H&M

H&M-Mitarbeiter unterstellt schockierten Berner Teenies Diebstahl

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Bern,

Schock für zwei Berner Teenagerinnen: Sie bezahlen bei H&M, eine gerät gar in eine Stichprobe. Alles okay. Doch plötzlich heisst es, sie hätten geklaut.

H&M
Zwei Jugendliche werden in dieser H&M-Filiale behandelt wie Diebinnen – obwohl es keine Beweise gibt. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein H&M-Mitarbeiter unterstellt zwei Teenagerinnen, sie hätten geklaut.
  • Denn: Er fand ihr Handy in einer Garderobe neben abgetrennten Preisschildern.
  • Doch die Garderobe wurde rege genutzt – es gab keine Beweise, dass sie geklaut hatten.

Zwei Bernerinnen ärgern sich immer noch, wenn sie an den Zwischenfall denken: Nichtsahnend sprechen sie einen H&M-Mitarbeiter an – und sind plötzlich Hauptverdächtige in einer internen Diebstahl-Ermittlung.

Doch von vorne.

Die beiden Lernenden Rahel* (17) und ihre Kollegin Leandra* (17) gehen an einem Mittwochnachmittag shoppen.

In der H&M-Filiale in der Nähe des Bahnhofs Bern probieren sie Kleider an, beide kaufen etwas.

Wurde dir schon einmal fälschlicherweise ein Diebstahl vorgeworfen?

Rahel gerät an der Selfcheckout-Kasse in die Stichkontrolle. Eine Mitarbeiterin prüft, ob sie alles eingescannt hat – hat sie. Die beiden verlassen das Geschäft. So weit, so normal.

Doch plötzlich fällt Leandra auf, dass ihr Handy fehlt. «Wir dachten sofort, dass sie es wohl in der Garderobe vergessen hat», berichtet Rahel.

Also kehren die Teenagerinnen zurück in die H&M-Filiale und sprechen dort eine Mitarbeiterin an. Die schickt sie zu ihrem Kollegen.

H&M-Mitarbeiter droht mit Ladendetektiven

«Er begrüsste uns mit den Worten: ‹Ihr habt jetzt eine Chance, ehrlich zu sein. Sonst gibt es grössere Probleme mit unseren Ladendetektiven!›»

Als die Jugendlichen ihn verwirrt anschauen, erklärt er: Tatsächlich wurde ein Handy gefunden. In einer Garderobe, in der auch abgetrennte Preisschilder lagen.

«Für ihn war das offensichtlich Beweis genug, dass wir die Kleider gestohlen haben!», sagt Rahel schockiert.

Und ärgert sich: «Das muss doch nichts heissen. Wir waren keinesfalls die einzigen, die an dem Tag in der Garderobe waren. Der Laden war voll.»

«Nicht entschuldigt»

Besonders sauer stösst ihr der «strenge Ton» des Mitarbeiters auf. Und die Tatsache, «dass er es als Fakt darstellte, dass wir angeblich gestohlen haben».

Statt sie zu befragen, habe er «direkt mit Konsequenzen gedroht».

H&M
Nau.ch-Leserin Rahel ärgert sich darüber, wie sie in der Berner H&M-Filiale behandelt wurde. - Nau.ch-Leserreporterin

Die beiden erklären dem Mann, sie hätten nichts geklaut und hätten sogar ihre Kassenzettel dabei.

Leandra erinnert sich sogar daran, dass ihr die Preisschilder am Boden bereits auffielen, als sie die Garderobe betrat.

Gehst du gerne im Laden einkaufen?

Erst will er trotzdem ihre Taschen kontrollieren, doch zuletzt scheint er einzusehen, dass er keine Beweise hat.

«Schliesslich gab er uns das Handy und liess uns gehen. Er hat sich aber nicht entschuldigt», sagt Rahel.

Sie ärgert sich – und vermutet Vorurteile: «Wir sind ja auch Kundinnen, auch, wenn wir erst 17 sind. Ich bin sicher, wir wären nicht so respektlos behandelt worden, wären wir älter gewesen.»

