«Fall Adeline»: Geschäftsprüfungskommission kritisiert Regierung

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Genève,

Juristisch ist der «Fall Adeline» bereits seit 2017 geklärt. Die Geschäftsprüfungskommission äussert aber Kritik an den Massnahmen des Genfer Stadtrats.

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Für die Geschäftsprüfungskommission des Genfer Grossen Rates hat die Genfer Regierung nicht alle Massnahmen eingeleitet, um ein neuerliches Drama mit gefährlichen Häftlingen zu verhindern. - sda - KEYSTONE/SALVATORE DI NOLFI

Das Wichtigste in Kürze

  • Im September 2013 wurden Adeline von einem Häftling ermordet.
  • 2017 wurde der Täter zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
  • Die Geschäftsprüfungskommission äussert dennoch Kritik an der Genfer Regierung.

Mehr als sechs Jahre nach der Ermordung der Sozialtherapeutin Adeline ist die politische Aufarbeitung immer noch nicht abgeschlossen. Die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates äusserte sich am Montag besorgt, dass sich der «Fall Adeline» wiederholen könnte.

Eltern von Adeline
Die Eltern von Adeline (l. und m.) und ihr Anwalt (r.) machen sich am 15. Mai 2017 auf den Weg ins Gericht. - keystone

Der Genfer Staatsrat habe nicht alle Massnahmen ausgeschöpft, um eine Wiederholung des Dramas zu verhindern. So kritisierten Vertreter der Geschäftsprüfungskommission am Montag vor den Medien den Rat. Sie entschieden sich einstimmig, dem Parlament die Rückweisung der Stellungnahme der Regierung zum Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zu beantragen.

Die PUK hatte eine Reihe von Massnahmen empfohlen, um ein neuerliches Drama zu verhindern. Vor einem Jahr hat der Genfer Staatsrat seinen Bericht zu den Empfehlungen der PUK abgegeben.

Das Hauptproblem, das die Geschäftsprüfungskommission geltend macht, ist das fehlende Konzept für sozialtherapeutische Massnahmen. Dies sagte der Vizepräsident der Kommission, Bertrand Buchs (CVP), vor der Presse. Dies sei dringend notwendig, um langjährigen Häftlingen bei der Vorbereitung auf die Freiheit und die Reintegration zu helfen.

Bertrand Buchs
Bertrand Buchs, Vizepräsident der Geschäftsprüfungskommission, spricht zur Presse. - keystone

Der Staatsrat sehe darin ein Versprechen für die ferne Zukunft. Die Geschäftsprüfungskommission hingegen erachte dies als wichtiges Element, um eine Wiederholung des Dramas zu verhindern. «Wir beharren darauf, dass die Exekutive dieses Dossier prioritär behandelt und raschmöglichst ein Konzept für sozialtherapeutische Massnahmen vorlegt». Fuhr Buchs fort.

Kritik an neuer Hafteinrichtung

Besorgt äusserte sich die Geschäftsprüfungskommission auch über die neue Hafteinrichtung Curabilis, in dem gefährliche Häftlinge mit psychiatrischen Problemen untergebracht werden. Es sei unklar, ob es sich nun bei Curabilis um ein Gefängnis-Hotel oder um ein Hotel-Gefängnis handle, sagte Buchs weiter.

Entgegen den Empfehlungen der PUK sei es vorgekommen, dass sich ein Aufseher alleine in der Institution befunden habe. Selbst das medizinische Personal werde teilweise für Sicherheitsaufgaben eingespannt, was wirklich nicht seine Rolle sei.

«Fall Adeline» juristisch längst abgeschlossen

Juristisch ist der Fall längst erledigt. Der Mörder der damals 34-jährigen Genferin Adeline wurde am 24. Mai 2017 rechtskräftig zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe und einer ordentlichen Verwahrung verurteilt. Vor der Tat sass er in dem auf Resozialisierung spezialisierten Zentrum «La Pâquerette», das nach der Tat geschlossen worden war.

Die junge Frau war am 12. September 2013 während eines Freigangs vom Häftling in einen Wald entführt worden, wo der französisch-schweizerische Täter ihr die Kehle durchschnitt. Der Täter war bereits wegen zweier 1999 und 2001 begangenen Vergewaltigungen zu einer Freiheitsstrafe von 20 Jahren verurteilt worden.

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