Epstein-Spuren führen bis in die Schweiz
Neu veröffentlichte Dokumente zu Jeffrey Epstein legen nahe, dass dessen Sexhandelsnetzwerk auch Spuren in die Schweiz führte.

Das Wichtigste in Kürze
- E-Mails zeigen Epsteins Schweiz-Bezüge: Zürich, Genfer Konten, Zuger Crypto Valley.
- Epstein und Bannon diskutierten heimlich über Krypto und Schweizer Kontakte.
- Epstein interessierte sich stark für Krypto als Mittel politischer Einflussnahme.
Die Veröffentlichung der Epstein-Akten beschäftigt die Politik in den USA seit geraumer Zeit.
Nun zeigt sich: Die Spuren von Jeffrey Epstein reichen bis in die Schweiz!
E-Mails deuten auf mögliche Rekrutierungen junger Frauen in Zürich hin. Ebenso auf Verbindungen zu Genfer Bankkonten und zu Tech-Kreisen in Zug. Die «NZZ am Sonntag» berichtete zuerst.
Jeffrey Epstein hat wohl in Zürich Frauen rekrutiert
In einer E-Mail aus dem Oktober 2016 bietet eine unbekannte Person Epstein eine «Assistentin aus Zürich» an. Sie schreibt, es gebe «new ones here in Zurich but not in NY or Paris yet.» Also «Neue» hier in Zürich, aber noch nicht in New York oder Paris.
In den USA wurde der Begriff «Assistentin» im Kontext von Epsteins Sexhandel häufig als Codewort verwendet. Eine Vertreterin von Opferorganisationen überrascht dies laut Zeitung kaum: Epstein habe auch in Europa gezielt Frauen anwerben lassen.
Unklar ist, ob die US-Ermittlungsbehörden das erst kürzlich veröffentlichte E-Mail bereits kannten. Laut dem Schweizer Bundesamt für Justiz haben die USA im Zusammenhang mit Epstein bisher kein Rechtshilfeersuchen gestellt.
Die «NZZ am Sonntag» verweist zudem auf einen Anfang November in den USA publizierten Bankbericht. Daraus gehe erstmals hervor, dass Epstein bei der HSBC Private Bank in Genf drei Konten unterhielt.
Verbindungen ins Crypto Valley
Auch Epsteins Interesse an Kryptowährungen zieht Spuren in die Schweiz.
Wie aus den E-Mails hervorgeht, stand er dazu in engem Austausch mit Steve Bannon, dem rechtskonservativen Strategen und ehemaligen Berater von Donald Trump.
Anfang März 2018 reiste Bannon in die Schweiz, um an einer «Weltwoche»-Veranstaltung in Oerlikon vor rund 1500 Zuhörerinnen und Zuhörern aufzutreten.
Während seines Aufenthalts besuchte er auch das Crypto Valley in Zug – eines der weltweit wichtigsten Zentren für Blockchain-Technologie.
Neu ist nun bekannt: Nur wenige Tage vor seinem Schweizbesuch tauschte sich Bannon online vertraulich mit Epstein über Kryptowährungen aus.
In einer Nachricht schrieb er von «Swiss guys» und vermittelte Epstein schliesslich einen amerikanischen Krypto-Experten, der mit diesen Schweizer Kontakten zusammengearbeitet haben soll. Wer genau hinter den erwähnten «Swiss guys» steckt, bleibt unklar.
Epstein interessierte sich für politischen Einfluss über Krypto
Die E-Mails legen jedoch nahe, dass es Epstein dabei nicht nur um technisches Know-how ging. In mehreren Nachrichten erkundigte er sich bei Bannon, wie sich Kryptowährungen für politische Kampagnen nutzen oder als Spenden einsetzen lassen könnten.
Die Unterlagen deuten damit darauf hin, dass Bannon während seiner Schweizreise nicht nur öffentlich auftrat, sondern auch im Auftrag Epsteins aktiv war. Und dass es dabei um mögliche Einflussnahme durch digitale Finanzstrukturen ging.

















