna Manz (links) und Nestlé-CEO Ulf Mark Schneider (rechts) bei einer Konferenz. - keystone

Weil das Mineralwasser von Nestlé mutmasslich durch Landwirtschaft und veraltete Kläranlagen verunreinigt war, hat der Konzern dieses jedoch gereinigt. Nach eigener Aussage wurden Ultraviolettlicht und Aktivkohlefilter eingesetzt, weil «die Lebensmittelsicherheit absolute Priorität gehabt» habe.

Was passiert, wenn Mineralwasser auf PET trifft?

Der Skandal rückt nun die Sorge um das ins Licht, was nach dem Abschöpfen eigentlich generell mit dem Mineralwasser passiert. Der Kantonschemiker für Graubünden und Glarus beschreibt, wie zum Beispiel PET-Flaschen das Wasser beeinflussen: «Da kann man eigentlich nicht mehr von natürlichem Mineralwasser reden, denn dann ist es vorbei mit der ursprünglichen Reinheit.»

Durch die Plastikflasche können nämlich diverse Stoffe in das Wasser gelangen. Auch von dem PET löse sich Material ab, lande im Wasser und verändere dessen Geschmack merkbar.

Der Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten (SMS) kommentiert: «Es ist bekannt, dass sich in PET-Flaschen geringe Mengen an Acetaldehyd bilden können. Vor allem bei unzweckmässiger Lagerung, etwa an der prallen Sonne.»

Gütesiegel erlaubt Grenzwerte an Verunreinigung

Auch vom Menschen verursachte Rückstände sind in dem teuren Flaschenwasser zu finden. Solange diese die 2022 festgesetzten Höchstgrenzen nicht überschreiten, kann das flüssige Gut sein Gütesiegel allerdings behalten. Die Grüne-Nationalrätin Sophie Michaud Gigon stellte dem Bundesrat die Frage, ob die Bezeichnung «natürliches Mineralwasser» überhaupt noch angemessen sei. Der ausgestellte Vorstoss der Westschweizer Konsumentenschützerin wurde bislang nicht beantwortet.

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Sophie Michaud Gigon fragt den Bundesrat: Kann man noch «natürliches Mineralwasser» sagen? (Archivbild) - keystone

Der Schweizer Umweltchemiker Urs von Gunten forscht in den Bereichen Trinkwasserqualität und Wasseraufbereitung. Seine Ergebnisse zeigen: «Das französische Vulkanwasser Volvic hat kaum Mineralien, Valser hat dafür einen sehr hohen Mineraliengehalt. Und Henniez ist punkto Mineralisierung vergleichbar mit vielen Leitungswässern in der Schweiz.»

Die unterschiedlichen Wassersorten weichen also stark voneinander ab – und ob es besser ist als Leitungswasser, sei dahingestellt. Die Zukunft könnte eine veränderte Handhabung mit dem Premiumwasser bringen, die Debatte darum kommt nach dem Nestlé-Debakel ins Rollen. Einen wirklichen Aufschrei gab es bei den Wasserhändlern in Konkurrenz zu Nestlé bisher allerdings nicht: Alessandro Rigoni ist Präsident des SMS – und Direktor von Nestlé Waters Schweiz.

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