Schweizer zahlen online bis zu 93 Prozent mehr – das kann man tun
Kleider, Möbel und vieles mehr: Die meisten Produkte sind in Schweizer Online-Shops deutlich teurer als im Ausland. Lässt sich das System austricksen?

Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer zahlen online bis zu 93 Prozent mehr als unsere Nachbarländer.
- Insbesondere die Kleidermarken H&M und Zara verlangen unverhältnismässig hohe Preise.
- Wer weniger zahlen will, muss die Päckli nach Deutschland oder Frankreich liefern lassen.
Die Schweiz ist teuer. Nicht ohne Grund fahren unzählige Schweizer regelmässig für Grosseinkäufe in die Nachbarländer.
Doch auch Online-Shops verlangen in der Schweiz einen satten Aufschlag. Das zeigt eine Recherche der Fédération romande des consommateurs (FRC), die Westschweizer Konsumentenvereinigung.
Die Preisunterschiede haben es in sich: Durchschnittlich zahlen Schweizer bei 20 untersuchten Websites 35 Prozent mehr für die Produkte. Insbesondere Kleidung wird teils deutlich teurer verkauft als in Deutschland, Frankreich und Co.
Durchschnittlich fast 35 Prozent Aufschlag in der Schweiz
Rund 100 Artikel hat die Konsumentevereinigung zwischen Ende 2024 und Anfang 2025 untersucht, wie der «Beobachter» berichtet.
Die Produkte wurden per Zufallsprinzip ausgewählt. Die einzige Anforderung war, dass sie identisch im Französischen, Deutschen und Schweizer Online-Shop verfügbar waren. Für den Vergleich wurde die Mehrwertsteuer der jeweiligen Länder abgezogen.
Wie stark die hohe Schweizer Kaufkraft ausgenutzt wurde, hing stark vom Produkt und Anbieter ab.
Insbesondere die Kleiderläden H&M und Zara stachen bei der Auswertung heraus: H&M verlangt im Schweizer Online-Shop rund 93 Prozent mehr als in Frankreich und 70 Prozent mehr als in Deutschland. Bei Zara sind es 77 und 75 Prozent.
Teile der Aufschläge können zwar durch erhöhte Kosten für Miete und Personal der physischen Geschäfte in der Schweiz entschuldigt werden. Trotzdem scheinen die enormen Preisunterschiede kaum verhältnismässig.
Im Durchschnitt der untersuchten Anbieter kosteten Kleider im Schweizer Online-Shop rund 50 Prozent mehr. Zalando und Birkenstock wiesen Abweichungen von 37 und 35 Prozent auf.
Outdoor und Möbel ebenfalls deutlich teurer
Auch Sportgeschäfte lassen die Schweizer deutlich mehr hinblättern. Bei The North Face und Mammut sind es knapp 30 Prozent. Die Sportmarken Puma, Adidas und Nike verlangen jeweils 33, 42 und 41 Prozent mehr für das gleiche Produkt.
Die Konsumentenvereinigung untersuchte auch Haushaltsgeräte, Videospiele und Möbel. In diesen Kategorien wurden ebenfalls Preisunterschiede festgestellt – grösstenteils zwischen 20 und 50 Prozent.
Für Ikea-Möbel stellte die Untersuchung sogar einen 55-prozentigen Unterschied zu Deutschland fest, zu Frankreich betrug die Erhöhung nur 25 Prozent.
Im untersten Bereich der Preisunterschiede befanden sich die elektronischen Geräte. Sie waren in der Schweiz meist gleich teuer oder sogar billiger.
Hände der Konsumenten gebunden
Als Käufer kann man lediglich versuchen, besonders reisserische Marken nicht zu unterstützen. Will man die Preiserhöhung umgehen, so muss man die Produkte im Online-Shop der Nachbarländer kaufen.
Doch das ist meist sehr umständlich.
Man kann auch aus der Schweiz im französischen oder deutschen Online-Shop bestellen. Allerdings sind Lieferungen in die Schweiz im Regelfall dann nicht mehr möglich.
Die einzige Option: Die Produkte an eine Adresse im jeweiligen Land liefern lassen, wie die Konsumenten-Zeitschrift festhält.
In Deutschland findet man mit einer einfachen Internetsuche Lieferadressen zur Abholung von Paketen in der Nähe der Grenze. In Frankreich kann man das Paket in eine beliebige Postfiliale liefern lassen.
Es gibt Angebote, welche diese Pakete dann in die Schweiz weiterversenden. Alternativ muss man die Bestellung selbst abholen gehen.