Hat Bund Rätoromanisch bei der Covid-Kommunikation vernachlässigt?
Eine Studie zeigt auf, dass der Bund bei seiner Covid-19-Kampagne Rätoromanisch nicht von Anfang an mit bedacht hat. Grund zur Empörung gebe es dennoch nicht.

Das Wichtigste in Kürze
- Zu Pandemiebeginn waren Kampagnenmaterialien des BAG nicht sofort auf Romanisch verfügbar.
- Dennoch gebe es laut einer Studie der Uni Freiburg keinen Grund zur grossen Empörung.
- Das BAG betont derweil, dass dem Rätoromanischen eine hohe Bedeutung zugeschrieben wird.
Die Kommunikation während der Covid-19-Pandemie durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) war nicht perfekt. Dies wird unter anderem deutlich, wenn man den Fokus auf das Rätoromanische legt – die vierte Landessprache der Schweiz.
Eine aktuelle Untersuchung der Universität Freiburg, über die «Südostschweiz» zuerst berichtete, zeigt gewisse Mängel auf. So seien zu Beginn der Pandemie Informationen zu Corona auf Rätoromanisch nur sehr schwer auf den BAG-Webseiten zu finden gewesen.
Trotz Kritik betont Mehrsprachigkeitsforscherin Renata Coray jedoch, dass Kampagnenmaterialien nur mit begrenzten Ressourcen umfangreich übersetzt wurden. Es gebe deshalb keinen Grund zur grossen Empörung.
Rätoromanisch: Eine vernachlässigte Sprache?
Dennoch hält die Forscherin fest: Rätoromanisch wurde «nicht von Beginn weg und systematisch bei der Krisenkommunikation des Bundes mitgedacht». Der Fokus habe mehr auf Deutsch, Französisch, Italienisch sowie Englisch gelegen.
Das Problem liegt laut Coray darin, dass Rätoromanisch zwar Landessprache ist, aber nicht als Vollamtssprache des Bundes gilt. Ebenso wird es von der Migrationsbevölkerung nicht gesprochen. Diese «Zwischenposition» scheint zu Verwirrung geführt zu haben.
Erste rote Kampagnenplakate waren Anfang März 2020 noch nicht auf Rätoromanisch verfügbar. Dies führte dazu, dass sie in der Tageszeitung «La Quotidiana» auf Deutsch publiziert werden mussten. Ein Lehrer aus Surselva ergriff daraufhin die Initiative und übersetzte das Plakat ins Surselvische.
BAG reagiert auf Kritik
Das BAG betont in einer Reaktion auf Corays Studie die hohe Bedeutung des Rätoromanischen, wie «Südostschweiz» schreibt. Ausserdem versichert man, dass es systematisch in der Covid-Kommunikation berücksichtigt wurde.
Allerdings räumt das BAG ein, dass wegen enormen Zeitdrucks zu Pandemie-Beginn die rätoromanische Kampagnenwebseite erst mit leichter Verzögerung verfügbar war.