Mit ihrem negativen Erlebnis in der Filiale sind die beiden aber nicht allein.

H&M
Auch in den neuesten Google-Bewertungen werden die Mitarbeitenden der H&M-Filiale kritisiert. - Screenshot Google

In den letzten Wochen erhielt der H&M-Laden gleich mehrmals Ein-Stern-Bewertungen auf Google wegen «unfreundlichen» Mitarbeitenden.

H&M: Mitarbeiter handelte nicht korrekt

H&M gibt auf Anfrage von Nau.ch zu, dass der Mitarbeiter nicht korrekt gehandelt hat: Man sei in diesem Fall den eigenen «hohen Standards nicht gerecht» geworden, meldet die Medienstelle aus Slowenien.

Die Kleiderladen-Kette sei nämlich «stets bestrebt, dass sich unsere Kunden sicher, wertgeschätzt und inspiriert fühlen».

Bist du frei von Vorurteilen?

Und nachträglich erhalten die zwei Jugendlichen doch noch ein Sorry – die Medienstelle schreibt: «Gemeinsam mit unseren Kollegen in der Filiale vor Ort möchten wir uns für den falschen Verdacht entschuldigen (...)»

Die Frage, welche Richtlinien für Mitarbeitende in Diebstahl-Verdachtsfällen eigentlich gelten, beantwortet die Kette nicht.

Ob Teenager öfter stehlen als andere Zielgruppen und die zwei Jugendlichen deshalb ins Visier gerieten, lässt H&M ebenfalls offen.

*Name von der Redaktion geändert

Mehr zum Thema:

Kommentare

User #6505 (nicht angemeldet)

Es ist schade, wie oft sich Menschen über Mitarbeitende beschweren, aber dabei vergessen, wie viel Geduld und Höflichkeit von diesen täglich verlangt wird - oft ohne selbst Respekt zu zeigen. Wenn wir wollen, dass uns freundlich begegnet wird, sollten wir auch selbst so handeln. Respekt ist keine Einbahnstraße.

User #2218 (nicht angemeldet)

Ich war an dem Nachmittag selbst als Kundin im Laden und habe die Situation zufällig mitbekommen. Umso schockierender finde ich, wie falsch und einseitig sie im Bericht dargestellt wird. Der junge Mitarbeiter hat die Mädchen freundlich angesprochen, ihnen das vergessene Handy zurückgegeben und ruhig gefragt, ob die Preisschilder von ihnen seien. Die beiden erklärten, dass sie etwas gekauft hatten, die Etiketten aber einfach in der Kabine liegengelassen haben, weil sie nicht wussten wohin damit. Er erklärte ihnen ruhig, dass sie die Etiketten beim nächsten Mal bei den Mitarbeitenden abgeben können, damit es nicht falsch wirkt. Die Mädchen reagierten verständnisvoll und freundlich nichts von „Schock“ oder „Beschuldigung“, wie es im Artikel steht. Alles verlief ruhig und respektvoll. Eine Taschenkontrolle habe ich nicht mitbekommen. Ich finde es schade, dass hier ein so verzerrter Bericht erscheint, ohne die Mitarbeitenden zu befragen. Ich habe selbst im Detailhandel gearbeitet und weiss wie oft Dinge übertrieben oder verdreht werden. Es wirkt eher so als hätten die Eltern überreagiert. Die Mädchen selbst haben ganz normal reagiert. Solche Berichte schaden den Falschen.

Weiterlesen

320 Interaktionen
In Berner Warenhaus
H&M Werbung
76 Interaktionen
«Sexualisiert»
diebstahl
425 Interaktionen
Viele Ladendiebe

MEHR H&M

h&m sakko hochzeitsrede
9 Interaktionen
Getragen zurück
Helena Helmersson
3 Interaktionen
Helmersson
a
9 Interaktionen
Kein Witz
Pakete vor Haustüre
28 Interaktionen
H&M, Ikea, Zara

MEHR AUS STADT BERN

fc breitenrain
3:1 gegen Cham
YB
13 Interaktionen
Tribünen-Zeugnis