Ladendiebe: Experte warnt Schweiz vor Zuständen wie in Kolumbien
Die Zahl der Ladendiebstähle in der Schweiz ist zuletzt stark gestiegen. Ein Sicherheitsexperte vergleicht die Lage gar mit Kolumbien oder Südafrika.

Das Wichtigste in Kürze
- 2024 gab es laut der Polizeistatistik fast 26'000 Ladendiebstähle in der Schweiz.
- Ein Sicherheitsexperte warnt derweil von organisierten Banden.
- Detailhandelsvertreter forderten deshalb 2023 ein Gespräch mit Polizeikommandanten.
Die Polizeistatistik zeigt, dass Ladendiebstähle in der Schweiz seit der Corona-Pandemie stark zugenommen haben.
Im vergangenen Jahr soll es gemäss der Statistik zu fast 26'000 Fällen von Ladendiebstahl gekommen sein. 2014 lag diese Zahl noch bei rund 15'600. Dabei ist anzumerken, dass die Dunkelziffer noch weit höher liegen dürfte.
Experte: «Zustände wie in Kolumbien»
Sicherheitsexperte Erich Glarner warnt gegenüber der «NZZ am Sonntag» vor der Zunahme organisierter Ladendiebstähle in der Schweiz: «Vor zehn Jahren hörte ich Geschichten aus Südafrika oder Kolumbien. Heute muss ich sagen: Wir sind nicht mehr weit von diesen Zuständen entfernt.»
Die Täter agieren professionell, oft in Gruppen, die gezielt in die Schweiz kommen.
Beliebt sind kleine, teure Artikel wie Kosmetik, Elektronik oder Spirituosen – die Beute landet noch am selben Tag online.
Doch auch Gelegenheitsdiebe nutzen Self-Check-out-Systeme, um unbemerkt Waren mitzunehmen.
Obwohl Händler mit Kameras, Alarmetiketten oder Zugangssperren reagieren, fühlen sie sich von der Polizei teils alleingelassen.
Ein Krisengespräch zwischen Detailhandel und Polizeikommandanten im Jahr 2023 brachte eine engere Zusammenarbeit – ob sie fruchtet, bleibt offen.
USA setzt wieder vermehrt auf bediente Kassen
Die Schweiz gilt als Hochburg der Self-Checkout-Kassen. Doch Studien zeigen: In solchen Läden geht rund vier Prozent mehr Ware verloren.
Die Hemmschwelle für Diebstahl sei gesunken, sagt Dagmar Jenni, Direktorin der Swiss Retail Federation, zur Zeitung.
Während internationale Ketten auf diese Entwicklung reagieren, hält der Schweizer Detailhandel daran fest – aus Kostengründen.

Dabei liegt der geschätzte Schaden durch Diebstahl allein in der Schweiz bei über 600 Millionen Franken jährlich. Trotzdem investieren viele Firmen laut Ladendiebstahl-Experte Glarner nur zögerlich in Sicherheit – ein Fehler, wie sich zeigt.
Die Händler selbst vermeiden es oft, offen über das Problem zu sprechen – aus Sorge vor Imageschäden oder Nachahmern.