H&M-Mitarbeiter unterstellt schockierten Teenies Diebstahl
Schock für zwei Teenagerinnen: Sie bezahlen bei H&M, eine gerät gar in eine Stichprobe. Alles okay. Doch plötzlich heisst es, sie hätten geklaut.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein H&M-Mitarbeiter unterstellt zwei Teenagerinnen, sie hätten geklaut.
- Denn: Er fand ihr Handy in einer Garderobe neben abgetrennten Preisschildern.
- Doch die Garderobe wurde rege genutzt – es gab keine Beweise, dass sie geklaut hatten.
Zwei Bernerinnen ärgern sich immer noch, wenn sie an den Zwischenfall denken: Nichtsahnend sprechen sie einen H&M-Mitarbeiter an – und sind plötzlich Hauptverdächtige in einer internen Diebstahl-Ermittlung.
Doch von vorne.
Die beiden Lernenden Rahel* (17) und ihre Kollegin Leandra* (17) gehen an einem Mittwochnachmittag shoppen.
In der H&M-Filiale in der Nähe des Bahnhofs Bern probieren sie Kleider an, beide kaufen etwas.
Rahel gerät an der Selfcheckout-Kasse in die Stichkontrolle. Eine Mitarbeiterin prüft, ob sie alles eingescannt hat – hat sie. Die beiden verlassen das Geschäft. So weit, so normal.
Doch plötzlich fällt Leandra auf, dass ihr Handy fehlt. «Wir dachten sofort, dass sie es wohl in der Garderobe vergessen hat», berichtet Rahel.
Also kehren die Teenagerinnen zurück in die H&M-Filiale und sprechen dort eine Mitarbeiterin an. Die schickt sie zu ihrem Kollegen.
H&M-Mitarbeiter droht mit Ladendetektiven
«Er begrüsste uns mit den Worten: ‹Ihr habt jetzt eine Chance, ehrlich zu sein. Sonst gibt es grössere Probleme mit unseren Ladendetektiven!›»
Als die Jugendlichen ihn verwirrt anschauen, erklärt er: Tatsächlich wurde ein Handy gefunden. In einer Garderobe, in der auch abgetrennte Preisschilder lagen.
«Für ihn war das offensichtlich Beweis genug, dass wir die Kleider gestohlen haben!», sagt Rahel schockiert.
Und ärgert sich: «Das muss doch nichts heissen. Wir waren keinesfalls die einzigen, die an dem Tag in der Garderobe waren. Der Laden war voll.»
«Nicht entschuldigt»
Besonders sauer stösst ihr der «strenge Ton» des Mitarbeiters auf. Und die Tatsache, «dass er es als Fakt darstellte, dass wir angeblich gestohlen haben».
Statt sie zu befragen, habe er «direkt mit Konsequenzen gedroht».

Die beiden erklären dem Mann, sie hätten nichts geklaut und hätten sogar ihre Kassenzettel dabei.
Leandra erinnert sich sogar daran, dass ihr die Preisschilder am Boden bereits auffielen, als sie die Garderobe betrat.
Erst will er trotzdem ihre Taschen kontrollieren, doch zuletzt scheint er einzusehen, dass er keine Beweise hat.
«Schliesslich gab er uns das Handy und liess uns gehen. Er hat sich aber nicht entschuldigt», sagt Rahel.
Sie ärgert sich – und vermutet Vorurteile: «Wir sind ja auch Kundinnen, auch, wenn wir erst 17 sind. Ich bin sicher, wir wären nicht so respektlos behandelt worden, wären wir älter gewesen.»
Mit ihrem negativen Erlebnis in der Filiale sind die beiden aber nicht allein.

In den letzten Wochen erhielt der H&M-Laden gleich mehrmals Ein-Stern-Bewertungen auf Google wegen «unfreundlichen» Mitarbeitenden.
H&M: Mitarbeiter handelte nicht korrekt
H&M gibt auf Anfrage von Nau.ch zu, dass der Mitarbeiter nicht korrekt gehandelt hat: Man sei in diesem Fall den eigenen «hohen Standards nicht gerecht» geworden, meldet die Medienstelle aus Slowenien.
Die Kleiderladen-Kette sei nämlich «stets bestrebt, dass sich unsere Kunden sicher, wertgeschätzt und inspiriert fühlen».
Und nachträglich erhalten die zwei Jugendlichen doch noch ein Sorry – die Medienstelle schreibt: «Gemeinsam mit unseren Kollegen in der Filiale vor Ort möchten wir uns für den falschen Verdacht entschuldigen (...)»
Die Frage, welche Richtlinien für Mitarbeitende in Diebstahl-Verdachtsfällen eigentlich gelten, beantwortet die Kette nicht.
Ob Teenager öfter stehlen als andere Zielgruppen und die zwei Jugendlichen deshalb ins Visier gerieten, lässt H&M ebenfalls offen.
*Name von der Redaktion geändert